Polizisten sperren eine Straße
Die Polizei war mit vielen Einsatzkräften vor Ort und rief die Menschen auf, die Gegend um den Tatort weiträumig zu meiden. Bildrechte: IMAGO/CTK Photo

Tschechien Tote und Verletzte bei Schießerei an Prager Universität

21. Dezember 2023, 21:59 Uhr

Großeinsatz in der Prager Innenstadt: An einer Fakultät der renommierten Karls-Universität wurden Schüsse abgegeben. Nach Angaben der Polizei wurden mindestens 14 Menschen getötet.

Nach dem verheerenden Schusswaffenangriff an der Karls-Universität in Prag haben die Behörden die Zahl von 14 Toten offiziell bestätigt. Das sagte der tschechische Polizeipräsident Martin Vondrasek am späten Donnerstagabend auf einem im Fernsehen übertragenen Briefing. Zuvor hatte er von 15 Toten gesprochen.

Man gehe davon aus, dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen Studenten der Hochschule handele, der kurz zuvor seinen Vater ermordet habe und deswegen gesucht worden sei. Die formelle Identifikation stehe aber noch aus.

25 Verletzte, davon zehn schwer

Es dürfte der schlimmste Schusswaffenangriff in der Geschichte der seit 1993 unabhängigen Tschechischen Republik sein. Nach den neuen Angaben wurden 25 Menschen verletzt, davon zehn schwer bis lebensgefährlich. Sie wurden auf zahlreiche Krankenhäuser verteilt.

Der tschechische Innenminister Vit Rakusan sagte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen CT, es gebe keine Hinweise auf einen zweiten Schützen oder auf einen terroristischen Hintergrund. Rakusan rief die Bevölkerung dennoch auf, den Anweisungen der Polizei zu folgen.

Polizei mit Großaufgebot vor Ort

Ein männlicher Schütze hatte am Nachmittag im Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät im Stadtzentrum das Feuer eröffnet. Auch er war tot. Ob er erschossen wurde oder sich selbst richtete, war noch unklar.

Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, darunter Spezialkräfte. Die Menschen wurden aufgerufen, die Gegend weiträumig zu meiden. Anwohner sollten nicht aus dem Haus gehen.

Der tschechische Präsident Petr Pavel zeigte sich "schockiert" über den Angriff. Er sprach den Angehörigen der Opfer im Onlinedienst X sein "tiefes Bedauern und aufrichtiges Beileid" aus.

TV-Sender Nova berichtet von Explosion

Auf Fotos war zu sehen, wie Studenten das Universitätsgebäude mit erhobenen Armen verlassen. Nach einem Bericht des Fernsehsenders Nova soll sich der Schütze zuletzt auf dem Dach des Fakultätsgebäudes aufgehalten haben. Auch eine Explosion sei demnach zu hören gewesen.

Studenten und Mitarbeiter der Universität teilten in den sozialen Medien zwischenzeitlich mit, sie hätten sich in Hörsälen und Büros verbarrikadiert. Sie sollten dann nach und nach aus dem Gebäude gebracht werden. Der Rettungsdienst schickte mehrere Rettungswagen, Notärzte und einen Großraumrettungswagen zum Einsatzort.

Tat ruft international Bestürzung hervor

International rief der Vorfall Bestürzung hervor. "Der Anschlag mitten in Prag trifft Europa im Herzen. Wir sind in Trauer", erklärte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) im Onlinedienst X.

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reagierte schnell auf die Nachrichten. "Ich bin schockiert über die sinnlose Gewalt, die heute mehrere Menschenleben in Prag gefordert hat", erklärte sie bei X und drückte ihr Beileid aus. Von "erschütternden Nachrichten" schrieb Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die wie auch die französische Ministerpräsidentin Elisabeth Borne ihre "Solidarität" ausdrückte.

Auch Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow bekundete seine Solidarität mit der Karls-Universität: "Ich bin schockiert von den Nachrichten, die uns aus Prag erreichen. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer, denen ich mein aufrichtiges Beileid aussprechen möchte." Der Freistaat Sachsen und viele Hochschulen seien mit der Prager Karls-Universität eng verbunden, so Gemkow.

dpa, afp, MDR (mze)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 21. Dezember 2023 | 16:30 Uhr

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