Bremslicht eines Autos
Wissen, wer bremst – angezeigt vorne und hinten. Eine Innovation aus der Slowakei, die bald auch in Italien getestet werden soll. Bildrechte: picture alliance / Rolf Kremming | Rolf Kremming

Innovation Für mehr Verkehrssicherheit: Slowakei bringt vordere Bremsleuchte voran

19. Mai 2023, 05:00 Uhr

Ein vorderes Bremslicht sei ein simpler Weg, Menschenleben zu retten, sagt ein slowakischer Unternehmer. Er hat zusammen mit Forschern aus Deutschland eine Bremsleuchte für vorn entwickelt. Tests in der Slowakei laufen noch. Doch die Idee stößt bereits in Brüssel auf Interesse. Auch Italien will die Innovation testen.

Der dünne LED-Streifen vorn an der Kühlerhaube des Autos leuchtet grün auf. Das Bremsen sollte nicht nur hinten ankommen, erklärt Lubomir Marjak. Der slowakische Unternehmer hat die Leuchten hergestellt, die vorne zeigen, dass gebremst wird.

Die Idee wurde schon in den Neunzigern diskutiert. Marjak sagt: "Unsere Firma kommt aus der Autoindustrie, und da hat mich der Gedanke interessiert. Es kann Menschenleben retten, zum Beispiel auf Autobahnen, am Stauende, an Kreuzungen, beim Abbiegen oder an Fußgängerampeln und Zebrastreifen."

Es kann Menschenleben retten, zum Beispiel auf Autobahnen, am Stauende, an Kreuzungen, beim Abbiegen oder an Fußgängerampeln und Zebrastreifen.

Lubomir Marjak, slowakischer Unternehmer

Test läuft seit vergangenem Herbst

Alle wüssten dann, ob ein Auto wirklich bremse. Auch für Rettungswagen im Einsatz wäre das wichtig. Sie könnten schneller fahren, wenn sie sehen würden, dass die anderen tatsächlich anhalten. Seine Idee hat Marjak im Jahr 2014 dem deutschen EU-Abgeordneten Dieter Koch vorgelegt. Kurz darauf wurde Lubomir Marjak nach Brüssel eingeladen.

Dann ging es los: "Zusammen mit Bonner Forschern haben wir ein Team gebildet und systematisch an diesem Projekt gearbeitet", erzählt er. Der erste Test unter realen Bedingungen läuft seit dem vergangenen Herbst in der Slowakei. Inzwischen sind mehr als 3.000 Fahrzeuge daran beteiligt – Privatautos, aber auch Busse, Krankenwagen oder Taxis.

Täglich neue Anträge

Jeden Tag kommen Marjak zufolge zehn bis 20 Anträge dazu. Auch bei der Polizei klingele jeden Tag das Telefon, erzählt Tomas Vrabel, der oberste Verkehrspolizist der Slowakei. Von der großen Nachfrage und den ersten Zahlen sei er angenehm überrascht:

"Bis heute haben wir fast 500 Verkehrsunfälle weniger registriert als vor einem Jahr. Ich bin davon überzeugt, dass auch dieses Projekt dazu beigetragen hat und die Sicherheit auf unseren Straßen erhöht", sagt Tomas Vrabel. Außerdem habe bisher kein Auto mit einer neuen grünen Bremsleuchte einen Unfall verursacht. Den Praxistest in der Slowakei begleitet die Universität in Zilina, nach dem Abschluss Ende August ist eine große Umfrage geplant.

Innovation für Europa

Einer, dessen Auto beim Bremsen vorn schon leuchtet, ist der slowakische EU-Parlamentarier Ivan Štefanec. Jetzt in Brüssel wirbt er dafür, dass der spottbillige LED-Streifen nicht nur zugelassen wird, sondern dass er verpflichtend kommt. Denn die Innovation bekäme gutes Feedback im Europaparlament und in der EU-Kommission:

"Meine Kollegen und ich warten jetzt auf die Testergebnisse, damit wir das in europäisches Recht gießen können. Neben Brüssel ist auch Italien an der Idee interessiert. Im März waren italienische Verkehrsexperten zu Besuch. Schon im September ist dort eine weitere Testphase geplant.

Und zwar gleich mit 10.000 Testautos, später mit bis zu 100.000, mit Mofas und Motorrädern, sagt Štefanec. Italien als großer Autobauer könne das Projekt weiter vorantreiben, heißt es.

Der Direktor des beteiligten Bonner Instituts für Rechts- und Verkehrspsychologie, Bernhard Kirschbaum, lobt die Initiative aus der Slowakei. Die vordere Bremsleuchte sei ein weiterer Beweis dafür, dass die Slowakei nicht nur ein wichtiges Produktionsland, sondern auch ein wichtiges Innovationsland für die Autoindustrie in Europa sei.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 19. Mai 2023 | 06:00 Uhr

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