Besetzung

Florian Geißelmann

Welche Denkanstöße, Impulse, Botschaften kann man aus der Serie mitnehmen?

Arbeitsfoto "Wer wir sind"
Florian Geißelmann während der Dreharbeiten zur sechsteilige Serie "Wer wir sind" Bildrechte: MDR/viafilm/Felix Abraham

Ich glaube, die Serie schafft ein Veranschaulichen der Komplexität, selbst im kleinen Kontext von Halle. Dass es Brücken zwischen politischen Gruppen und Meinungsvertretern braucht, wo bisher keine waren, weil alle ihr eigenes Süppchen kochen. Jetzt aber sitzen wir alle in einer immer schneller kochenden Suppe und brauchen das Zusammenschließen von Branchen, Machthabern, Generationen und Individuen. Sobald man ein Interesse daran hat, die Sicht der anderen Seite zu begreifen, beginnt man, sich verstehen zu wollen und aufeinander zuzugehen. Ich glaube auch, dass wir eine Abkopplung von Meinung und Identität brauchen. Wie soll sich eine politische Haltung denn bitte verändern, wenn ich sie wie eine Bärenmutter verteidige. Natürlich muss man für die Zukunft kämpfen, aktuell mehr denn je, aber wenn es auf ‚die anderen‘ wie ein Kampf wirkt, der sie zusätzlich bedroht, werden sie wohl kaum in unser Boot steigen. Die Revolution sexier zu machen, ist effektiver als den Untergang deutlich.

Wie waren die Dreharbeiten und wie hat Ihnen der Drehort Halle gefallen?

Intensiv und spannend. Als mein erster großer Dreh war sowieso schon alles sehr aufregend, und dann einen solch gut geschrieben Charakter spielen zu dürfen, war schon sehr viel. Auch die detaillierte und trotzdem sehr offene Arbeitsweise von Charlotte Rolfes und Brigitte Simons haben mir sehr zugesagt und mich in meinem Spiel unterstützt. Da habe ich die langen Drehtage und kurzen Takes fast gar nicht mitbekommen.“

Mina-Giselle Rüffer

Wie wichtig ist es, die Thematik der Serie im Fernsehen zu behandeln?

Arbeitsfoto "Wer wir sind"
Szene mit Mina-Giselle Rüffer und Han Nguyen während der Dreharbeiten zur sechsteilige Serie "Wer wir sind" Bildrechte: MDR/viafilm/Felix Abraham

Serien und Filme erlauben es, politische Inhalte auf eine eindringliche, emotionale und vielschichtig Weise zu vermitteln. Etwas, wofür so umfassend wenig Platz in anderen Medien wie z.B. den Nachrichten, Talkshows oder Lehrbüchern bleibt. Ich vermute, dass vielen Menschen häufig der emotionale Bezug zu politischen und gesellschaftlich relevanten Themen fehlt und somit ein Desinteresse oder sogar eine Antihaltung entstehen kann. ‚Wer wir sind‘ erlaubt es jedoch, dem Publikum, egal ob jung oder alt, Klimaaktivisten und junge Erwachsene, die in unserer Gesellschaft keinen Platz für Halt und eine Aussicht auf eine lebenswerte Zukunft finden, hautnah kennen zu lernen und im besten Fall auch zu verstehen. Es bietet die Möglichkeit, andere Perspektiven einzunehmen, um die Ängste um unsere Zukunft, um das Klima und vor einer sich immer zuspitzenden weltpolitischen Lage zu fühlen. Daher ist es meiner Meinung nach essenziell, politische Themen im Fernsehen und auf erzählerische und künstlerische Weise darzustellen.“

Joshua Hupfauer

Welche Denkanstöße, Impulse, Botschaften kann man aus der Serie mitnehmen?

Wer wir sind - Episode 3 "Die-in"
Szene aus "Wer wir sind": Niklas Fischer (Joshua Hupfauer) beim Verhör im Haus des Jugendrechts mit Catrin Kogan (Franziska Weisz) und Marco Tietze (Robin Sondermann) (re.). Bildrechte: MDR/VIAFILM/Felix Abraham

Ich finde, ein schöner Impuls ist der Titel geworden: „Wer wir sind“. Weil er alle Figuren und alle Perspektiven miteinschließt. Ein Unternehmer, der Umweltschutz instrumentalisiert, um sein Image reinzuwaschen. Ein Systemsprengerkind, das ganz andere Probleme hat, als sich dem Klima zu widmen. Ein wohl situierter Umweltaktivist, der sich im Protest radikalisiert, um etwas zu bedeuten. Wir sind das ALLES. Alle gehören dazu. Was immer auch passiert? Klimawandel, Rassismus, soziale Ungerechtigkeit etc. Die Liste ist lang. Wir alle verhalten uns früher oder später dazu auf unterschiedlichste Weise und aus unterschiedlichsten Gründen. Wir hängen zusammen. Wir bedingen uns gegenseitig. Und wir sind nicht voneinander zu trennen. Und das ist komplexer als irgendeine Botschaft. Es gibt hier keine Botschaften, die einer einzigen Erzählung folgen. Weil Botschaften zu einfach sind. Ich finde toll, dass inhaltlich nichts an dieser Serie einfach ist.“

Die Diskussion um die Umwelt und die Zukunft der Erde wird intensiv geführt, die Meinungen und Aktionen driften auseinander. Wie wünschen Sie sich diesen Diskurs und was könnte man besser machen?

Joshua Hupfauer: „Ich finde zum Beispiel ‚Die letzte Generation‘ und andere KlimaaktivistInnen in Deutschland als ‚Klima–RAF‘ zu bezeichnen, wie das dieses Jahr von verschiedenen politischen und nicht-politischen Stimmen, auch im Fernsehen, schon öfter gesagt wurde, fragwürdig. Solche flapsigen Bemerkungen bei Lanz auf dem Sofa sind nun mal wirksam. Dass ein so großer Teil unserer Bevölkerung in Deutschland eine solch unstillbare Aggression gegen die KlimaaktivistInnen hegt und sie am liebsten über den Haufen fahren würde, kommt ja nicht von irgendwo her. Und das finde ich besorgniserregend. Deshalb würde ich mir wünschen, dass diese Narrative von den ‚faulen, arbeitslosen Hippiekiffern‘ bis hin zu den ‚fanatischen Klimaterroristen‘ weniger Rückhalt im öffentlichen Diskurs bekämen.“

Chieloka Jairus

Welche Denkanstöße, Impulse, Botschaften kann man aus der Serie mitnehmen?

Wer wir sind - Episode 4 "Last Exit"
Szene aus "Wer wir sind" Felix Sylla (Chieloka Jairus) tritt in den Hungerstreik, um sich Gehör zu verschaffen. Bildrechte: MDR/VIAFILM/Felix Abraham

Ich bin der Auffassung, dass Medien, insbesondere soziale Medien, einen erheblichen Einfluss auf die heutige Generation ausüben, oft sogar unbewusst. Dieser Einfluss tendiert dazu, unwichtige oder sogar negative Themen in den Mittelpunkt zu rücken. Ich halte es für von großer Bedeutung, dass die Medien vermehrt ihre Aufmerksamkeit auf relevante Themen lenken sollten. Bedauerlicherweise wird oft leichte Unterhaltung wichtigen Anliegen vorgezogen. Ich finde, jeder sollte seine eigenen Denkanstöße und Botschaften aus der Serie ziehen und seine eigene Meinung dazu bilden, da die Generationen und ihre Konflikte sehr gut dargestellt werden. Dadurch können beide Generationen voneinander lernen und vielleicht die Gedanken und Handlungen des anderen besser verstehen.

Die Miniserie „Wer wir sind“ handelt von Umweltaktivisten, deren Radikalisierung, dem Aufeinanderprallen der Generationen. Wen spielen Sie und wie lässt sich die Rolle beschreiben, was macht sie aus?

Felix Sylla ist der Sohn eines Lokalpolitikers aus Halle. Er studiert Jura, um Ungerechtigkeiten zu bekämpfen und sich die Kenntnisse über seine Rechte anzueignen. Felix ist halb schwarz und hat Rassismus erlebt, was ihn verletzlich, aber auch stark gemacht hat. Er ist sehr empathisch und kämpft leidenschaftlich gegen Ungerechtigkeiten an. Felix ist Teil einer Gruppe, die für diejenigen spricht, die ähnliche Erfahrungen machen, aber schweigen. Er setzt sich nicht nur für sich selbst ein, sondern auch für andere, und seine Handlungen vermitteln eine wichtige Botschaft über soziale Gerechtigkeit und Empathie in der Serie. Und das, finde ich, sagt viel über seinen Charakter aus.

 "Wer wir sind" KeyVisual  „Wer wir sind“ sechsteilige Serie mit Lea Drinda und Franziska Weisz in den Hauptrollen.
„Wer wir sind“ sechsteilige Serie mit Lea Drinda und Franziska Weisz in den Hauptrollen. Bildrechte: MDR/viafilm/Felix Abraham