Interview Lea Drinda

Die Miniserie „Wer wir sind“ handelt von Umweltaktivisten, deren Radikalisierung, dem Aufeinanderprallen der Generationen ... Sie spielen die junge Aktivistin Luise, wie lässt sich die Rolle beschreiben und was macht sie aus?

Wer wir sind - Episode 5 "Tipping Point"
Luise Kugon (Lea Drinda) trauert um ihre Freundin Vanessa auf dem Platz. Bildrechte: MDR/VIAFILM/Felix Abraham

Luise ist in einem geschützten Umfeld in einem gut situierten Elternhaus aufgewachsen und hat auch in der Schule Erfolg. Ihr Leben und ihre Wünsche nehmen eine drastische Wendung, als sie die Konflikte zwischen Protestierenden, Rechtsradikalen und der Polizei erlebt. Ein friedlicher Protest gegen die Umweltverschmutzung eines Konzerns in Halle, der eskaliert und mit einer Schwerverletzten endet. Das Gefühl von Hilflosigkeit und die Willkür der Umstände treiben Luise in eine neue Richtung, an neue Grenzen.

In der Serie bekommt die Beziehung von Mutter und Tochter eine ganz eigene Dynamik. Wie entwickelt sich das Verhältnis?

Wir steigen mit einem recht neutralen Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ein, doch dann beginnt Luise während des Protests und dem Umgang seitens der Polizei gegenüber ihren neu gefundenen Freunden, die Moral und das Wertesystem ihrer Mutter mehr und mehr zu hinterfragen. Im Laufe der Geschichte spalten sich ihre Standpunkte so weit, dass sie plötzlich auf gegenüberliegenden Seiten stehen.

Wer wir sind - Episode 5 "Tipping Point"
Catrin Kogan (Franziska Weisz) und Luise (Lea Drinda) geraten auf dem Platz in Streit. Bildrechte: MDR/VIAFILM/Felix Abraham

Da das Beschaffen interner Information einem höheren Ziel dient, tut sich Luise nicht sonderlich schwer damit, ihre Mutter zu hintergehen. Trotz aller Umstände wird am Ende wieder klar, dass das Band zwischen Mutter und Tochter nahezu unzertrennlich ist. Und dass sie einander nichts Böses wollen, sondern lediglich zu ihren Überzeugungen stehen müssen. Das haben Sie gemeinsam.

Die Diskussion um die Umwelt und die Zukunft der Erde wird intensiv geführt, die Meinungen und Aktionen driften auseinander. Wie wünschen Sie sich diesen Diskurs und was könnte man besser machen? Welche Denkanstöße, Impulse, Botschaften kann man aus der Serie mitnehmen?

In ‚Wer wir sind‘ werden viele akute und schwerwiegende Themen angesprochen, so unter anderem die Klimakrise, in der wir stecken, die sich stetig weitende Schere zwischen Arm und Reich, der immer noch präsente Antisemitismus und Rassismus, den Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund täglich in Deutschland erleben. Sowie auch die eventuellen Generationskonflikte, die sich im privaten Rahmen ergeben. Es ist unsere Aufgabe, uns mit diesen Themen zu beschäftigen und sie anzusprechen, wenn wir sie angehen und lösen wollen. Daher ist es essentiell, dass sie auch in der Filmbranche und vor allem im öffentlich-rechtlichen Fernsehen aufgegriffen werden. Filme geben uns einen einzigartigen, empathischen, nahbaren und detaillierten Einblick in die Lagen und Gefühle der Charaktere und den Themen, mit denen sie zu kämpfen haben. Man ist also nicht nur informiert, sondern geht mit den Einzelschicksalen emotional mit. Mit dem Herz als treibende Kraft.

Wie waren die Dreharbeiten und wie hat Ihnen der Drehort Halle gefallen?

Wer wir sind
Szenenbesprechung mit Regisseurin Charlotte Rolfes, Lea Drinda, Chieloka Jairus und Joshua Hupfauer Bildrechte: MDR/VIAFILM/Felix Abraham

Ich war sehr froh, mit Regisseurin Charlotte Rolfes arbeiten zu dürfen, weil sie mir alles geben konnte, was ich brauchte, um wieder 17 zu werden. Auch das gesamte Team und der Cast sind mir sehr ans Herz gewachsen. Es war eine schöne Zeit in Halle – trotz immer tiefer sinkenden Minusgrade, denn es war der kälteste Winter seit über 10 Jahren in Halle. Generell bin ich gerne im Osten, die Leute, der Schnack – da komm ich her, das macht mich nostalgisch.

Wie würden Sie die Frage beantworten: In welcher Welt will ich leben und wie weit bin ich bereit, dafür zu gehen?

Ich nehme die Welt so, wie sie ist. Auch wenn die Lage manchmal erdrückend schwer zu sein scheint. Ich will mich nicht in Utopien verbeißen, weil es mich nicht unbedingt glücklicher gemacht hat. Alles ein wenig langsamer, das wäre mein größter Wunsch.

 "Wer wir sind" KeyVisual  „Wer wir sind“ sechsteilige Serie mit Lea Drinda und Franziska Weisz in den Hauptrollen.
„Wer wir sind“ sechsteilige Serie mit Lea Drinda und Franziska Weisz in den Hauptrollen. Bildrechte: MDR/viafilm/Felix Abraham