Regie, Drehbuch und Produktion

Charlotte Rolfes, Regisseurin

Was war Ihnen bei der Inszenierung wichtig?

Mir ist wichtig, dass sich die Vorbereitung und Kreativität von Autorinnen und Autoren, Produzentinnen und Produzenten, Regisseurinnen und Regisseure sowie Kamerapersonen in dem Moment entfalten kann, wenn Schauspielerinnen und Schauspieler beginnen zu spielen. Dafür brauche ich genügend Raum und gut geschriebene Szenen.

Wer wir sind
Regisseurin Charlotte Rolfes Bildrechte: Manju Sawhney

In ‚Wer wir sind‘ erleben wir Luise (Aktivistin) auf ihrer Reise zu einer eigenen politischen Haltung im permanenten Konflikt mit ihrer Mutter Catrin (der Elterngeneration). Mein Ziel war, diese unterschiedlichen Perspektiven so zu inszenieren, dass für beide Seiten Empathie entsteht. Denn die Inszenierung soll die Zuschauenden zuallererst emotional berühren und sie im zweiten Schritt dazu bringen, über die Themen der Serie nachzudenken.

Die Welt, in der ich leben will, wird durch aktive Beteiligung geschaffen. Das betrifft unsere Umwelt, soziale Gerechtigkeit und den Kampf gegen rechte Gewalt. Die Zeit in der wir uns fragen ‚Was kann ich als Einzelperson schon ausrichten?‘ ist für mich endgültig vorbei. Es liegt an uns, welche Geschichte wir schreiben werden und in was für einer Gesellschaft wir leben möchten. Als Regisseurin will ich Zuschauenden mit uns unbekannten Haltungen und Menschen in Kontakt bringen und eine berührende Geschichte über sie erzählen. Das ist die Kraft von Fiktion, dass Filme und Serien etwas in dir bewegen und somit dem Alltag und der Perspektive etwas Neues hinzufügen bzw. sie verändern. In ‚Wer wir sind‘ haben wir ein drängendes und aktuelles Thema in den Mittelpunkt gestellt: den Dialog zwischen Jung und Alt. So verstehe ich auch die Störaktionen jener, die sich als ‚letzte Generation‘ ansehen: Handelt endlich – damit wir eine Zukunft haben! Die Klimakrise betrifft uns alle. Die enge Zusammenarbeit zwischen den Generationen halte ich dafür für entscheidend und überfällig.“

Marianne Wendt und Christian Schiller, Creatoren und Drehbuch

Wie sind Sie auf die Idee gekommen und was hat die Stoffentwicklung so besonders gemacht?

Wer wir sind
Creatorin und Drehbuchautorin Marianne Wendt Bildrechte: Frédérique Veith

Marianne Wendt: Als Geschichtenerzähler haben wir die Möglichkeit, die wichtigen Themen der Zeit nicht nur im eigenen Leben zu reflektieren, sondern in einen größeren gesellschaftlichen Kontext zu stellen. Unser Ziel ist es, aktuelle gesellschaftliche Strömungen auf realistische, wenn auch verdichtete Art und Weise zu thematisieren. Die Frage nach Arm und Reich, nach Herkunft und sozialen Schichten ist unserer Meinung nach für Lösungen im Sinne einer gerechten und lebenswerten Zukunft genauso wichtig wie die Frage nach dem Raubbau an unseren Ressourcen und der Doppelmoral derjenigen, die über die Zukunft zu entscheiden haben.“

Wer wir sind
Creator und Drehbuchautor Christian Schiller Bildrechte: Frédérique Veith

Christian Schiller: Unser Ziel war es, mit der Serie Fragen zu stellen und gegenseitiges Verständnis herzustellen: Warum vertrauen die Jugendlichen ihren Eltern nicht mehr, dass sie Lösungen für die Widersprüche der modernen Welt und für die Probleme unserer Zeit finden können? Von Anfang an hat uns die Kluft zwischen den Generationen interessiert, die zu einem großen Teil aus Schuldzuweisungen und Unverständnis anstelle von gemeinsamen Lösungsansätzen besteht. Das bringt uns alle als Gesellschaft jedoch nicht weiter. Wir verstehen ‚Wer wir sind‘ als ein Plädoyer für Veränderung.

Benedikt Böllhoff und Max Frauenknecht, Produzenten (VIAFILM)

Wie wichtig war die Auswahl der Regie und des Ensembles auch hinsichtlich einer authentischen Darstellung?

"Wer wir sind" - Produzenten Benedikt Böllhoff (li.) und Max Frauenknecht (VIAFILM)
"Wer wir sind" - Produzenten Benedikt Böllhoff (li.) und Max Frauenknecht (VIAFILM) Bildrechte: VIAFILM/Marc Reimann

Benedikt Böllhoff: Authentizität war bei der Produktion der Serie ‚Wer wir sind‘ ein zentraler Ausgangspunkt für alle Entscheidungen. Die Figuren und ihre Besetzung orientieren sich genauso wie alle externen Spielorte an der Vielfältigkeit Halles und der Region. Für die Besetzung galt es hierbei vor allem, die vielfältigen Figuren aus den Drehbüchern herauszuarbeiten und mit Glaubwürdigkeit und Qualität zu besetzen. Nur beispielhaft sei an dieser Stelle erwähnt, dass für die Rolle von Igor Arsalan Naimi besetzt wurde. Er ist ein ukrainischer Jungschauspieler und im Sommer 22 nach Deutschland geflüchtet. Unsere Casterin Karimah El Giamal hat ihn nach einer aufwändigen Suche online gefunden.

Max Frauenknecht: Regisseurin Charlotte Rolfes hat uns mit ihrer Inspiration und dem Zugang zur Serie überzeugt. Sie bringt eine Nähe zu beiden Generationen mit, was zentral für die Glaubwürdigkeit des Stoffes ist. Darüber hinaus gefällt uns der frische, moderne Stil und die kreative Persönlichkeit, die man in so vielen Facetten des Projekts wiederfindet.

 "Wer wir sind" KeyVisual  „Wer wir sind“ sechsteilige Serie mit Lea Drinda und Franziska Weisz in den Hauptrollen.
„Wer wir sind“ sechsteilige Serie mit Lea Drinda und Franziska Weisz in den Hauptrollen. Bildrechte: MDR/viafilm/Felix Abraham