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Der Rasen darf sich entfalten - bei Hecken oder Bäumen sieht die Sache rechtlich schon ganz anders aus. Bildrechte: IMAGO

Der Redakteur | 19.05.2023Mit Nagelschere und Lineal? Diese Rasenhöhe ist im Gärten vorgeschrieben

16. Mai 2023, 15:30 Uhr

Zierrasen oder Blumenwiese? Darf mein Nachbar mir bei der Gartengestaltung reinreden? Wo sind die Grenzen der Einmischung an der Grundstücksgrenze? Der Redakteur beschäftigt sich mit Rasenlänge und skeptischen Blicken von besorgten Gartennachbarn.

Der Rasen darf wachsen. Auch mit Blick auf die Löwenzahnschirmchen, die sich dann bösartig in den englischen Zierrasen krallen. Daraus kann auch niemand irgendwelche Rechte ableiten. Die eigenen Überzeugungen oder Ideologien in Sachen Rasenpflege müssen und sollten friedlich nebeneinander existieren.

Für die Details in Sachen Abstände, Spaliere, Überwuchs, Baumpflege usw. ist die Übersicht zum Nachbarrecht des Thüringer Justizministeriums ganz hilfreich. Auf 55 Seiten ist sehr detailreich erläutert, welche Abstände bei welchem Gewächs gelten. Ein Beispiel: Die Hecke.

Hecke richtig stutzen - diese Abstände gelten

Hecken sind Machtdemonstration, Grenzwall und Sichtschutz zugleich. Für sie gelten verschiedene Vorschriften. Exemplare, die nicht höher als einen Meter werden, müssen mit einem Abstand von 25 Zentimetern angepflanzt werden, 50 Zentimeter Abstand sind bei Hecken einzuhalten, die bis 1,50 Meter hoch wachsen. Bis zwei Meter sind es schon 75 Zentimeter Abstand.

Wichtig dabei: Die Grenzabstände gelten nicht nur für den Pflanztag, sondern für immer. Das bedeutet: Eine Hecke, die mittels Wachstums die Höhe überschreitet, die ihr aufgrund des Abstandes eigentlich nur "zusteht", muss zurückgeschnitten werden. Diese Verpflichtung muss allerdings nur in der Nichtwachstumsperiode (1. Oktober bis 28. Februar) erfüllt werden.

Sollte eine Hecke mit einem geringeren Grenzabstand als 25 cm angepflanzt worden sein, dann muss sie sogar beseitigt werden, wenn der Nachbar das will. Allerdings erlischt dieser Anspruch nach fünf Jahren. Und das gilt nicht nur für Hecken. Auch bei Bäumen gelten in Abhängigkeit von der Baumart bestimmte Regeln. Als Nachbar tut man gut daran, sehr zeitig zu schauen, was sich da entwickelt. Nicht dass man nach Jahren erst vom Mammutbaum überrascht wird.

Wenn ein Baum zu nah an der Grenze gepflanzt ist, haben Sie fünf Jahre Zeit, dessen Beseitigung zu verlangen.

Thomas Pliester, Arbeitsgemeinschaft Mietrecht und Immobilien Deutscher Anwaltverein

Auch für Spaliere und ähnliche Kletterhilfen gelten Abstände: Für die Vorrichtung selbst und die Pflanzen, die daran wachsen (siehe oben). Ist das "Gebälk" nicht höher als zwei Meter, sind grundsätzlich mindestens 50 Zentimeter Abstand zur Grundstücksgrenze einzuhalten. Alles was darüber hinausgeht, vergrößert den Abstand um die jeweils überzogene Höhe. Also bei 2,50 Metern muss es schon ein Meter sein. Wichtig: Auch hier gilt für die Beseitigung die Fünf-Jahres-Frist.

Dieser Anspruch entfällt, wenn der Nachbar nicht bis zum Ablauf des fünften auf die Errichtung folgenden Kalenderjahres Klage auf Beseitigung erhoben hat.

Nachbarrecht-Broschüre Thüringer Justizministerium

Wem gehört der Apfel?

Nun stehen alte Bäume in der Regel natürlich schon länger als fünf Jahre, deshalb kommt es immer wieder zum Streit, wenn sich die Äste nicht am Maschendrahtzaun orientieren. Man muss diese Äste am eigenen Baum entfernen, wenn das der Nachbar verlangt, sonst kann er selbst die Säge ansetzen. Rechtsanwalt Riester empfiehlt eine 14-Tages-Frist. Aber es darf nur an dem Teil des Astes Hand angelegt werden, der rüber ragt. Das gilt auch für Wurzeln.

Und solange die Äpfel noch am Baum hängen, gehören sie dem Eigentümer des Baumes, auch wenn sie über fremdem Grund hängen. Konnte der Apfel den Gesetzen der Schwerkraft nicht mehr widerstehen, gehört er demjenigen, in dessen Grundstück er gelandet ist.

Nicht erlaubt ist es freilich, dem Herunterfallen etwas 'nachzuhelfen'.

Nachbarrecht-Broschüre Thüringer Justizministerium

Solange das Obst noch am Ast hängt, gehört es dem Baumbesitzer. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Und täglich brennt der Rost

Helene Fischer ein Leben lang muss niemand erdulden. Auch die Nachbarn atemlos machen zu dürfen mit Räuchern, Grillen und Braten im Dauerbetrieb, hat noch niemand wirklich durchsetzen können vor Gericht. Rechtsanwalt Thomas Pliester weist darauf hin, dass deutlich weniger erlaubt ist, als man denken könnte. Gerichtsurteile sind zwar zunächst immer Einzelfallentscheidungen, sollten aber hellhörig machen.

Das ist wenig bekannt, aber wenn man es darauf anlegt, dann darf man relativ wenig nach der Rechtsprechung.

Thomas Pliester, Arbeitsgemeinschaft Mietrecht und Immobilien Deutscher Anwaltverein

Das Recht auf Grillen ist für viele Thüringer zwar wünschenswert, vor Gericht kam es aber schon zu harten Entscheidungen, wie drei Mal pro Jahr für je zwei Stunden darf gegrillt werden. Bildrechte: Colourbox.de

Denn es ist schon vorgekommen, dass der Richter dem "Ich-darf-grillen-wann-ich-will-Sturkopf" nur noch dreimal im Jahr Gegrilltes zugesteht und das auch nur für jeweils zwei Stunden. Das bedeutet: Alles, was den Nachbar belästigen könnte in Sachen Lärm und Gestank, das sollte man besser sein lassen oder einvernehmlich gestalten.

Den Pflanzenwuchs übrigens auch, wenngleich die Natur ein bisschen mehr darf, wie wir gelernt haben und sich trotzdem an einige Regeln halten muss.

Im Nachbarrecht tut man gut daran, miteinander zu reden und vielleicht mal ein Bier miteinander zu trinken.

Thomas Pliester, Arbeitsgemeinschaft Mietrecht und Immobilien Deutscher Anwaltverein

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MDR (ifl)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 19. Mai 2023 | 16:40 Uhr