Altar im Freien unter zusammengestzten Stämmen. Im Hnitergrund ist ein Garten mit Blumen und Kräutern 4 min
Bildrechte: Peter Hofmockel

Ökumenische Angebote "Gottes Wort im Blütenmeer" - Warum die Kirche auf der Landesgartenschau in Bad Dürrenberg ist

23. Juli 2024, 15:43 Uhr

Bis Mitte Oktober läuft die Landesgartenschau in Bad Dürrenberg. Der Kurpark wurde dafür umgestaltet und lockt nicht nur mit Deutschlands längstem Gradierwerk und kunstvoll arrangierten Blumenrabatten, sondern auch mit gelebter Ökumene in einem kleinen Kirchpavillon. Dort finden immer samstags ganz unterschiedliche Veranstaltungen statt. Doch warum ist die Kirche auf einer Gartenschau präsent und was hat Religion mit der heimischen Flora zu tun?

Samstagmittag auf der Landesgartenschau in Bad Dürrenberg. Der Kirchenstand, die sogenannte "Pflaumenbaumlaube" liegt im südlichen Teil des Parks.

Am Gradierwerk geht es vorbei zu den Schau-Gräbern. Dahinter steht - auf einem kleinen Hügel und umgeben von Pflaumenbäumen - eine Holzlaube. Jeden Samstag laden dort kirchliche Einrichtungen zu Gespräch und Austausch ein: Bibelwerk, Militär- und Notfallseelsorger, Pfadfinder oder die neuapostolische Kirche. Diesmal sind zwei Mitarbeitende der katholischen "Citypastoral" da, einer seelsorgerischen Anlaufstelle für Menschen in der Stadt. Simon Hacker aus Leipzig ist dabei und Anne Beck aus Weißenfels.

Es soll ein niedrigschwelliges Angebot sein, auch für Menschen, die sonst nichts mit Kirche anfangen können. Anne arbeitet als Seelsorgerin in einem Laden in Weißenfels, der gut angenommen wird. Mit den Menschen spreche sie über alles Mögliche, über Tod und Trauer, über spirituelle und ganz alltägliche Probleme. Auch auf der Gartenschau wolle sie mit Menschen ins Gespräch kommen.

Es soll auch ein Seelsorgeangebot sein. Natürlich kann man hier nur auf kurzem Weg agieren. Es kann keine langen Gespräche geben. Aber man kann sich etwas ausmachen und so eine Anlaufstelle für später sein.

Anne Beck

Wie immer ist am Wochenende in der Laube viel los. Von den Besuchern, die dort herumspazieren, finden einige den Weg zum Kirchenpavillon. Wer eintritt, findet schnell ins Gespräch über ganz vielfältige Themen.

Anne verteilt Bibelkekse und Postkarten, mit denen man den Beschenkten etwas Gutes sagen kann: "Danke für Alles“ oder: "Du bist einfach toll". Dann wird Simon angesprochen: Ein Besucher fragt ihn nach seinem weißen Gewand mit Rosenkranz, ob er vielleicht Mönch sei? Stimmt, sagt Simon, er sei Priester und lebe in einem Dominikanerkloster in Leipzig.  

Geduldig beantwortet der Mönch die Fragen des Besuchers. Der bedankt sich und sagt, er finde es interessant und gut, dass die Kirche hier ist, auch wenn er mit der Institution selbst wenig anfangen könne.   

Flaggenaufsteller in Park vor einem Freisitz
Die "Pflaumenlaube" auf der Landesgartenschau in Bad Dürrenberg Bildrechte: Peter Hofmockel

In jeder Pflanze steckt ein Stück Schöpfung

Simon erzählt von seiner Arbeit in Leipzig. Dort habe die Citypastoral zwar keinen eigenen Laden, doch er organisiere Aktionen: Am Martinstag Hörnchen verteilen zum Beispiel oder das Bethlehems-Licht auf dem Weihnachtsmarkt weitergeben. Warum ist die Kirche eigentlich auf einer Gartenschau? Das sei eine lange Tradition, sagt Simon, und habe mit der Schöpfung zu tun.

Wenn Sie sich Genesis 1 angucken, der Garten Eden, da fängt die ganze Erzählung schon an. Gärten sind Orte, wo Freude erfahren wird.

Simon Hacker

Wenn Gott der Schöpfer ist, sagt Simon, fände man in jedem Geschöpf, auch in jeder wunderschönen Pflanze, eine Spur von ihm.

"Ein früherer Biologie-Lehrer hat mir mal gesagt, ob Sie dahinter einen genialen Schöpfer vermuten oder nicht, ist ihre Sache: Ich will nur, dass Sie verstehen wie genial das ist. Er hat mir einen Horizont aufgemacht mit dieser Formulierung. Und so sind auch wir als Citypastorale zu verstehen: Wer unsere christlichen Deutungsmuster übernehmen will, soll`s tun. Wer nicht - ist auch nicht schlimm. Wir haben ja nicht den Anspruch, alle zu Christen und Christinnen zu machen", ergänzt der Dominikaner-Mönch. 

Neue Besucher sind gekommen. Eine Frau, die von sich sagt, sie sei Atheistin, berichtet von ihrer Pilgerwanderung nach Spanien. Ein älteres Paar tritt ein, das nur kurz ausruhen und Andacht halten will. Sie sagen, dass man die Kirchenlaube schon gesucht hätte.

Engelsstatue über einem Strauch in einem Park
Ein Engel als weithin sichtbares Zeichen: Hier geht´s zur Kirchenlaube! Bildrechte: Peter Hofmockel

Ausruhen, reden, sich segnen lassen oder einfach nur dasitzen und den Klängen der Zungentrommel lauschen – dazu ist noch bis zum Ende der Gartenschau am 13. Oktober jeden Sonnabend Gelegenheit. Immer von 11.00 bis 16.00 Uhr.

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Religion und Gesellschaft | 21. Juli 2024 | 09:00 Uhr