Chatprotokoll vom 11.02.2014 Wie viele Lehrer braucht das Land - und was müssen diese können?

25. September 2019, 11:57 Uhr

Welche Hürden müssen freie Schulen in der Praxis überwinden? Stehen sie im Konkurrenzkampf mit den staatlichen Schulen - auch um gute Lehrer? Was müssen und was können unsere Kinder also heute in der Schule lernen? Und sind die Lehrer darauf vorbereitet? Darüber haben wir bei Dienstags direkt diskutiert - und im Chat mit unseren Gästen:

- Béla Bélafi, Direktor der Sächsischen Bildungsagentur
- Prof. Dr. Axel Gehrmann, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung der TU Dresden (ZLSB)
- Christoph Genzel, Lehramtsstudent an der Uni Leipzig, Referent für Lehramt im Student_innenRat
- Dr. Gerd Stiehler, Geschäftsführer des Trägervereins "Europäisches Gymnasium Waldenburg"

  • Chat-Moderator: Hallo und herzlich Willkommen zum Chat von "Dienstags direkt". Heute geht es um das Thema "Wie viele Lehrer braucht das Land - und was müssen diese können?"
  • Chat-Moderator: Zu Gast im Studio sind Béla Bélafi, Direktor der Sächsischen Bildungsagentur; Prof. Dr. Axel Gehrmann, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung der TU Dresden (ZLSB); Christoph Genzel, Lehramtsstudent an der Uni Leipzig, Referent für Lehramt; Dr. Gerd Stiehler, Geschäftsführer des Trägervereins "Europäisches Gymnasium Waldenburg".
  • Chat-Moderator: Unsere Gäste beantworten Ihre Fragen parallel zur Hörfunk-Sendung im Chat. Wir sind gespannt auf Ihre Fragen.
  • Axel Gehrmann: Wir grüßen auch in die Lausitz. ag
  • Bela Belafi: Ein herzliches Willkommen den Hörerinnen und Hörern des Heimatsenders aus dem Studio,
  • Karla: Warum gibt es eigentlich noch eine unterschiedliche Bezahlung bei Lehrern. Grundschullehrer haben einen ähnlichen Stress und noch mehr Verantwortung? Ich bin für eine gleiche Bezahlung!!!
  • Bela Belafi: Das hängt aktuell noch mit der unterschiedlichen Ausbildung der Lehrkräfte zusammen und der Zuordnung der Lehrerämter.
  • rodel01: Herr Bélafi, was hat konkret die Umbenennung der Mittelschulen in Oberschulen gebracht? Es gibt zwar immer politische Entscheidungen (die kleine fdp will ja auch mal etwas Erfolg)die man akzeptieren muss, aber hier geht es doch um unsere Kinder. Das für die Umbenennung benötigte Geld (neue Siegel, Briefköpfe, I-Net-Auftritte u.a)hätte doch besser eingesetzt werden können.
  • Bela Belafi: Es wurden Angebote für die zweite Fremdsprache flächendeckend eingeführt, um den Übergang auf das Gymnasium zu erleichtern. Außerdem werden Stunden für zusätzliche Kurse an die Oberschulen gegeben. Alles soll der Durchlässigkeit des Schulsystems dienen.
  • Karla: Warum gibt es eigentlich noch eine unterschiedliche Bezahlung bei Lehrern. Grundschullehrer haben einen ähnlichen Stress und noch mehr Verantwortung? Ich bin für eine gleiche Bezahlung!!!
  • Gerd Stiehler: GS: Die gleiche Bezahlung ist schon lange eine Grundforderung, die Ungleichbehandlung ist tatsächlich nicht einzusehen.
  • neu_lehrer_2014: In der diesjährigen Abschlussveranstaltung des einjährigen Vorbereitungsdienstes in Dresden wurden die Absolventen (Durchschitt Gymnasium 1,8 und Berufsbildnde Schulen 1,4) mit den Worten verabschiedet nach der Übersiedelung in andere Bundesländer, bei Einseten der geplanten Rückführungsprogramme doch bitte nach Sachsen zurüch zu kommen. Wäre es nicht sinnvoller und auch kostengünstiger Junglehrer mit einer halben Stelle im Land zu halten? (mit einem Lehrer in der letzten Arbeitsphase)
  • Axel Gehrmann: Ich denke auch, das Land müsste Einstellungen vorziehen, damit es nicht noch kurzfristig zu Avwanderzungen kommt. Aber hier ist wirklich die Politik gefordert. Ich rate dringen, sich im Ministrium auch zu melden und hier auf ´sich aufmerksam zu machen.
  • Chat-Moderator: Béla Bélafi spricht gerade live im Radio. Ein wenig Geduld bitte, gleich beantwortet er die Fragen.
  • Anna: Ich habe mein Referendariat am 31.01. dieses Jahres mein Referendariat sehr gut abgeschlossen und habe keinen Job bekommen, wie 14 von 15 weiteren Referendaren in meiner Seminargruppe. Mit meinem Fach Evangelische Religion meinte ich, ich hätte ein gefragtes Fach, weil derzeit viele Pfarrer und kirchlich angestellte Religionspädagogen das Fach, meist widerwillig und von minderer Qualität, unterrichten. Wann ist geplant, staatlich ausgebildete Religionslehrer dafür einzusetzen?
  • Bela Belafi: Das Einstellungsverfahren hat sich vorrangig auf die Bedarfsschularten Grundschule, Oberschule und Förderschule ausgerichtet. Danach werden die Fächerbedarfe ermittelt. Ob dies in Ihrer Fachkombination für Ihre Wunschregion zutrifft, kann ich nur individuell prüfen.
  • rodel01: Herr Belafi, in vielen ehem. Mittelschulen war das Angebot der 2.Fremdsprache bereits vorhanden. Und das mit den zusätzlichen Kursen... das sind die ersten "Streicher" bei wichtigen Vertretungen, damit der Stundenausfall minimiert wird.
  • Bela Belafi: Es gab in der Tat bereits vorher Fremdsprachengebote. Neu ist aber, dass dieses Angebot überall eingeführt werden soll. Die zusätzlichen Stunden werden angeboten. Ob im Vertetungsfall umgeplant werden muss, kann nicht im Voraus beantwortet werden. Für mich kommt es hier auf das Anfangen an.
  • Karla: @genzel haben Sie gute Chance auf eine Einstellung, im Schuldienst - in Sachsen, aber Sie wollten ja in ein anderes Bundesland, wo läuft es besser?
  • Christoph Genzel: Ich selbst studiere in eine günstigen Kernfachkombination (Physik, Chemie) und hätte auch laut Aussage der Kultusministerin eine sehr gute Chance im Freistaat. Das ist aber ein spezieller Fall. Natürlich spielen auch individuelle Aspekte eine Rolle: individuelle Lebensplanung, Vergütung und Verbeamtung sind klingende Schlagworte werden bei mir eine Entscheidungsgrundlage darstellen.
  • muster_marinus: Sehr geehrter Herr Belafi, aus welchem Grund ist es für die sächsische Bildungsagentur schlicht unmöglich, die besten Referendariatsabsolventen der jew. Fächer in den Schuldienst zu übernehmen. Es war im Juli 2013 erschreckend, dass die 150 Gymnasial-Absolventen an der SBA-L ohne Chance auf die 8 neuen Stellen am Gymnasium im Leipziger Raum waren. Die Einstellung erfolgte schlichtweg aufgrund einer konkurrenzlosen Fächerkombination und ohne Rücksicht auf das Leistungsprinzip (siehe GG).
  • Bela Belafi: Sehr geehrter Herr Marinus, aufgrund der jetzigen Bedarfe geht es nicht nur um die Einstellung der Besten. Zunächst können wir nur in den Bedarfsschularten einstellen. Die wenigen freien Stellen im Gymnasialbereich richten sich außerdem auch auf ländliche Regionen. 75 Prozent der Bewerber möchten leider nur in Dresden und Chemnitz eingesetzt werden.
  • Anna: Ich habe mich als ausgebildete Lehrerin an einer freien Schule beworben. Diese hatte mir einen Job auf Honorarbasis angeboten, bei diesem hätte ich nach Abgängen aller Pflichtversicherungsbeiträge gerade mal die Hälfte des Geldes raus, wie im Referendariat, bei gleicher Stundenzahl. Wie kommen diese riesigen Gehaltsunterschiede zustande?
  • Bela Belafi: Über die Bezahlung an freien Schulen entscheiden die Träger dieser Schulen. Allerdings darf die Bezahlung nicht wesentlich hinter dem öffentlichen Dienst zurückstehen, sonst gerät die Genehmigung für die Schule in Gefahr.
  • Anna: Meine Frage richtete sich eher auf die geplante Umstellung des Lehrpersonals für den Religionsunterricht. Wann wird damit zu rechnen sein, dass jede Schule, auch jedes Gymnasium, einen staatlich ausgebildeten Religionslehrer bekommt und nicht Auswärtige nur stundenweise dieses Fach unterrichten? Ist vorgesehen, auch mehrere Religionslehrer an Schulen einzusetzen, dass sich die Belastung der vielen Klassen abmildet?
  • Bela Belafi: Sehr geehrte Anna, derzeit setzten wir noch viele kirchliche Angestellte im Gestellungsverhältnis an. Schritt für Schritt sollen mehr staatliche Lehrkräfte eingestellt werden.
  • Nachwuchskraft: Unabhängig von der Fächerkombination wurden durchweg die Bestabsolventen (ich spreche von 1,0-1,3) in der Einstellungsperiode missachtet. Statt mögl. Übergangskorridore von 24-36 Monaten mit Teilzeitstelle und späterer Aufwertung auf eine volle Stelle. Derartige Vorschläge von den führenden Vertretern des Jahrgangs 2011/13 in Leipzig wurde nicht beachtet. Die SBA verlangt Flexibilität, kommt flexiblen Angeboten und Vorschlägen aber nur mit Nichtbeachtung entgegen.
  • Bela Belafi: Wir stellen in den Bedarfsschularten in ländlichen Regionen de facto jeden Bewerber ein. So hoch ist dort der Bedarf. In Ballungsräumen und im Gymnasialbereich gibt es mitunter keine freien Stellen. Dann kommt es leider auf die Abschlussnote auch nicht mehr an.
  • neu_lehrer_2014: Ohne zynisch klingen zu wollen, der Bedarf wird von den zuständigen Stellen festgelegt. Das Bedürfnis einer nachhaltigen Bildungspolotik seitens der Schulen besteht jedoch zweifelsohne ... Die Einstellungspolitik deckt sich aus meińer Erfahrung nicht mit den nachvollziehbaren Bedürfnissen der Schulleitungen (eine Erfahrung die sich auch im Vorbereitungsdienst bestätigt hat).
  • Bela Belafi: Nein, das ist nicht zynisch. Der Bedarf wird für ganz Sachsen ermittelt. Bedarf besteht dort, wo Schüler an Schulen sind.
  • ilonanina: Ich habe mich anfang Januar als Vertretungslehrerin beworben, um die Zeit bis zum Referendariat zu überbrücken. Wie kann es sein, dass trotz des großen Lehrermangels meine Bewerbung erst 5 Wochen später nach vielen Anrufen bearbeitet wurde und ich noch kein einziges Angebot bekommen habe. Ich habe mich bereit erklärt, im ländlichen Raum zu unterrichten und auch angegeben in allen Schularten eingesetzt werden zu können.
  • Bela Belafi: Die Personalreferate haben zunächst Berwerbungen ohne Wettbewerbssituation entschieden. Anschließend mussten noch die Prüfungsbschlussergebnisse abgewartet werden. Das Verfahren kann damit erst in den Winterferien, also mit dem Beginn des zweiten Schulhalbjahres abgeschlossen werden.
  • Nachwuchskraft: @sylvia: Ich denke ein Vgl. mit dem Schulsystem der ehem. DDR ist nicht zweckmäßig. @ Hr. Belafi: ich bin gegenwärtig als Lehrkraft an einer Förderschule (L) eingesetzt und Unterricht als gelernter Gymnasiallehrer in 4 Fächern fachfremd zzgl. unfassbaren Pendelstrecke von 2x120km täglich. Mein Beruf macht riesig Spaß, aber die systemischen Hürden und die wirklich anspruchsvollen SchülerInnen bilden eine sprichwörtliche Tretmühle. Sieht so die zukünftige Lehrerrealität aus?
  • Bela Belafi: Sehr geehrte Sylvia, ich danke Ihnen vorab für Ihre Bereitschaft, schulartfremd zu unterrichten. Ich weiß um diese Herausforderungen. Bitte sehen Sie das nicht als Tretmühle. Es geht um Menschen, die sich sicher auf Sie als Lehrerin freuen. Sie fördern damit junge Menschen. Das ist doch sehr wertvoll.
  • rodel01: Herr Belafi, ich hatte schon einmal nachgefragt: Der Ausfall, über den gerade und immer wieder diskutiert wird, könnte ganz einfach minimiert werden, wenn jede Schule auf die Soll-Stundenzahl einen prozentualen Aufschlag (ca. 5%)bekommt. So könnte der Ausfall im eigenen Schulhaus kompensiert werden.
  • Bela Belafi: Die Schule erhält grundsätzlich mehr Stunden zugewiesen als für den Grundbereich notwendig. Wenn aber Lehrkräfte aufgrund Erkrankung ausfallen, für die keine Bewerber zur Verfügung stehen, dann kann dies nicht sofort kompensiert werden. Unser Vertretungslehrerpool ist nicht voll ausgeschöpft.
  • Sringerlehrer: Sehr geehrter Herr Belafi, als Springerlehrer arbeite ich vollbeschäftigt im Schnitt an drei Schulen in Mittelsachsen, auch schulartübergreifend und mitunter fachübergreifend. Täglich pendel ich zwei Stunden. Ich habe drei Kollegien, und viele Klassen, mit denen das Unterrichten große Freude macht - aber groß ist auch die Trauer, wenn meine Vertretung nicht mehr gebraucht wird. Ich liebe diesen Beruf aber wünsche mit eine feste Schule und Stelle. Werden Springerlehrer fest eingestellt?
  • Bela Belafi: Zunächst Respekt vor dieser Herausforderung. Sogenannte Springerlehrer gibt es ja erst seit dem 01.08.2013! Wir prüfen vor jeder Neueinstellung zunächst alle Entfristungen. Und wenn für Ihre Ausbildung Bedarf besteht, erhalten Sie ein Entfristungsangebot. Bitte schreiben Sie mir eine persönliche Mail nach Chemnitz. Ich prüfe dann die personenbezogenen Daten.
  • Christoph Genzel: Hallo Silvia, das Nachdenken über die Rückkehr zur Schulstufendifferenzierung wird auch aus studentischer Sicht gefordert. Ich finde diesen Impuls sehr interessant.
  • Nachwuchskraft: @ Hr. Belafi: Sylvia war eine andere Teilnehmerin ;) Ich weiß um die Dankbarkeit und die Bedürfnisse meiner SchülerInnen. Diese Tatsache kreiert allerdings ein persönl. moralisches Dilemma. Die SBA kann doch nicht pausenlos an mein Berufsethos appellieren, mich gleichzeitig aber am langen Arm verhungern lassen. Der steigende Zynismus im Lehrerzimmer ist unabwendbar und wird ein großes Problem in Sachsen. Was sagen Sie dazu?
  • Bela Belafi: Für mich gilt ein persönliches Motto: Ich muss das mögen, was ich tue und nicht nur das tun, was ich mag. Das Herausfordernde zu suchen und sein individuelles Glück zu finden, ist menschlich wichtig. Lassen Sie sich nicht von anderen entmutigen. Wenn Sie von Ihren Schülern positives Feedback bekommen, ist es das, was zählt.
  • rodel01: Herr Belafi: Als Elternsprecher einer Schule weiß ich, dass der Überhang (im letzten Schuljahr) nicht einmal eine volle U-Std. war.
  • Bela Belafi: Ja, das kann stimmen. Ich will das nicht in Abrede stellen.
  • Nasenbaer: Wie kann ein einjähriger Vorbereitungsdienst mit Ende 31.01. eingeführt werden und dann nur ganz wenige Stellen in allen Schularten zur Verfügung zu stellen? Die gut durchgeführte Ausbildung führt in eine Sackgasse - lediglich 6 Stellen im berufsbildenden Bereich und 21 Stellen für ganz Sachsen an Oberschulen. Dabei ist dort ein echter Lehrermangel ersichtlich ...das Unterrichtsversorgungsprogramm (Lehrer als Leiharbeiter) kann doch keine echte Perspektive für gut ausgebildete Lehrkräfte
  • Bela Belafi: Es gibt derzeit 250 Neueinstellungen im kleinen Einstellungsverfahren. Im letzten Jahr kamen im großen zum Schuljahresbeginn noch 800 dazu. Wir erweitern also die Kapazitäten.
  • Nachwuchskraft: Ich will noch konkreter werden, weil meine Situation leider kein Einzelfall ist. Ich bin Vater eines 14 monatigen Kindes, die Frau arbeitet Schichtdienste und ich wende monatlich 600,00€ für die o.g. Pendelei auf. Ja, ich mache dies, weil ich mag, was ich vollbringe. Mein befristeter Vertrag, fehlende Chancen auf einen Wechsel an eine nähere Schule und die indiv. soziale Situation zerreiben mich aber unweigerlich auf Dauer. Welche Zugeständnisse macht die SBA für derart engagierte Pädagog
  • Bela Belafi: Wir können keine besonderen Zugeständnisse geben. Aber im Rahmen des Unterstützungssystem stehen Trainer für Unterrichtsentwicklung, Prozessmoderatoren, Pädagogische Supervisoren, Regionalbegleiter Schulmediation und Fachberater zur Verfügung. Hier berät Sie die SBA.
  • Christoph Genzel: Hallo neu_lehrer_2014, man muss immerhin transparent machen, dass es Alternativen zur Laufbahn in Sachsen gibt.
  • Pappnasenbaer: Sehr geehrter Herr Belafi, sie haben Recht die Kapazitäten wurden im Vergleich zum Vorjahr teilweise erweitert,aber wenn man einen neuen Rhythmus (Ende des 1-jährigen Vorbereitungsdienstes) einführt und dort diejenigen Absolventen, die auch ihr Studium sehr zügig absolviert haben, dann aufgrund eines viel zu kleinen Einstellungsprogramms (unverhältnismäßig wenige Plätze) auf "die Straße" bis zum neuen Schuljahr auf die Straße schickt, kann das keine gute Perspektive sein.Oder
  • Bela Belafi: Vielen Dank für den Hinweis. Das prüfen wir sehr sorfältig! Letztes Jahr wurden im Halbjahr ca. 100 Lehrkräfte eingestellt. Das war der erste Jahrgang des 12-monatigen VBD. Jetzt wurden 250 Einstellungen ermöglicht. Wenn sich die Bewerbersituation so weiter entwickelt, müssten mehr Stellen im Februar und weniger im August angeboten werden.
  • Chris: Guten Abend,es gibt Grundschullehrer,die am Gymnasium arbeiten, vorwiegend in den Klassen 5 und 6 unterrichten. Warum werden sie nicht nicht in der Gehaltsstufe 12 0der 13 eingruppiert?
  • Bela Belafi: Derzeit sind die Ausbildung und der Einsatz der Lehrkräfte kombiniert eingruppierungsrelevant. Damit kann die Grundschullehrkraft am Gymnasium leider nicht höhergruppiert werden.
  • olaf: meine frage ich schüler auf beruflicherprivatschule wer unterstützt die schülerschaft wenn es in der leitung hackt und es immer einen ständigen lehrer wechsel gibt
  • Bela Belafi: Zunächst immer zuerst den Schulträger der freien Schule ansprechen. Wenn das nicht "hilft", die Rechtsaufsicht (Sächsische Bildungsagentur) informieren.
  • Neuzugang: Da ich erst spät eingestiegen bin, gleich noch eine weitere Frage: Nicht immer sind die Absolventen mit den besten Noten auch für den Lehrerberuf am besten geeignet. Muss es nicht weitere Auswahlkriterien und auch Eignungsgespräche unter Beteiligung der zukünftigen Einsatzschule geben, um den "besten" Bewerber für eine Schule mit einem besonderen Schulprofil und besonderer regionaler Verankerung geben? Gibt es hierzu Untersuchungen, Herr Prof. Gehrmann?
  • Axel Gehrmann: Wir versuchen natürlich durch due Ausbildung zu gewährleisten, dass die qualifiziertesten Absolventen tatsächlich auch das Referendariat bzw. dann die Schueln auch erreichen. WIr wissen dennoch, dass immer auch eine Handvoll Personen die Schulen erreichen, die womöglich nicht geeignet sind. Hier müssten sogenannten schulscharfe Einstellungen auch relaisiert werden.
  • Neuzugang: In vielen Bundesländern sind die Einstellungsverfahren deutlich transparenter als hier in Sachsen. Wo findet man eigentlich als potenzieller Bewerber eine Übersicht, wie viele Lehrer in welchen Fächern eingestellt und an welchen Schulen sie gebraucht werden? Wenn man die Berichte junger Nachwuchslehrer hier hört uznd liest, scheint doch sehr viel Behördenwillkür in sachsen zu herrschen.
  • Bela Belafi: Das Verfahren ist transparent. Zunächst werden die Bedarfe ermittelt (Lehrkräfte, die ersetzt werden). Danach die regionalen Bedarfe und anschließend die Bewerberlisten.
  • Pajak: Als Vater zweier Kinder habe ich auch eine Frage: Es gibt doch Lehrpläne, die neben den zu vermittelnden Inhalten auch die zugehörige Stundenanzahl vorschreiben. Durch Unterrichtsausfall werden diese Stunden nicht unterrichtet, ein klarer Verstoß gegen ... ja wogegen?? Welchen rechtlichen Charakter haben Lehrpläne und kann ich deren Einhaltung ggf. einklagen?
  • Bela Belafi: Die Lehrpläne geben den zu vermittelnden Stoff vor. Die Lehrkräfte vermitteln diesen. Hierbei sind ausreichend Spielräume, auch zeitlicher Art, vorhanden. In Abschlussklassen wird besonders auf die Unterrichtsabsicherung geachtet.
  • Chat-Moderator: Liebe Chatter, bitte haben Sie ein wenig Geduld, wenn die Antwort auf die eine oder andere Frage etwas auf sich warten lässt. Unsere Gäste sprechen parallel in unserer Sendung im Radio.
  • Chat-Moderator: Sie können die Diskussion auch im Internet-Livestream von MDR 1 RADIO SACHSEN mitverfolgen.
  • Neuzugang: Herr Belafi, die Unterstützungssysteme, die Sie aufzählen, helfen wohl kaum den jungen Kollegen, die gar nicht in den sächsischen Schuldienst einsteigen können, um solche Hilfssystemne in Anspruch nehmen zu können. Und es geht auch nicht um "Zugeständnisse", sondern um Transparenz und Fairnis im Umgang mit jungen Leuten, die einen Beruf gewählt haben, an dem angeblich großen Bedarf besteht.
  • Bela Belafi: Großer Bedarf besteht nicht allgemein an Lehrern. Es werden Grunschullehrer, Förderschullehrer und bspw. Lehrer in MINT-Fächern benötigt, besonders in den ländlichen Regionen.
  • Held: Gibt es Einschränkungen für Lehrer an der Mittelschule bzw die komplette Verweigerung für die Anhebung auf die Gehaltsstufe 13?
  • Bela Belafi: Die Höhergruppierung erfolgt nach einem Beurteilungsverfahren. Innerhalb einer Wartezeit von vier Jahren soll dies erreicht werden.
  • Zukunft Lehramt: Sehr geehrter Herr Bélafi, sollen die Programme wie „Seiteneinstieg“ u. „Quereinsteiger“ fortgeführt ggf. ausgebaut werden? SBA prüft, ob entsprechend ausgebildete Lehrkräfte in privaten Schulen eingesetzt werden. Ist mit Einsatzgenehmigung auch ein Wechsel an eine staatl. Schule möglich? Ich bin Diplompädagoge u. unterrichte seit 6 Jahren im Rahmen der Erzieherausbildung (alle LF außer Musik/Theaterpädagogik/Tanz), würde aber gern an staatl. FS, auch im ländl. Raum, wechs
  • Bela Belafi: Sehr geehrte Frau Kollegin, zunächst sollen die bestehenden Programme evaluiert werden. Und wenn weiterhin nicht ausreichend ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung stehen, müssen die Programme deutlich erweitert werden.
  • Nasenbaer: Sehr geehrter Herr Belafi, auch die SBA kann die Stellen nur entsprechend des Haushalts vergeben. Dort wurde für Bildung, vor allem neue Stellen viel zu wenig vorgesehen... von den von Ihnen erwähnten 250 Stellen sind nur 150 unbefristet. Auch nicht vergessen dürfen sie, dass einige Schularten erstmals das einjährige Ref hatten. Dabei dauert auch das Einstellungsverfahren derzeit von Mitte Januar - Mitte Februar - ein ganzer Monat ist unzumutbar, wenn das Ref am 31.01. endet... ändern sie d
  • Bela Belafi: Wir rechnen in Schuljahren. Zum Schuljahresbeginn wurden 760 unbefristet eingestellt. Ich hatte im Chat auch schon geschrieben, dass die Kontingente zwischen Frühjahr und Herbst möglicherweise verschoben werden müssten. Wie schnell die Übergänge sein müssten, ist aktuell in der Prüfung.
  • Pajak: Herr Belafi, könnten sie bitte auf meine Frage eingehen und nicht ausweichend antworten? Ich fragte nach dem gesetzlichen Charakter, der täglich verletzt wird und nach der Klagemöglichkeit. Danke für eine EXAKTE Antwort.
  • Bela Belafi: Im Rechtsstaat können Sie immer klagen. Sie müssten eine konkrete Rechtsverletzung nachweisen. Ich bin zwar Jurist, aber das kann ich nicht hier im Chat per Ferndiagnose prüfen. Bitte um Verständnis.
  • Christoph Genzel: Hallo Neuzugang, das befürworte ich ausdrücklich. Eine Bedarfsrechnung für die nächsten Jahre existiert, sie existiert auch bereits dann, wenn sich junge Menschen auf einen Studienplatz bewerben. Ein einfaches Ampelsystem könnte bewirken, Bedarfe ganz ohne staatliche Regulierung zu steuern.
  • Neuzugang: Unter Transparenz verstehe ich deutlich etwas Anderes, Herr Belafi: Die von Ihnen erwähnten ermittelten Bedarfe kann man z. B. - anders als in vielen anderen Bundesländern - nur sehr vage im Netz erfahren. Auch eine längerfristige Bedarfsprognose, die manche Bundesländer (z. B. Bayern) regelmäßig veröffentlichen, sucht man vergebens.
  • Bela Belafi: Bedarfe richten sich auch nicht nur nach den Daten, zu denen Lehrkräfte in den Ruhestand treten. Es gibt eine Vielzahl von Teilzeitanträgen und die Neuregelung zur Altersteilzeit ist auch beachtlich. All dies ist relevant für Unterrichtsversorgung. Bitte nicht falsch verstehen. Aber bei ca. 30.000 Lehrkräften mit individuellen Lebensentwürfen können Sie nicht alles mathematisch exakt berechnen. Zur bayerischen Einstellung können Sie gern die dortige Debatte mit verfolgen.
  • Bela Belafi: Mit Wartefrist vier Jahre nach jetziger Laufbahnverordnung.
  • Nasenbaer: Sehr geehrter Herr Belafi. Anknüpfend an die Frage vom User "Held". Werden denn die jetzt neu eingestellten Lehrer für Oberschulen in Entgeltgruppe 13 eingruppiert oder fangen sie bei Entgeltgruppe 12 an? -
  • Bela Belafi: s.o.
  • Chat-Moderator: In wenigen Minuten endet unser Chat. Unsere Gäste beantworten noch aufgelaufene Fragen.
  • Neuzugang: Aber wo kann ein potenzieller Bewerber eine solche Bedarfsrechnung finden, Herr Genzel? Es müsste doch Aufgabe der einstellenden Behörde sein, hier für Transparenz zu sorgen. Das neue Portal "Lehrer werden in Sachsen" ist doch nur ein sehr bescheidener neuer Ansatz.
  • Christoph Genzel: Neuzugang, ganz genau diese Bewegung brauchen wir in der Informationspolitik der an der Lehrerbildung beteiligten staatlichen Institutionen. Wir als Studierendenvertreter fordern dies bereits mit Nachdruck und hoffen, dass das Portal "Lehrer werden in Sachsen" mehr zu einem Informations- denn zu einem Propagandaangebot heranwächst.
  • Nachwuchlehrkraft: @ Neuzugang: die Bedarfsplanung erfolgt in erster Linie im Finanzministerium. Herr Unland besitzt sehr genaue Hochrechnungen bzgl. der Demografie. Ein Problem ist, dass die Hälfte der Kinder nur die Hälfte der Kinder bekommen wird. Mein Impuls aus dem Unterrichtsalltag: Schule ist kein Unternehmen, gerade die unfassbar gestiegen Anforderungen an Lehrer erfordern eine Korrektur dass Klassenteilers nach unten. Der Finanzraum wird nicht bereit gestellt oder von der SBA nicht erwirkt, Herr Belafi?
  • Bela Belafi: Demographie ist in Sachsen nicht überall einheitlich. Sachsen wird ingesamt Einwohner verlieren. Dresden und Leipzig wachsen um 1/5. Und Schule muss auch dem Rechnung tragen.
  • Chat-Moderator: Liebe Chat-Teilnehmer, vielen Dank für Ihre Fragen und Meinungen und die rege Diskussion. Auch unseren Studiogästen möchte ich danken. Das Chatprotokoll können Sie in Kürze nachlesen - unter: www.mdr1-radio-sachsen.de.
  • Chat-Moderator: Vielleicht sind Sie nächste Woche wieder im Chat bei Dienstags direkt dabei, dann zum Thema: "Warum greifen Menschen zur Droge?". Guten Abend!