Stimmt's oder stimmt's nicht? Sie fragen - und wir lassen antworten!

Wir fragen uns bei vielen Mythen: Stimmts oder stimmts nicht? Wir und viele Hörer wollten wissen: War Einstein nun wirklich ein schlechter Schüler - oder nicht? Und: Lassen sich Eier wirklich besser schälen, wenn man sie abschreckt?

Hat eine Sonnenblume wirklich gelbe Blütenblätter oder sehen wir sie nur "gelb"?

Lysann Springer aus Frankenberg möchte wissen, ob die Farben, die wir sehen, wirklich so sind wie wir sie sehen. Also hat zum Beispiel eine Sonnenblume wirklich gelbe Blütenblätter oder sehen wir sie nur "gelb"?

Verwelkende Sonnenblumen in der Abendsonne mit blauem Himmel auf einem Feld
Sehen wir nur "gelb" oder hat die Sonnenblume gelbe Blütenblätter? Bildrechte: imago images / Ralph Peters

Ähnlich wie man auf der Mischpalette im Kunstunterricht Farben mischt, so "mischt" auch unser Gehirn die Informationen von den Augen. Das einfallende Licht wird von der Linse fokussiert und fällt gebündelt auf die Netzhaut. Die Iris regelt dabei je nach Helligkeit wie eine Blende die Menge des Lichts. Ganz ähnlich macht es auch eine Kamera. Sogenannte Stäbchen und Zapfen sind dort unsere Sensoren und leiten die Informationen ans Gehirn weiter. Die einen sind nur für die Helligkeitseindrücke zuständig, die anderen für die Farbbereiche (Zapfen). Aus nur drei Farben können alle anderen gemischt werden: Rot, Blau und Grün. Im Gehirn wird dann alles zusammengeführt. Farbe ist also nicht einfach da. Sie entsteht nur in dem Moment des Sehens. Unser Gehirn empfängt und verarbeitet die Licht- und Helligkeitsimpulse nach einem speziellen Ordnungssystem, besser als jeder Computer der Welt. (Quelle: ARD planet wissen)


Kirschen essen und Wasser trinken verträgt sich nicht?

Stephan Endler aus Eppendorf will wissen, warum ihm als Kind immer erzählt wurde, dass er nach dem Essen von Kirschen nicht zu viel Wasser trinken soll. Kann man davon etwa wirklich Bauchweh bekommen?

Laut dem Bundeszentrum für Ernährung kann beim Verzehr in normalen Mengen an sich nichts passieren. Auf der Schale von Kirschen sind häufig Hefepilze zu finden. Im Magen haben die Keime jedoch kaum eine Chance, da sie von der Magensäure abgetötet werden. Isst man jedoch mehr als 500 Gramm Kirschen auf einmal, kann der Magen überfordert sein. Dann vergären die Hefepilze den Zucker aus den süßen Kirschen zu Alkohol. Dabei entsteht Kohlendioxid, was wiederrum Blähungen verursacht. Wer gleichzeitig viel trinkt, kann dazu die Magensäure verdünnen und den Effekt verstärken, heißt es weiter. Vermutet wird, dass die Warnung noch aus der Zeit stammt, als das Trinkwasser nicht die heutige Qualität hatte. Keime im Wasser können Blähungen und Durchfall verursachen.


Ist es ungesund, das Niesen zu unterdrücken?

Wie gefährlich ist es, wenn wir Nieser unterdrücken? Das möchte Steffen Hornig aus Hoyerswerda wissen. Schon seine Oma hätte ihm immer gesagt: bloß nicht unterdrücken!

Die Oma hat Recht, sagen die Wissenschaftler. Zwar passiert in den allermeisten Fällen nichts, aber der Niesreiz erfüllt einen Zweck: Mit einem riesigen Druck werden Fremdkörper bis zu zwölf Meter weit ausgestoßen. Hält man sich daher beim Niesen die Nase und den Mund zu, wird der Druck in Richtung Nebenhöhlen und Mittelohr gelenkt. Mögliche Folgen könnten ein geplatztes Trommelfell und sogar Hörverlust sein. Es sei ratsamer ein Taschentuch als Schallschutz und Keimfalle zu benutzen. 

Niesen
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War Einstein wirklich ein schlechter Schüler?

Einstein, der Nobelpreisträger, ist für viele Inbegriff eines Genies. Und schon oft haben sich verzweifelte Eltern und Schüler mit dem Gedanken getröstet, dass der ja auch Fünfen und Sechsen auf dem Zeugnis hatte - ausgerechnet auch in Physik. Aber stimmt das wirklich? Das möchte unter anderem Heidemarie Brandt aus Leipzig wissen.

Fragen wir doch eine Einstein-Kennerin: Erika Britzke. Sie gibt Führungen im einstigen Sommer-Haus des berühmten Physikers in Brandenburg. Wie war denn das mit Einstein und der Schule?

Erika Britzke: "Legenden, die anderen Trost und Hoffnung spenden, die halten sich ja meistens sehr lange und so ist es auch in diesem Fall. Einstein war in Aarau in der Schweiz der Beste seines Jahrgangs. So hat er auch die Schule dort beendet. Das Ganze beruht auf einem Irrtum: Die Fünfen und die Sechsen waren dort die besten Zensuren und das wurde ganz einfach falsch interpretiert. Einstein hat auch nie widersprochen, wenn Falsches über ihn berichtet wurde. Man hätte theoretisch auch an den anderen (deutschen) Schulen nachschauen können. In München auf der katholischen Grundschule gehörte er zu den Besten und auch auf dem Luitpold-Gymnasium. So ist das eben mit den Legenden. Aber viele Schüler haben sich damit getröstet und die Eltern gleich mit und so hat sich das über Jahrzehnte gehalten - weltweit, nicht nur bei uns."

Einstein war immer sehr gut in der Schule. Seine vielen Sechsen sind im Schweizer Schulsystem einfach das, was bei uns die Eins ist.

Erika Britzke | Einstein-Kennerin

Wärmt Alkohol?

Uns erreichte eine Frage, die eigentlich eher so in die kältere Jahreszeit passt. Aber Franz Becher aus Radebeul möchte aber jetzt schon wissen, ob Alkohol wärmt? Ernährungswissenschaftlerin Dr. Doris Jaros von der TU Dresden klärt auf.

Apfel-Rum-Punsch
Trügerisch: Alkohol wärmt nicht wirklich. Bildrechte: Colourbox.de

Dr. Doris Jaros: "Das kennt vermutlich jeder: Wir stehen frierend auf dem Weihnachtsmarkt und nach ein paar Schlückchen Glühwein, Punsch oder Jagertee fühlen wir uns gut durchgewärmt. Der Alkohol erweitert unsere Blutgefäße, so dass mehr warmes Blut in Hände und Füße gepumpt wird. Allerdings führt das auch dazu, dass mehr Blut an die Hautoberfläche fließt - und der Körper somit die Wärme schneller wieder abgibt. Das können wir am besten am roten Gesicht unseres Gegenübers sehen. Wir kühlen in Wirklichkeit eigentlich kontinuierlich aus, ohne dass wir es bemerken. Weil die berauschende Wirkung des Alkohols unser Kälteempfinden unterdrückt."

Lassen sich Eier besser schälen, wenn man sie abschreckt?

Jens aus Freiberg möchte wissen, ob es wirklich sinnvoll ist, dass seine Frau die Frühstückseier abschreckt? Sie ist der Meinung, die Eier lassen sich dann besser schälen. Er glaubt da eher nicht dran. Wer hat Recht? Wir leiten die Frage weiter an Professor Harald Rohm. Er ist Ernährungswissenschaftler an der TU Dresden.

Eier
Wer ganz frische Eier abschreckt, kann sie trotzdem nicht besser schälen. Bildrechte: Colourbox.de

Harald Rohm: "Es kommt darauf an. Das gekochte Hühnereiweiß dehnt sich stärker aus, als die Schale und zieht sich deshalb beim Abkühlen stärker zusammen. Aber: Zwischen Schale und dem eigentlichen Inhalt des Eis liegen noch zwei Schalenhäutchen. Diese Häutchen haften bei frischen Eiern stark aneinander. Erst bei länger gelagerten Eiern, so ab ein bis zwei Wochen, kann man davon ausgehen, dass der Trick mit dem kalten Wasser das gewünschte Ergebnis liefert.

Eier abschrecken, kann beim Schälen helfen, aber nicht bei frischen Eiern.

Harald Rohm | Ernährungswissenschaftler

Können Flüsse Wetterscheiden sein?

Hannes aus Mittweida will wissen, ob es stimmt, dass Flüsse wie etwa die Elbe oder die Mulde, tatsächlich Wetterscheiden sind? Also, auf der einen Seite ist das Wetter ganz nett, auf der anderen Seite gibt’s Gewitter!

Meteorologin Josephine Bechler aus dem Sachsenradio Wetterstudio hat die Antwort:

Josephine Bechler: "Die klare Antwort ist: nein. Gebirgszüge können eine Wetterscheide darstellen, da sie Gewitter und Fronten ablenken oder zum Aufsteigen zwingen können. Auch ein großer See, wie zum Beispiel der Bodensee, kann Gewitter mit zusätzlicher Wärme oder Feuchte "füttern". Ganz anders ist es bei einem Fluss. Ein Gewitter oder eine Front würde vor einem Fluss nicht zurückweichen, da hier gewaltige Mengen an Energie im Spiel sind.

Der Gedanke sitzt aber relativ fest in den Köpfen und hat wahrscheinlich zwei Auslöser: Für uns Meteorologen sind Flüsse immer ganz gute Markierungen in der Landschaft, so dass wir immer mal von "östlich bzw. westlich der Elbe ein paar Schauer" sprechen. Das hat aber nichts mit dem Fluss an sich zu tun, sondern eher zur Verdeutlichung der regionalen Lage im Wetterbericht.

Zweitens gibt es den sogenannten "Kulisseneffekt", der diesen Eindruck erwecken könnte. Also eine Gewitterwolke ist sehr hoch - bis zu zwölf Kilometer teilweise. Sie kann von uns an einem Gewittertag also auch sehr weit gesehen werden - bis zu 50 Kilometer und weiter, teilweise. Und das können dann auch auf der anderen Seite des Flusses wahrgenommen werden. Ich sehe also häufiger Gewitter, als dass sie mich ereilen. Das trifft allerdings nicht nur auf den Bezugspunkt "andere Fluss-Seite" zu, sondern auch für ganz viele andere Punkte. Egal, wo wir uns aufhalten."

Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSEN MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 25.-29.05.2020 | 13:00 - 18:00 Uhr