Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN vom 08.-14.02. 2021

Das Wort zum Tag hören Sie montags bis freitags gegen 5:45 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche unter anderem Pfarrer Holger Treutmann.

Sonntag, 14.02.2021: Wort am Sonntag (Pater Bernhard Venzke)

Aus dem Markusevangelium (2,1 – 12) Als Jesus … nach Kafarnaum zurückkam, wurde bekannt, dass er wieder zu Hause war. Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen. Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen (die Decke) durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten im Stillen: Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott? Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr im Herzen? Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen. Ja, liebe Hörerin, lieber Hörer, Christus ist immer für eine Überraschung gut – rum wie num. Man kann ihn offensichtlich ganz gut überraschen und er selbst überrascht Andere auch nicht schlecht. In diesem Evangelium steigen die Leute ihm quasi auf‘s Dach, weil sie keinen anderen Weg für den Gelähmten zu Jesus hin wussten. Damit haben sie, so glaube ich, alle ziemlich überrascht und verblüfft – vielleicht auch Jesus selbst. Doch Jesus verblüfft zurück, denn er heilt den Gelähmten sozusagen von innen heraus, indem er ihm die Sünden vergibt. Ich finde, das passt gut zum heutigen Faschingssonntag. Denn ich sehe in dieser Geschichte da schon so ein verschmitztes Lächeln auf allen Seiten. Denn: wer bitte kommt auf die Idee, ein Dach abzudecken, um einen Kranken den Zugang zu Jesus zu ermöglichen? Klar, das war der Ausweg – Nö, besser der Eingang, um in diese quasi geschlossene Gesellschaft hinein zu kommen. Viele von ihnen waren selbst derart mit ihrem Leid und Sehnsüchten beschäftigt, dass sie wie eine Mauer wirkten. Tja, denen, die mauern, muss man halt mal auf’s Dach steigen, um sie zu erreichen. Oder sich zumindest Zugang zu ihnen zu verschaffen. Schon ziemlich überraschend! Verblüffend ist aber auch die Reaktion Jesu. Er vergibt dem Mann die Sünden. Ich bin fest davon überzeugt, der hatte erst einmal etwas ganz Anderes erwartet. Es geht halt seinen Gang, wie es bei uns Gläubigen so zu gehen hat: von innen nach außen. Vielleicht hat etwas den Mann so belastet, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Und er war auf die Hilfe derer angewiesen, die sich haben etwas Verrücktes einfallen lassen. Mit dem Dach abdecken und so… Hinzu kommt noch etwas Verblüffendes: Offensichtlich hat diese Befreiung auch etwas in den Umherstehenden bewirkt. Denn plötzlich kann dieser Mann ungehindert hinausgehen. Noch dazu mit seiner Bahre in der Hand! Erinnern wir uns: das Haus war zunächst erst einmal so eng besetzt, dass keiner auf normalem Wege hineinkommen konnte. Jesus brachte offenbar eine gewisse Beweglichkeit in den Gelähmten sowie Beweglichkeit in die Leute um ihn herum. Na, wenn das keine Überraschung oder gar überraschende Wende für alle Beteiligten in diesem Evangelium ist… Ich kann allerdings nur hoffen, dass man dann auch wieder das Dach gedeckt hat. Denn – laut Exegese wohnte Jesus noch im Haus des Simon, Und der hatte bekanntlich eine Schwiegermutter…. Also, das mit dem Dach war doch eine gute Idee! Und ich finde, da liegt auch Humor drin. Oder was meinen Sie?

Humor gehört für mich zur christlichen Lebenskultur. Ich bin am Fastnachtsdienstag 1959 geboren und glaube, sowas nennt man dann wohl frühkindliche Prägung. 2004 durfte ich auch noch Prinz im Dreigestirn von Walberberg zwischen Köln und Bonn sein. Und so kam ich dazu, mir auch mal Gedanken zum Karneval oder Fasching und unserem Glauben zu machen. Warum lebt – gerade in christlichen Gebieten – noch der Karneval? Wir Christinnen und Christen nehmen halt beide Seiten des Lebens ernst. Wir sind in der Lage, Höhepunkte wie Tieflagen regelrecht zu feiern. Beides gilt uns nämlich als der Wille Gottes. Klar! Wir können uns durchaus fragen, ob wir in der heutigen Zeit Karneval feiern sollten, wo doch Viele gerade Leid und Not erleben, nur weil so ein doofer Virus uns Alles umkrempelt. Doch der hält mich zumindest nicht davon ab, wenigstens mit einer Büttenpredigt heute meine Gemeinde – mehr oder weniger – zu beglücken. Natürlich zu diesem sattsam bekannten Thema. Darin wiederhole ich immer wieder: „Seit dem blöden Corona ist nix mehr so, wie es mal war.“ Na – schau’n wa ma, wie lange noch, gelle? Vielleicht, so möchte ich es provokant sagen, wird gerade in solchen Zeiten der Ursprung des Karnevals deutlich. Dem Angstmachenden ins Gesicht zu lachen, wie auch immer er, sie oder es heißen mag, scheint mir aktueller denn je. Ja, ich weiß, in den Evangelien steht jetzt nichts vom Lachen oder Humor. Und vom Karneval ist schon gar nicht die Rede! ‚Evangelium‘ heißt aber nun mal bekanntlich ‚frohe Botschaft‘. Ja! Da darf doch wohl auch ein bisschen Frohsinn mit dabei sein. Oder? Im Karneval oder Fasching wird deutlich, wie es sich mit dem Lachen und den Problemen verhält: das Lachen löst nicht die Probleme. Es kann aber den Menschen dahingehend befreien, diese Schwierigkeiten – wegen – nicht trotz der Angst – anzugehen. Im Wort „wegen“ steckt das Wort „Weg“, während im Begriff „trotz“ der Trotz deutlich zu erkennen ist. Manche behaupten zwar, dass die Karnevalisten eben nur zu dieser Zeit lustig seien, ansonsten aber eher humorlos. Das fänden sie verlogen. Wäre das so, stimmte das sogar! Doch ich kenne genug Karnevalisten und Karnevalist-I-nnen, die auch in den anderen vier Jahreszeiten gut drauf sind. Von vielen Leuten, die witzig, geistreich, humorvoll und im Karneval beheimatet sind, weiß ich allerdings auch: sie mussten schon viel Leid erfahren. Trotzdem, besser noch – deswegen – ist vielleicht ihr Humor so erfrischend und belebend, weil er herzhaft und somit ehrlich ist. Und ich bleibe dabei: nur diejenigen, die richtig weinen können, können auch herzhaft lachen! Fröhlichkeit und Humor sind vielleicht nicht die höchste Vollendung des Menschseins und seiner Kultur. Aber ohne die beiden läuft das Menschsein nicht rund und unser Erlöstsein wäre schwer erkennbar. Gott hat uns nun mal die Gabe des Lachens geschenkt, damit wir andere anstecken. Und wer mit Lachen ansteckt, tut es dann wenigstens nicht mit Feuer oder anderem Übel. Gott sei Dank! Karneval ist ein Spiel. Und die Spielregeln des Karnevals sind Spielregeln des Lebens. Beispiele gefällig? Erstens: Nichts ist selbstverständlich. Das haben wir alle ja nun zur Genüge erfahren und erleben es immer noch. Gerade diese Erkenntnis lässt auch die Schlussfolgerung zu, dankbar zu sein, für das, was wir noch alles können. Und zwar in jeder positiven Hinsicht. Zweitens: Echte Karnevalisten nehmen Grenzen durchaus ernst. Irgendwann ist er nämlich mal vorbei, der Fasching! Wer wollte behaupten, dass wir alle gerade in der letzten Zeit keine Grenzerlebnisse erfahren mussten? Die fünfte Jahreszeit lebt auch von der Ehrlichkeit. Drittens: Die karnevalistische Überzeichnung dient der Wahrheit, Lüge hat da keinen Platz. Nicht wahr? Lieber mal ein paar alte Wahrheiten als neue Lügen, so genannte fake news. Davon hatten wir ja auch genug in der letzten Zeit. Die schwappten ja sogar seinerzeit über den großen Teich. Letztendlich: Das Wichtigste am Karneval ist: das Ganze kommt meines Erachtens in der besten Verpackung vor, die es gibt: im Humor und der Liebe zum Leben. Wir verstehen den Karneval als ein Spiel. Ein Spiel, das Ausstrahlung hat. Jede echte Freundschaft, Kameradschaft oder Liebe strahlt ja auch nach außen. So sind Karnevalisten zwar schon ein Völkchen für sich. Jedoch begreifen wir uns und unser Tun zunächst auch als dem Gemeinwohl dienlich. Wer für den Karneval etwas tut, leistet Sozialarbeit. Ist das, was da geschieht, nicht sozial, dient’s auch nicht dem Karneval. Boah! Das reimt sich sogar! Ich Schelm! Unser Tun im Karneval bietet eine schöpferische Atempause, aber nicht um anliegende Probleme zu ignorieren. Es wird nur dazu eingeladen sie ein wenig anders anzugehen. Ja auch mit ein paar verrückten Ideen eben… Manchmal braucht’s halt mal Verrücktes, um das Eine oder Andere wieder gerade zu rücken. Gelle?

Heute ist – wie viele junge und vielleicht aber auch alte Liebende wissen – Valentinstag. Ich sag mal so, zu meiner Zeit, damals ich als noch jung und Ja! auch verliebt war, gab’s das nicht. Es ist auch nicht ganz klar, warum der gute Valentin der Patron der Liebenden geworden ist. Eine Erklärung knüpft an die römische Götterwelt an. Im alten Rom gedachte man am 14. Februar der Göttin Juno, die als Schützerin von Ehe und Familie galt. Die Frauen bekamen Blumen geschenkt. Diese Verehrung ging dann auf den Valentinstag über. Ferner existieren Legenden über einen Mönch namens Valentin, der Liebespaaren über die Klostermauer hinweg Blumen schenkte… Im Mittelalter trug der Valentinstag im deutschen Sprachgebiet den Namen Vielliebchentag, in England die Bezeichnung Love Day. Heinrich VIII. soll 1537 den Valentinstag zu einem nationalen Feiertag erklärt haben. Gerade DER! Nun, dieser Brauch breitete sich jedenfalls weiter aus. An diesem Tag wählten die jungen Männer in England eine Valentine und schenkten ihr als Valentin eine kleine Aufmerksamkeit. Von England aus wanderte der Valentinsbrauch als Tag der Freundschaft und der familiären Beziehungen im 19. Jahrhundert nach Nordamerika und kam von dort mit den US-Soldaten während des Zweiten Weltkrieges zurück nach Europa. Naja, das kennen wir ja auch von Halloween. Ich finde, wenn man diesen Tag schon als Tag der Liebenden begehen will, dann sollte er nicht allein den jungen Turteltäubchen gewidmet sein. Denn, wenn’s um die Liebe geht, gibt’s keine Altersklassen.

Warum nicht an so einem Tag „der Liebenden“ auch an Leute denken, die liebenswert sind oder auch liebenswürdig. Als zum Beispiel die Oma, der Opa oder irgendein anderer lieber Verwandter… Und – es müssen ja auch nicht immer nur Blumen sein! Ein liebes Wort oder Zeichen tut’s auch! Garantiert!

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Holger Treutmann

Holger Treutmann

1963 in Springe bei Hannover geboren | verheiratet | 2 Kinder | Studium in Bethel, Göttingen, Berlin | 1989 1. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover | 1989-1993 Pharmareferent bei Astra-Chemicals Wedel/Hamburg | 1993-1995 Vikariat in Bröckel bei Celle | 1995 2. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover | 1995 Wechsel in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen | 1995-1999 Pfarrer in Eibenberg-Kemtau und Chemnitz-Reichenhain | 1999-2005 Pfarrer in St.-Pauli-Kreuz-Gemeinde Chemnitz | 2006 - Januar 2016 Pfarrer der Frauenkirche in Dresden | Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge Dresden | seit Februar 2016 Senderbeauftragter der Ev. Kirchen beim MDR und Rundfunkbeauftragter der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.