Mittwoch, 13.03.2024: Der König war da

Vielleicht erinnern Sie sich. Erst vor kurzer Zeit besuchte das belgische Königspaar Sachsen. Natürlich auch Dresden. Großes Spektakel. Paparazzi. Straßensperren. Mich holte das Thema telefonisch ein: Der König möchte kurzfristig gern in die Gruft der Wettiner unter der Hofkirche, um einen Blick in die Vergangenheit Sachsens zu werfen.

Und ob ich nicht sofort kommen und die Führung übernehmen könne. Na, wenn der König ruft… Also schnell in die Straßenbahn gesprungen. An den Straßensperrungen verschaffte ich mir mit der eitlen Aussage Platz: "Leute, der König erwartet mich".

Christoph Pötzsch 2 min
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gesprochen von Christoph Pötzsch

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mi 13.03.2024 05:45Uhr 02:27 min

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Er hatte irgendwie Verspätung. Also warten auf den König, vor der Hofkirche. Wenn man, wie ich, ständig in der Gruft bei Führungen über die Majestäten erzählt, verfestigen sich Bilder aus der Historie. Natürlich bin ich weit weg vom Märchenglauben meiner Kindheit. Mir war klar, dass der belgische König also eher nicht von Fanfarentönen angekündigt und mit Krone, Hermelinkragen und rotem Schleppumhang aus Brokat erscheinen wird.

Und dann kam er. Ein schmaler, etwas blasser Mann, frierend, im Mantel mit einem dicken Schal. Mehr war da nicht. So wie er aussah, hätte man sich auf keiner Straße der Welt nach ihm umgedreht. Er war freundlich, interessiert, sprach gut Deutsch, bedankte höflich sich und verschwand genauso schnell, wie er gekommen war. Das war er also: Der König.

Ganz ehrlich, mit den Monarchien habe ich es nicht so. Wenn in England eine royale Hochzeit stattfindet, lässt mich das ziemlich kalt. Könige sind aus der Zeit gefallen, ohne Frage. Heute sind sie eine Mischung aus Touristenattraktion und etwas Sinnstiftung für das eigene Land.

Als um 1918 in Europa dominoartig die Monarchien kippen, bemächtigt sich die katholische Kirche dieses Themas – auf eigene Art. Sie führt einen Feiertag ein und nennt ihn Christkönigstag. Christus, der wahre König. Papst Pius XI. rief dieses Fest 1925 aus, um immer daran zu erinnern, dass Jesus ein König auf dieser Welt, aber nicht von dieser Welt ist. Ein König, den keine irdische Macht vom Thron stoßen kann. Ein König für die Ewigkeit.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Christoph Pötzsch

Christoph Pötzsch

1955 in Dresden geboren | Jurastudium in Halle | seit 1991 im Dienst des Bistums Dresden-Meißen als Justitiar und Ordinariatsrat

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.