Völkische Siedler mit rechtsextremen Verbindungen haben sich in Wienrode im Harz angesiedelt. Viele Anwohner wagen es kaum, offene Kritik an den neuen Nachbarn zu üben, sie fühlen sich von den zuständigen Kommunalpolitikern alleingelassen.
Exakt - Die Story: Ein Dorf verstummt - Völkische Nachbarn im Harz
Wienrode im Harz. Hier hat 2018 eine Gruppe namens "Weda Elysia" den verfallenen ehemaligen Gasthof gekauft. Offenbar will die Gruppe diesen sanieren und zu einem kulturellen Zentrum umbauen. Dafür ruft sie zu Spenden auf. Online präsentiert sich die Gruppe mit Themen wie Brauchtum, Handwerk und Ökolandbau. Doch "Weda Elysia" beruft sich auf die russischen Anastasia-Bücher, die neben Esoterik und Selbstversorger-Themen auch antisemitische Verschwörungsmythen enthalten.
Recherchen der MDR-Reporter Jana Merkel und Tim Schulz zeigen zudem: "Weda Elysia" ist in die rechtsextreme Szene vernetzt.
Doch Widerspruch gegen die völkische Gruppe gibt es im Dorf, einem Ortsteil von Blankenburg, kaum noch. Die meisten Kritiker sind verstummt, trauen sich nicht mehr, offen zu sprechen. Anonym berichten sie von ihrer Angst vor Angriffen. Und erzählen, dass sie sich von den zuständigen Politikern alleingelassen fühlen. "Wenn diese Leute dort vor Ort leben und Angst haben, dann ist die Angst wahrscheinlich berechtigt", sagt Christian Weißgerber. Bis zu seinem Ausstieg 2010 war er eine Führungsfigur einer militanten Neonazi-Splittergruppe. In der Reportage erklärt er, wie Rechtextreme um Rückhalt in der Bevölkerung buhlen und mit welchen Methoden sie Angst verbreiten.
"Also letztes Jahr stand einer vor meinem Haus und hat mich aufs Übelste laut beschimpft und auch gedroht, dass er mich umbringt und dass er das Haus mit meinen Kindern anzündet." Die Schilderung von Ruth Fiedler zeigt: Wer gegen Rechtsextremismus Gesicht zeigt, lebt gefährlich. Die LINKEN-Stadträtin aus dem nahegelegenen Wernigerode tritt seit Jahren offen gegen rechtsextreme Strukturen ein. Sie wurde deshalb bedroht, angefeindet und angezeigt. Trotzdem schweigt sie nicht. Als Kommunalpolitikerin fühle sie sich relativ geschützt. "Ich weiß nicht, ob es genauso wäre, wenn ich jetzt einfach nur irgendeine ganz normale Frau wäre, die halt irgendwie sich stark macht gegen rechts." Sie kennt viele Anwohnerinnen und Anwohner in Wienrode persönlich, erzählt von Drohungen in der Nachbarschaft gegen jene, die “Weda Elysia" kritisch sehen.
Vorgänge wie in Wienrode beobachtet der Rechtsextremismus-Forscher Prof. Matthias Quent gerade im ländlichen Raum immer wieder. Vor allem in Ostdeutschland fehle oft die Gegenwehr gegen rechtsextreme Strukturen. "Wenn etwas nicht problematisiert wird, dann wird es zum Teil der Normalität. Das ist letztlich die wichtigste Waffe der Rechtsextremen, dass niemand sich dagegen wehrt," so Quent.
Wie entsteht ein solches Klima des Schweigens? Was setzen die zuständigen Politiker den völkischen Siedlern entgegen? Die Reporter der MDR-Reihe "exakt - Die Story" gehen diesen Fragen nach. Sie sprechen mit Anwohnerinnen und Anwohnern und fragen bei zuständigen Politikern nach. Sie zeichnen den Prozess des Verstummens nach und recherchieren, was getan werden kann, um Landnahme von rechts zu unterbinden.
Recherchen der MDR-Reporter Jana Merkel und Tim Schulz zeigen zudem: "Weda Elysia" ist in die rechtsextreme Szene vernetzt.
Doch Widerspruch gegen die völkische Gruppe gibt es im Dorf, einem Ortsteil von Blankenburg, kaum noch. Die meisten Kritiker sind verstummt, trauen sich nicht mehr, offen zu sprechen. Anonym berichten sie von ihrer Angst vor Angriffen. Und erzählen, dass sie sich von den zuständigen Politikern alleingelassen fühlen. "Wenn diese Leute dort vor Ort leben und Angst haben, dann ist die Angst wahrscheinlich berechtigt", sagt Christian Weißgerber. Bis zu seinem Ausstieg 2010 war er eine Führungsfigur einer militanten Neonazi-Splittergruppe. In der Reportage erklärt er, wie Rechtextreme um Rückhalt in der Bevölkerung buhlen und mit welchen Methoden sie Angst verbreiten.
"Also letztes Jahr stand einer vor meinem Haus und hat mich aufs Übelste laut beschimpft und auch gedroht, dass er mich umbringt und dass er das Haus mit meinen Kindern anzündet." Die Schilderung von Ruth Fiedler zeigt: Wer gegen Rechtsextremismus Gesicht zeigt, lebt gefährlich. Die LINKEN-Stadträtin aus dem nahegelegenen Wernigerode tritt seit Jahren offen gegen rechtsextreme Strukturen ein. Sie wurde deshalb bedroht, angefeindet und angezeigt. Trotzdem schweigt sie nicht. Als Kommunalpolitikerin fühle sie sich relativ geschützt. "Ich weiß nicht, ob es genauso wäre, wenn ich jetzt einfach nur irgendeine ganz normale Frau wäre, die halt irgendwie sich stark macht gegen rechts." Sie kennt viele Anwohnerinnen und Anwohner in Wienrode persönlich, erzählt von Drohungen in der Nachbarschaft gegen jene, die “Weda Elysia" kritisch sehen.
Vorgänge wie in Wienrode beobachtet der Rechtsextremismus-Forscher Prof. Matthias Quent gerade im ländlichen Raum immer wieder. Vor allem in Ostdeutschland fehle oft die Gegenwehr gegen rechtsextreme Strukturen. "Wenn etwas nicht problematisiert wird, dann wird es zum Teil der Normalität. Das ist letztlich die wichtigste Waffe der Rechtsextremen, dass niemand sich dagegen wehrt," so Quent.
Wie entsteht ein solches Klima des Schweigens? Was setzen die zuständigen Politiker den völkischen Siedlern entgegen? Die Reporter der MDR-Reihe "exakt - Die Story" gehen diesen Fragen nach. Sie sprechen mit Anwohnerinnen und Anwohnern und fragen bei zuständigen Politikern nach. Sie zeichnen den Prozess des Verstummens nach und recherchieren, was getan werden kann, um Landnahme von rechts zu unterbinden.
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