MDR Hörfunk 70 Jahre Rundfunk in Leipzig

31. Januar 2007, 11:31 Uhr

Am 1. März 1924 begann in Leipzig ein neues Zeitalter in der Entwicklung von Technik und Kommunikation: Mit der Mitteldeutschen Rundfunk AG (Mirag) nahm, nur wenige Monate nach dem ersten Rundfunksender in Berlin, die zweite Sendeanstalt in Deutschland ihren Betrieb auf.

1924 geht die Mirag aus der Leipziger "Alten Waage" am Markt Nr. 4 zum ersten Mal auf Sendung. Historisch gesehen ist damit die Sendestadt die Nummer zwei der deutschen Sendestädte, ging doch nur vier Monate zuvor in Berlin mit der Radio-Stunde im Vox-haus der erste deutsche Unterhaltungssender überhaupt in Betrieb.

Anders als in Berlin gibt es in Leipzig einen weiteren Grund, den Sendestart für die Mitteldeutsche Rundfunk AG auf Anfang März zu legen. Unmittelbar am nächsten Tag beginnt die Frühjahrsmesse, auf der erstmals die Funkindustrie in einer gesonderten Schau die Leistungsfähigkeit ihrer Neuheiten anhand eines laufenden Radio-Programms präsentieren will. Gerade dieser wirtschaftliche Aspekt ist es neben der zentralen Lage im künftigen Sendebezirk, der den Ausschlag für den Sendestandort Leipzig gibt.

In den ersten Wochen wird täglich zwei bis drei Stunden gesendet, bei denen sich zeitmäßig Musik und Wort die Waage halten. Trotz dieser schmal wirkenden Programmstruktur darf nicht vergessen werden, dass ausnahmslos live gesendet wird. Im Herbst 1924 wird das Leipziger Sinfonie-Orchester, der Vorläufer des MDR ORCHESTERS, ein eigener Klangkörper der Mirag. Wenig später kommt auch der MDR Chor dazu.

Zu den Sende-Studios im Leipziger Messeamt und in der Alten Börse kommen bis 1926 so genannte "Besprechungsstellen" in anderen Sädten Mitteldeutschlands wie Chemnitz, Jena, Erfurt und Halle.

Vor allem beim Hörspiel, jener Kunstgattung, die erst mit dem Radio entsteht, ist der Mitteldeutsche Rundfunk einer der Vorreiter in Deutschland. Schon im März 1924 gibt es zwei literarische Abende mit Goethe- und Heinetexten. Zu den jungen Autoren, die der Mirag-Hörspielchef Dr. Eugen Kurt Fischer um sich schart, gehört Günter Eich. Fischer inszeniert mit "Dreigespräch aus einem Drama" (1930) und "Berlin Fontanezeit" (1932) seine ersten literarischen Arbeiten. Eichs erstes für den Hörfunk verfasstes Manuskript, das Original-Hörspiel "Ein Traum am Edsin-Gol", schreibt er für die Mirag. Doch die Ursendung, angekündigt für das Winterhalbjahr 1932/33, kommt infolge der Gleichschaltung durch die Nazi-Behörde nicht zustande. 1933 verkommt die Mirag zum "Reichssender Leipzig" und nach einem hoffungsvollen Nachkriegsintermezzo von 1946-1952 fiel der Leipziger Rundfunk erneut der Zentralisation zum Opfer.

Der MDR widmet dem Geburtstag seines Vorläufers mehrere Sendungen bzw. Beiträge in Hörfunk und Fernsehen. Mit dem Stadtgeschichtlichen Museum und der Radio-Nostalgie-Sammlung Pfau gestaltet er die Ausstellung "Hallo, hallo, hier ist Leipzig - 70 Jahre Rundfunk in der Messestadt". Im Stadtgeschichtlichen Museum bietet die Exposition vom 1. März bis 17. April einen Überblick über die Entwicklung des Rundfunks. Zum Jubiläum erscheint auch eine Sonderausgabe der MDR-Zeitung "mittendrin".