Ein Wollnashorn von vorn
Das Wollnashorn starb vor 10.000 Jahren auch wegen der Jagd durch den Menschen aus. Bildrechte: Mauricio Anton

Wissen-News Erst das Klima, dann der Mensch: Wieso das Wollnashorn ausgestorben ist

05. Juni 2024, 04:59 Uhr

Der Mensch hatte keine Schuld am Aussterben des Wollnashorns. Darin war sich die Forschung lange einig. Doch eine neue Studie widerspricht dieser Annahme jetzt.

Eine neue Studie von Wissenschaftlern aus Dänemark und Australien besagt, dass neben dem Klimawandel auch der Mensch für das Aussterben des Wollnashorns verantwortlich war. Bisher hielten Forscher die Jagd auf das riesige Zotteltier für nicht ursächlich für das Verschwinden der zur Megafauna zählenden Art. Der Hauptautor Damien Fordham vom Umweltinstitut der Universität Adelaide erklärte, wieso sein Team auf ein anderes Ergebnis kommen konnte: "Mithilfe von Computermodellen, Fossilien und alter DNA haben wir die 52.000 Jahre währende Populationsgeschichte des Wollnashorns in ganz Eurasien mit einer Auflösung nachgezeichnet, die bisher nicht für möglich gehalten wurde."

Lehren aus der Vergangenheit zum Artenschutz heute

Vor 30.000 Jahren hätten abkühlende Temperaturen im Zuge der Eiszeit und die geringe, anhaltende Bejagung durch den Menschen gemeinsam dazu geführt, dass das Wollnashorn sich in südlichere Gefilde zurückzog. Dort seien die Tiere in isolierten und sich rasch verschlechternden Lebensräumen gefangen gewesen. "Als die Erde auftaute und die Temperaturen stiegen, waren die Populationen des Wollnashorns nicht in der Lage, wichtige neue Lebensräume zu besiedeln, die sich im Norden Eurasiens auftaten, wodurch sie destabilisiert wurden und zusammenbrachen, was zu ihrem Aussterben führte", erklärte Fordham.

Durch die hochaufgelösten Daten seien die Wechselwirkungen zwischen den Nashörnern und dem Menschen besser zu erklären gewesen als in früheren Studien. Die Erkenntnisse können allerdings auch ins Hier und Jetzt transferiert werden. Während im späten Pleistozän, als das Wollnashorn ausstarb, noch 61 Arten großer Pflanzenfresser mit einem Gewicht über eine Tonne über die Erde wandelten, sind es heute nur noch acht. Fünf davon sind Nashörner. "Unsere Ergebnisse zeigen, wie der Klimawandel und menschliche Aktivitäten zum Aussterben von Megafauna führen können", sagte Mitautor David Nogues-Bravo von der Universität Kopenhagen. "Durch die Untersuchung vergangener Aussterbeereignisse können wir wertvolle Lehren für den Schutz der verbleibenden großen Tiere der Erde ziehen."

jar/pm

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Akzente | 05. Mai 2024 | 11:41 Uhr

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