Digitale Revolution im Osten Robotron: IT - Made in GDR
Hauptinhalt
24. Februar 2022, 17:09 Uhr
Der Name Robotron ist mit dem Beginn der digitalen Revolution in der DDR fest verbunden. Dabei galt im Arbeiter- und Bauernstaat die Informatik lange als "ideologische Waffe des Imperialismus". 1964 machte Walter Ulbricht Nägel mit Köpfen und befahl, den Rückstand aufzuholen. So kam es zum Großkombinat ROBOTRON mit Hauptsitz in Dresden - nach dem Vorbild westlicher Konzerne.
Der Beginn der digitalen Revolution ist in der DDR mit dem Namen ROBOTRON fest verbunden. Der Chemnitzer Rolf Kutschbach gilt als der Vater der Rechentechnik in der DDR. Es war eine kleine Szene von Ingenieuren und Technikern, die in den 1950er-Jahren die Informatik in der DDR begründeten. Zu einer Zeit, in der jedes Schulkind noch mit dem Rechenschieber den Mathematikunterricht bestreiten musste und auch in der jungen Planwirtschaft kaum ausreichend mechanische Rechenmaschinen zur Verfügung standen, träumten sie den Traum von 5.000 Rechenoperationen in der Sekunde.
Verpönte Wissenschaft
Doch die Wissenschaft von der Steuerung und Regelung von Maschinen, die Kybernetik, und mit ihr die Informatik, war im Sozialismus verpönt. Lange Zeit galt sie als "reaktionäre Pseudowissenschaft" oder "ideologische Waffe des Imperialismus" und damit wollte der Arbeiter- und Bauernstaat nichts zu tun haben.
Während man sich in der jungen DDR mit ideologischen Fragen aufhielt und die Pioniere der elektronischen Rechentechnik eher in wissenschaftlichen Hinterzimmern ihr Dasein fristeten, brachte die US-amerikanische Firma IBM Anfang der 1960er-Jahre mit dem IBM 1401 erstmals ein Rechner in tausendfacher Stückzahl auf den internationalen Markt.
Roboter und Elektronik gleich ROBOTRON
Elektronische Rechenmaschinen wurden mittlerweile auch in der DDR gebaut, wenngleich sie die Kapazität und Leistung der neuartigen westlichen Computer noch lange nicht erreichten.
Der VEB Elektronische Rechenmaschinen ELERMA im damaligen Karl-Marx-Stadt hob 1958 den Namen ROBOTRON nach einem innerbetrieblichen Wettbewerb aus der Taufe und vertrieb seine Produkte unter diesem Namen. Die ehrgeizigen Ingenieure des Werkes beobachteten schon lange die internationale Forschung. Allen voran Rolf Kutschbach, der seit den Kindertagen Erfinder werden wollte. Ihn ließ der Gedanke nicht los, elektronische Datenverarbeitung in größeren Dimensionen zu denken, als es bisher geschah. Trotz der neuartigen Elektronik mussten die vielen einzelnen Arbeitsschritte nach wie vor von Menschen gemacht werden, das nahm der Wirtschaft Arbeitskräfte und kostete wertvolle Arbeitszeit.
Ulbricht wird Computerfan
Mangel sowohl an Arbeitskräften als auch an Effizienz - das waren Argumente, die auch in der Planwirtschaft ihre Gültigkeit hatten. Ideologische Fragen spielten Anfang der 1960er-Jahre schon längst keine Rolle mehr, denn ein leistungsfähiger Industriestaat war ohne elektronische Datenverarbeitung nicht mehr denkbar.
Die Informatiker um Rolf Kutschbach wurden nun in Berlin gehört und Walter Ulbricht wurde zum ersten High-Tech-Fan im Staate: Alles, was die Planwirtschaft und damit den Sozialismus voranbringen würde, sollte ihm recht sein. Es wurden Nägel mit Köpfen gemacht, schließlich galt es fünf bis zehn Jahre Rückstand in Forschung und Entwicklung aufzuholen. Der entsprechende Regierungsbeschluss zur "Entwicklung und Einführung der elektronischen Datenverarbeitung in der DDR" wurde 1964 erlassen. Die Computer-Pioniere konnten nun ihre Tüfteleien und Versuche aus dem Hinterzimmer holen, denn insgesamt 406 Millionen Mark sollten für das neue Prestigeprojekt in Mitteldeutschland investiert werden.