#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 11. Juni

11. Juni 2022, 05:00 Uhr

1968: DDR führt Visazwang für Transitreisen nach Westberlin ein

Am 11. Juni 1968 beschließt die DDR-Volkskammer die Einführung eines Pass- und Visazwangs für Transitreisende aus der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin durch die DDR. Die beschlossenen Regelungen treten am 13. Juni 1968 in Kraft. Die Reisenden müssen nun einen gültigen Reisepass und ein kostenpflichtiges Visum an der DDR-Grenze vorlegen. Die Transitvisa (5 DM für die einmalige Einreise) werden an den Grenzübergangsstellen ausgestellt, während die Einreisevisa (15 DM) im Vorhinein beantragt werden müssen. Die so gewonnenen Devisen sind eine wichtige Einnahmequelle für die DDR. Nach dem Abschluss des Transitabkommens im Dezember 1971 erleichtert sich das Reisen. Die Gebühren entfallen für die einzelnen Reisenden und werden in einer jährlichen Pauschale von der Bundesrepublik gezahlt. Die Pauschalsumme wird für die Jahre 1972 bis 1975 auf 234,9 Millionen DM jährlich festgelegt.

1990: Massenansturm auf DDR-Bankschalter

Am 11. Juni 1990 können DDR-Bürgerinnen und Bürger erstmals Umtauschkonten für die bevorstehende Währungsunion am 1. Juli 1990 angelegen. Obwohl sie vier Wochen dafür Zeit hatten, bildet sich schon am ersten Tag lange Schlangen vor den Banken. An einer Sparkasse in Berlin stehen die Wartenden sogar über 200 Meter weit. Da die ostdeutschen Sparkassen über rund 80 Prozent aller privaten Ersparnisse in der DDR verfügten, bearbeiten sie auch den Großteil der Umstellungsanträge: rund 14,3 von insgesamt 16 Millionen, etwa 90 Prozent. Um den gewaltigen Organisationsaufwand bewerkstelligen zu können, müssen die Angestellten wochenlang Überstunden machen und am Wochenende arbeiten. Außerdem erhalten sie Unterstützung von Partnerkassen aus dem Westen.

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1994: Abschaffung des "Homosexuellen-Paragraphen" 175 

Am 11. Juni 1994 wird der Paragraph 175 des Strafgesetzbuches nach über hundert Jahren aufgehoben. 1871 im Kaiserreich eingeführt, stellte er sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe. 1935 beschlossen die Nationalsozialisten die totale Kriminalisierung männlicher Homosexualität. Selbst Blicke oder "wollüstige Absichten" konnten unter ihrem Regime als gesetzeswidrig eingestuft werden. Die Bundesrepublik übernahm die verschärfte Fassung des Paragraphen 175. Erst 1969 wurde das Totalverbot aufgehoben. Homosexualität unter erwachsenen Männern über 21 war nun keine Straftat mehr. 1973 wurde die Schutzaltersgrenze auf 18 Jahre gesenkt. Damit war eine Freiheitsstrafe "nur noch" für sexuelle Kontakte von Männern mit Männern unter 18 Jahren vorgesehen. Die DDR kehrte 1950 zur ursprünglichen Fassung des Paragraphen zurück, 1968 wurde er komplett abgeschafft. Nach 1990 galt zunächst gespaltenes Recht in Deutschland. Die schwul-lesbische Bürgerrechtsbewegung der DDR hatte erfolgreich gegen die Wiedereinführung des Paragraphen 175 protestiert. Im Einigungsvertrag zwischen der DDR und der Bundesrepublik wurde er deswegen von der Übertragung des bundesdeutschen Strafrechts auf die neuen Bundesländer ausgenommen. Die endgültige Rechtsangleichung erfolgt erst 1994, als der Deutsche Bundestag beschloss, den Paragraphen 175 zu streichen.

1994: Abzug der russischen Armee aus Wünsdorf

Am 11. Juni 1994 werden die letzten Soldaten der ehemaligen Sowjetarmee aus Wünsdorf nach einem feierlichen Umzug abgezogen. Fast vier Jahre dauerte der 1990 beschlossene Abzug der russischen Truppen. In der Folgezeit kehren eine halbe Million Soldaten und ihre Angehörigen in ihre Heimat zurück. Am 31. August 1994 ist der Abzug vertraglich abgeschlossen. 

Das brandenburgische Wünsdorf war nach dem Zweiten Weltkrieg das Hauptquartier der sowjetischen Streitkräfte in der DDR. Die Soldaten führten dort ein Leben in einem von den DDR-Bürgerinnen und Bürgern abgeschotteten Ort mit eigenen Schulen, Läden, Kinos und Direktzügen nach Moskau. In den 1980er-Jahren lebten in der "Sowjetischen Stadt" etwa 60.000 Menschen. Heute ist Wünsdorf mit etwa 6000 Einwohner ein Ortsteil der Kleinstadt Zossen.

2001: Atomausstieg verbindlich

Am 11. Juni 2001 unterzeichnet die Rot-Grüne Bundesregierung mit Vertretern der Energiewirtschaft eine Vereinbarung zum verbindlichen Ausstieg aus der Kernenergie. Außerdem wird darin der Betrieb der Kraftwerke bis zur Abschaltung und die Entsorgungsproblematik geregelt. Es kommt anschließend zu einer Neufassung des Atomgesetzes. Das Kabinett Merkel II macht den Ausstieg zunächst rückgängig. Erst nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima im März 2011 beschließt die Bundesregierung den Atomausstieg bis Ende 2022.

2009: Schweinegrippe zur Pandemie erklärt

Am 11. Juni 2009 erklärt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Schweinegrippe zur Pandemie und ruft die höchste Warnstufe aus. Erstmals tritt der Erreger in Mexiko im Frühling 2009 bei einem Fünfjährigen auf. Wissenschaftler finden als Ursache einen Virus "A/H1N1". In der Öffentlichkeit setzt sich die Bezeichnung Schweinegrippe durch. Denn das Erbgut des Virus enthält genetisches Material von Erregern, die neben dem Menschen auch Schweine befallen. Schnell melden andere Länder Krankheitsfälle. In Deutschland gibt es zwischen Herbst 2009 und August 2010 über 226.000 gemeldete Fälle, von denen viele mild verlaufen. Bis April 2010 verzeichnet das Robert-Koch-Institut 252 Todesfälle in Deutschland. Die WHO erklärt die Schweinegrippen-Pandemie im August 2010 für beendet.

2013: Bertelsmann erklärt das Ende des gedruckten Brockhaus

Am 11. Juni 2013 teilt das Medienunternehmen Bertelsmann mit, dass es das Geschäft mit Lexika aufgibt. Dies bedeutet auch das Ende für die traditionsreiche gedruckte Brockhaus-Enzyklopädie. Die erste Ausgabe des Brockhaus erschien bereits 1796, damals noch unter dem Titel "Conversations-Lexicon". 1818 zog der Verlag unter dem Namen "F. A. Brockhaus" nach Leipzig. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er als "VEB Brockhaus Leipzig" verstaatlicht. Gleichzeitig bestand ein privater Verlag, wieder "F. A. Brockhaus" genannt, in Wiesbaden weiter. Er fusionierte 1984 mit der "Bibliographisches Institut AG" zur "Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG". Nach der deutschen Wiedervereinigung verkaufte die Treuhand den "VEB Brockhaus" an die Verlagsgruppe. 2008 übernahm Bertelsmann die Markenrechte und versuchte zunächst, das Lexikon zu modernisieren. So erschien es 2002 erstmals digital auf CD-ROM und DVDs. Durch das Internet war es jedoch schlichtweg überflüssig geworden. Besonders die Wikipedia stellte eine zu große Konkurrenz dar. Bertelsmann trennte sich von der Marke. 2015 übernimmt sie der Verlag der Schwedischen Nationalenzyklopädie und entwickelt Brockhaus zu einem digitalen Bildungsanbieter, unter anderem für Schulen und Universitäten.

Buchrücken der Brockhaus-Enzyklopädie
Die 21. und letzte Ausgabe der gedruckten Brockhaus-Enzyklopädie wurde 2014 verkauft. Bildrechte: imago/Enters