#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 27. August

27. August 2022, 09:20 Uhr

1950: Evangelische Kirche: Frieden ohne Waffen

Am 27. August 1950 gibt die Evangelische Kirche in Deutschland bekannt: "Einer Remilitarisierung können wir das Wort nicht reden, weder was den Westen noch was den Osten anbelangt. Die Pflicht der Kirche kann es immer nur sein, die schwergerüsteten Mächte der Welt wieder und wieder zu bitten, dem heillosen Wettrüsten ein Ende zu machen." Der Wunsch nach einem Frieden ohne Waffen erfüllt sich nicht. In beiden deutschen Staaten werden Armeen aufgestellt - 1955 wird die Bundeswehr gegründet, 1956 die NVA.

Die Evangelische Kirche in Deutschland ist Ende der 60er-Jahre eine der wenigen gesamtdeutschen Institutionen. Der Bau der Berliner Mauer erschwert die Zusammenarbeit der Kirchen aus Ost und West jedoch erheblich. 1969 wird der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR gegründet.

NVA-Parade zum 1. Mai 1958
Die Nationale Volksarmee wurde 1956 zunächst als reine Freiwilligen-Armee gegründet – zur Verteidigung des Sozialismus und des Friedens. Bildrechte: imago/ZUMA/Keystone

1980: U-Boot-Flucht durch Ostsee scheitert

Am 27. August 1980 versucht der Rostocker Walter Gerber zum zweiten Mal, in einem selbstgebauten U-Boot in den Westen zu fliehen. Doch sein Unterwasserschiff ist nicht funktionstüchtig - das Vorhaben scheitert. Wenige Monate später plant er die Flucht über Land. Gerber will die DDR über Ungarn verlassen, um nach Österreich zu gelangen. An der Grenze zur ČSSR wird er verhaftet. Die Stasi verhört ihn und findet die Konstruktionsunterlagen für das U-Boot in seiner Wohnung. Daraufhin wird er vom Kreisgericht Rostock zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Später kauft ihn die Bundesregierung frei. Am 10. Oktober 1984 darf Gerber ausreisen.

Ein Wachturm der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit an der Genslerstraße in Berlin-Hohenschönhausen
Der DDR-Bürger Walter Gerber versuchte insgesamt dreimal, die DDR zu verlassen. Seine ersten zwei Versuche mit einem selbstgebauten U-Boot scheiterten. Als er wenige Monate später versuchte, die Grenze zur ČSSR zu überqueren, wurde er verhaftet. Bildrechte: imago/Seeliger
Grenzstrand 9 min
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9 min

Tagsüber badete man am Strand. Doch nachts galt er als Sperrzone, teils bewacht und mit Scheinwerfern abgesucht. Viele Fluchten starteten in den Dünen.

Mo 06.07.2009 22:05Uhr 09:00 min

https://www.mdr.de/geschichte/stoebern/damals/videowand/video-128458.html

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1990: NVA soll Teil der Bundeswehr werden

Am 27. August 1990 beauftragt der Bundesverteidigungsminister Gerhard Stoltenberg Generalleutnant Jörg Schönbohm, die NVA aufzulösen und in die Bundeswehr zu integrieren. Im Einigungsvertrag vom 31. August 1990 wird geregelt, dass sowohl die Streitkräfte als auch das Kriegsgerät der NVA in die bundesdeutsche Armee übergehen sollen. Am 3. Oktober 1990 wird die NVA aufgelöst, ihre Soldaten werden zu Mitgliedern der Bundeswehr. Von 1990 bis 1998 sinkt die Zahl ehemaliger NVA-Soldaten in der Bundeswehr von etwa 90.000 auf 9.300. Für Frauen gibt es in der Bundeswehr keinen Platz mehr – für sie stehen erst ab 2001 wieder alle Laufbahnen offen, wie zuvor in der NVA.

1991: EU erkennt Baltische Staaten als unabhängig an

Am 27.08.1991 erkennt die Europäische Gemeinschaft die Unabhängigkeit der Baltenstaaten Estland, Lettland und Litauen von der Sowjetunion an. 1989 hatten mehr als zwei Millionen Menschen aus Estland, Litauen und Lettland gegen die sowjetische Besatzung demonstriert. Sie bildeten eine über 600 km lange Menschenkette, die durch die Hauptstädte Tallin, Riga und Vilnius führt. Litauen erklärte im Frühjahr 1990 seine Unabhängigkeit, Litauen und Estland 1991. Am 6. September 1991 folgt die Anerkennung durch den Staatsrat der UdSSR. Während des Zweiten Weltkriegs waren die drei baltischen Länder im Zuge des Hitler-Stalin-Paktes von der Sowjetunion okkupiert worden. Die Fremdherrschaft dauerte 51 Jahre.