#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Was geschah am 24. Dezember?

24. Dezember 2022, 05:00 Uhr

1914: Kriegsweihnacht an der deutschen Westfront

An den meisten Frontabschnitten ruhen am 24. Dezember 1914 die Waffen. Tausende deutsche und britische Soldaten stellen an der Front in Frankreich und Belgien die Kämpfe ein. Sie treffen sich und feiern mitten im Ersten Weltkrieg das Weihnachtsfest - mit Geschenketausch, Weihnachtssingen und sogar Fußballspielen. Entlang einiger Schützengräben stellen die Soldaten sogar Kerzen und Tannenbäume auf. Wie es zu der ruhigen Kriegsweihnacht gekommen ist, lesen Sie hier.

1930: Manfred von Ardenne erzeugt erstmals Fernseh-Bilder

Am 24. Dezember 1930 zeigt der Physiker Manfred von Ardenne in seinem Berliner Labor erstmals die Übertragung eines Fernsehbildes mit einer Braun'schen Röhre. Das Experiment war ihm zehn Tage zuvor in seinem Labor geglückt und ebnete dem Fernsehen den Weg zum Massenmedium. Die bis dahin übliche mechanische Bildübertragung für Fernsehbilder war bereits in den Zwanziger Jahren in Bezug auf die Bildauflösung an ihre Grenzen gestoßen. Auf der Berliner Funkausstellung führte von Ardenne die Technik einem größeren Publikum vor und erlangte so international Bekanntheit. Die Übertragung der Olympischen Spiele 1936 verhilft der elektronischen Bildgebung zum endgültigen Durchbruch. 1955 gründet von Ardenne in Dresden nach einem Aufenthalt in der Sowjetunion das einzige private Institut der DDR. Hier beschäftigt er sich mit der anwendungsorientierten Nutzung der Ionen- und Elektronenstrahlung in Wissenschaft und Technik.

Prof. Manfred von Ardenne (Physiker) ca. 1931
Manfred von Ardenne mit einer Braun'schen Röhre in seinem Labor, ca. 1931. Bildrechte: IMAGO / teutopress

1962: Zwei Familien fliehen im Omnibus nach West-Berlin

Statt Weihnachtsvorbereitungen trifft Familie Weidner aus Neugersdorf (Oberlausitz) am Heiligen Abend Fluchtvorbereitungen: Ihr wichtigstes Hab und Gut laden sie in einen umgebauten 60-sitzigen Omnibus der Marke "Vomag". Damit wollen sie bei Potsdam die Grenze nach West-Berlin durchbrechen. Über Wochen hat der Fuhrunternehmer Hans Weidner den Bus Baujahr 1941 mit seinem Assistenten umgebaut: Stahlplatten und Kohlesäcke sollen vor dem Beschuss der Grenzer schützen, ein Schneeschiebeschild Grenzsperren aus dem Weg räumen.

Um 05:30 Uhr erreichen die Fluchtwilligen am Zweiten Weihnachtsfeiertag den Grenzübergang Drewitz/Dreilinden bei Potsdam. Sie sind vor allem Nachts und auf Nebenstraße unterwegs, deshalb dauerte die Fahrt anderthalb Tage. Obwohl sie an der Grenze mit Maschinengewehren beschossen werden, gelingt die Flucht. Beide Familien können sich in den Westen retten. Hier kommen sie zunächst im Notaufnahmelager Berlin-Marienfelde unter. Seit Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 bis zum Juni 1990 verließen über 3,8 Millionen Menschen die DDR. Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 riskieren sie bei teilweise spektakulären Fluchten ihr Leben.


1972: Passierscheinabkommen ermöglicht Familienbesuch zu Weihnachten

1972 dürfen West-Berliner mit ihren Verwandten aus Ost-Berlin gemeinsam Weihnachten feiern. Ermöglicht wird das durch das Passierscheinabkommen, welches im gleichen Jahr in Kraft getreten ist. Es regelt regelmäßige Besuche im Ostteil der Stadt.

Zuletzt war ein gemeinsames Fest zwischen 1963 und 1965 möglich. Die Regierungen beider Länder einigten sich damals nach zähen Verhandlungen auf das erste Passierscheinabkommen. Dieses Abkommen von 1963 gilt als "erstes Loch in der Mauer" und als der Beginn einer neuen Ostpolitik, die vor allem von Willy Brandt und Egon Bahr vorangetrieben wurde. Doch die Freude sollte nur von kurzer Dauer sein. Ab 1966 lehnte die DDR-Führung weitere Weihnachtsbesuchsabkommen ab. Sie konnte damit nicht die außenpolitische Anerkennung erzielen, die sie sich erhoffte. Erst 1972 gibt es im Zuge des Viermächte-Abkommens eine endgültige Regelung. Dieses Passierscheinabkommen gilt bis zum Ende der DDR.


1989: Mehr als die Hälfte aller politischen Gefangenen ist frei

Am 24. Dezember 1989 sind mehr als die Hälfte aller politischen Häftlinge, die in der DDR einsaßen, auf freiem Fuß. Am 6. Dezember beschloss die DDR-Justiz für sie eine Amnestie. Der Grund: Die Gefängnisse waren maßlos überfüllt, die Stimmung war angespannt und es drohte eine Eskalation. Heiligabend 1989 waren mehr als die Hälfte der 17.000 politische Gefangenen frei. Die Amestie war im Februar abgeschlossen, die letzten politischen Häftlinge sind frei.