Todesursache ungekärt

Russische Wohnhäuser
Alleinstehende und Rentner werden häufig Opfer von kriminellen Immobilienmaklern. Bildrechte: MDR/Juliane Jaschnow

Ähnlich erging es auch anderen Opfern, die zuvor dort festgehalten wurden. Die kriminellen Immobilienmakler forderten entweder die Umschreibung von Immobilien auf ihren Namen oder die Unterzeichnung einer Schenkungsurkunde, Änderungen im Testament oder auch Vereinbarungen über soziale Renten. Mindestens 14 Wohnungen im Süden und Südosten Moskaus sollen der Bande auf diese Weise "überschrieben" worden sein, woraufhin die Unterzeichner dann unter ungeklärten Umständen verstarben oder verschwanden. Die weitere Prozedur verlief dann relativ simpel – einer "erbte" die Wohnung und verkaufte sie, ein weiterer kaufte: Unterschrift, Stempel, fertig.

Ein glücklicher Umstand im Falle des 76-jährigen Rentners führte dazu, dass die Bande überführt werden konnte. Als der Mann alle notwendigen Dokumente unterschrieben hatte, ließ man ihn laufen. Ihm würde nichts geschehen, solange er die Behörden nicht informiere. Wenn doch, so drohte man ihm, würde bald der letzte Tag in seinem Leben anbrechen. Es gab aber doch jemanden, der sich Sorgen gemacht hatte, als der Rentner plötzlich verschwand – sein jüngerer Bruder, der sofort begriff, dass etwas Schlimmes passiert war. Nach der Entführung wollte der alte Mann nicht über das Geschehene sprechen, er fürchtete Verfolgung. Doch sein Bruder blieb hartnäckig. Schließlich wandten sie sich an die Polizei. Die Mitglieder der Bande konnten nach und nach gefasst werden.

Doch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. In den russischen Zeitungen der letzten Jahre finden sich unzählige Berichte über ähnlich skrupellose Taten in vielen weiteren Städten: St. Petersburg, Sewastopol, Ekaterinburg, Ischewsk, Ufa, Chabarowsk, Rostov – die Liste ist endlos lang. Die meisten Verbrechen werden nicht aufgeklärt oder erst gar nicht als solche erkannt.