Polen: Die Vereinigung Deutschlands als Erfolgsgeschichte

01. Oktober 2015, 16:42 Uhr

Kulturpalast Warschau
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Noch Ende der 1980er Jahre wurde eine mögliche Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten in Polen eher als eine Bedrohung denn als Chance gesehen. Und auch innerhalb der unabhängigen Gewerkschaft Solidarnosc wurde erst nach langen Debatten den Deutschen das Recht auf ein Zusammengehen in einem freilich geeinigten Europa zugestanden. Die Frage nach der Wiedervereinigung Deutschlands kam dann allerdings auch für die Polen unerwartet auf die Tagesordnung. Und die Ressentiments waren nicht nur aus historischen Gründen beträchtlich, würde mit einem geeinten Deutschland doch ein riesiger Staat in der Mitte Europas entstehen. Erst der bilaterale Grenzvertrag von 1990 konnte die Skepsis vieler Polen besänftigen. Deutschland hatte sich in dem Vertrag dazu bekannt, die Grenzen Polens anzuerkennen und keine Gebietsforderungen zu erheben.

In den folgenden Jahren schwanden die Ressentiments der Polen zusehends: Die Gespenster der Vergangenheit schienen gebannt und die Sympathiewerte für die Deutschen und ihr geeintes Land stiegen - ungeachtet einiger temporärer atmosphärischer Störungen - stetig. Die Vereinigung Deutschlands gilt in Polen durchaus als eine Erfolgsgeschichte.