Russland: Unerfüllte Hoffnungen

01. Oktober 2015, 16:40 Uhr

Blick auf die Basilius Kathedrale in Moskau
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Im Sommer 1989 gab die Zeitung "Moscow News" eine Umfrage in Auftrag. Das Blatt wollte von seinen Lesern wissen, ob die Berliner Mauer dem Frieden nützt. Mehr als die Hälfte der Befragten antwortete mit "Nein". Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik ein gutes Jahr später von den meisten Russen überwiegend positiv bewertet wurde. Mit der Einheit Deutschlands würde auch der Kalte Krieg überwunden sein und Russland einen Platz im "gemeinsamen europäischen Haus" (Michail Gorbatschow) finden. Soweit die Hoffnung damals.

25 Jahre später zeigt sich die Mehrheit Russen eher ernüchtert. Ein Zimmer im viel beschworenen europäischen Haus hat sich für die einstige Weltmacht nicht gefunden. Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow spricht für viele seiner Landsleute, wenn er sagt, dass der Westen und ganz besonders Deutschland und die USA ihre Versprechen nicht gehalten und stattdessen versucht hätten, Vorteile aus dem Zusammenbruch der UdSSR zu ziehen. "Die Welt ist an der Schwelle zu einem neuen Kalten Krieg, manche meinen gar, er habe schon begonnen."