
Kultur erleben Die schönsten Klöster in Sachsen-Anhalt
Hauptinhalt
18. Oktober 2024, 04:00 Uhr
Sachsen-Anhalt ist reich an Klöstern, die nicht nur Meisterwerke der Architektur sind, sondern auch kulturelle Schatzkammern. Zum Beispiel Kloster Jerichow, ein beeindruckendes Beispiel romanischer Backsteinarchitektur aus dem 12. Jahrhundert. Das Kloster Memleben, einst ein Zentrum ottonischer Macht, zeugt von der engen Verbindung zwischen Religion und Politik. Und viele Klöster, wie die Huysburg und das Kloster Drübeck sind heute lebendige Orte der Spiritualität und Kultur, die es bei einem Ausflug zu entdecken lohnt. Eine Auswahl:
Inhalt des Artikels:
- Backsteinromanik: Kloster Dambeck bei Salzwedel
- An der Straße der Romanik: Klosterkirche St. Maria und Crucis in Diesdorf
- Koloss aus Backstein: Kloster Jerichow
- Magdeburgs Urgestein: Kloster Unser Lieben Frauen
- Ein Potpourri der Stile: Kloster Hadmersleben
- 1.000 Jahre Klostergeschichte: Benediktinerkloster Huysburg
- Lebendiges Kulturzentrum: Kloster Drübeck
- Musik in den Mauern: Kloster Michaelstein
- Mittelalter trifft Virtual Reality: Kloster Memleben
- Zurückhaltende Schönheit: Kloster Zscheiplitz
- Kultur- und Bildungsstätte Kloster Posa e.V.
Backsteinromanik: Kloster Dambeck bei Salzwedel
Sieben Kilometer südlich von Salzwedel liegt Kloster Dambeck, die einzig vollständig erhaltene Klosteranlage in der Altmark. Das Kloster feiert 2024 sein 800-jähriges Bestehen: 1224 wurde es als Nonnenkloster gegründet, nach einer wechselvollen Geschichte leben heute Benediktiner-Mönche in der historischen Anlage aus Backstein. Deren Mittelpunkt bildet die Klosterkirche, die rund um die Uhr geöffnet ist. Die ehemalige Propstei wurde wie die gesamte Anlage in den vergangenen Jahren umfassend restauriert und wird heute als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum genutzt. Neben der ehemaligen Pilgerherberge, dem Hospital und einem Taubenturm gibt es auf dem Gelände einen Bibelgarten, der zum Verweilen und Besinnen einlädt.
An der Straße der Romanik: Klosterkirche St. Maria und Crucis in Diesdorf
Das Kloster Diesdorf, ein ehemaliges Prämonstratenserinnenkloster, stammt von 1161 und gehört zu den ältesten Klöstern der Altmark. Es ist ein bedeutendes Zeugnis mittelalterlicher Baukunst Sachsen-Anhalts. Ursprünglich prägte es jahrhundertelang das geistliche und kulturelle Leben der Region. Die Reformation brachte eine entscheidende Wende: Das Kloster wurde im 16. Jahrhundert säkularisiert und in ein adliges Damenstift umgewandelt.
Besonders hervorzuheben ist die romanische Klosterkirche, ein beeindruckendes Relikt dieser Zeit. Auf Geheiß Napoleons wurde das Stift im damaligen Königreich Westphalen 1810 aufgelöst. Heute beherbergt die Anlage im einstigen Back- und Brauhaus des Klosters, der "Alten Darre", ein Heimatmuseum, das das ländliche Leben der Altmark anschaulich dokumentiert.
Koloss aus Backstein: Kloster Jerichow
Das Kloster Jerichow gilt als ältester Backsteinbau nördlich der Alpen. Im Zentrum der in sich geschlossenen Anlage befindet sich die romanische Stiftskirche aus dem 12. Jahrhundert. Der Innenraum ist ein einzigartiges Beispiel romanischer Sakralarchitektur und eine Besichtigung ein besonderes Raumerlebnis. Auch von außen beeindruckt die Anlage mit der monumentalen Klarheit und Zweckmäßigkeit der Architektur des 12. Jahrhunderts. Hier lädt der Klostergarten nach mittelalterlichen Vorbild zum Entdecken und Verweilen ein und der Klosterhof zu Ruhe und Besinnung.
Mehr über die Geschichte des Klosters und die der Stadt Jerichow können die Besucherinnen in einem modern gestalteten Museum erfahren. Die Dauerausstellung "Spuren im Backstein" beleuchtet die große bauhistorische Bedeutung des Klosters für die Region wie auch das Leben hinter den Klostermauern. Heute ist Kloster Jerichow ein lebendiger Kulturort. Regelmäßig finden hier Veranstaltungen wie Konzerte, Workshops un Führungen statt. Alljährlich gibt es die Jerichower Sommermusiken, ein Ritterfest und einen Adventsmarkt.
Magdeburgs Urgestein: Kloster Unser Lieben Frauen
Das Kloster "Unser Lieben Frauen" in der Magdeburger Altstadt zählt zu den bedeutendsten romanischen Anlagen in Deutschland. Es ist das älteste erhaltene Bauwerk Magdeburgs und wurde um die Jahre 1017/18 gegründet. Heute befindet sich in der ehemaligen Klosteranlage das Kunstmuseum der Stadt. Der Baukomplex besteht aus Basilika, Kreuzgang, angrenzenden Konventsgebäuden, ehemaligem Pädagogium und einem modernen Ausstellungstrakt. Neben dem Dauerausstellungsbereich und den Räumen für Sonderausstellungen gehört auch die romanische Marienkirche dazu.
Das Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen zeigt vor allem deutsche und internationale Kunst der Gegenwart. Im Zusammenspiel mit der romanischen Architektur wird ein Museumsbesuch zu einem besonderen Erlebnis. Neben zeitgenössischer Kunst sind Skulpturen der klassischen Antike, mittelalterliche Holzskulpturen und Bildhauerkunst des 19. Jahrhunderts und frühen 20. Jahrhunderts ausgestellt. Der Skulpturenpark um das Museum macht ausgewählte Stücke der Sammlung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich.
Ein Potpourri der Stile: Kloster Hadmersleben
Kloster Hadmersleben wurde 961 als Frauenkloster des Benediktiner-Ordens gegründet. Im 13. und 14. Jahrhundert wurde die Klosterkirche dem gotischen Stil angepasst. Zur Zeit Napoleons wurde das Kloster aufgelöst und die Anlage in ein Rittergut umgewandelt, 1885 übernahm ein Getreidezüchter das Areal. In der DDR wurden die Klosterräume für ein Getreideforschungs-Institut genutzt.
Die noch beinahe vollständig erhaltene Klosteranlage kann heute im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Architektonisch interessant sind die verschiedenen Bau- und Kunststile, die in den Gebäuden zu finden sind, darunter Romantik, Gotik, Barock und Klassizismus. Die Geschichte von Kloster Hadmersleben können Besucher*innen im kulturhistorischen Museum erkunden. Auf dem Areal befinden sich außerdem die katholische Kirche "St. Peter und Paul" sowie eine Internatsschule.
1.000 Jahre Klostergeschichte: Benediktinerkloster Huysburg
Das Kloster Huysburg liegt auf dem Höhenzug des Huy, einem bewaldeten Höhenrücken nördlich des Harzes. Gegründet als Benediktinerkloster im Jahr 1080 kann es auf eine fast 1.000-jährige Geschichte zurückblicken. Es war eines der wenigen Klöster der Gegend, das nach der Reformation fortbestand. Erst 1804 wurde es durch den preußischen König aufgelöst. Im Jahr 1972 wurde es wiederbegründet, und heute leben wieder Mönche in der Klosteranlage.
Besichtigt werden kann Kloster Huysburg mit seiner Klosterkirche nur im Rahmen von Führungen. Die Mönche bitten dafür um eine Spende zur Unterstützung ihrer seelsorgerischen Arbeit. Auf Gelände des Klosters befinden sich auch ein Klostercafé und ein Klosterladen, die zum Verweilen einladen.
Lebendiges Kulturzentrum: Kloster Drübeck
Im malerischen Harzvorland liegt das ehemalige Benedektinerinnenkloster Drübeck. Über tausend Jahre bewegte Geschichte hat das im 10. Jahrhundert in Ilsenburg gegründete Kloster bereits hinter sich. Bis heute strahlt es eine besondere Ruhe und Spiritualität aus. Die romanische Architektur der Klosterkirche, umgeben von liebevoll rekonstruierten Klostergärten, lädt Besucher dazu ein, in die Vergangenheit einzutauchen.
Heute ist das Kloster nicht nur ein Ort der Einkehr, sondern auch ein lebendiges Kulturzentrum mit vielfältigen Angeboten für Tagungen, Seminare und kulturelle Veranstaltungen. Für das leibliche Wohl sorgen das Klostercafé im Gärtnerhaus und zu speziellen Anlässen die Weinstube. Ein Ort, der die Zeit vergessen lässt.
Musik in den Mauern: Kloster Michaelstein
Das ehemalige Zisterzienserkloster Michaelstein, am Rande des Harzes nahe Blankenburg gelegen, ist ein Ort, an dem Geschichte, Kultur und Musik eine einzigartige Verbindung eingehen. Seine Geschichte reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Heute vereint es historische Architektur mit moderner Nutzung und ist weit über die Region hinaus bekannt. Besonders geschätzt ist Michaelstein für seine Musiktradition: Das Kloster beherbergt das Musikmuseum und bietet ein breites Programm an Führungen, Konzerten, Workshops und Veranstaltungen, die die historischen Mauern zu Klingen bringen. Ganz neu im Programm ist zum Beispiel das Escape-Game "Der verschollene Kelch", das die Spieler ins Jahr 1525 entführt.
Umrahmt von idyllischen Gärten vermittelt Michaelstein zudem Ruhe, Inspiration und eine faszinierende Reise in vergangene Zeiten. Ein kultureller Anziehungspunkt von besonderem Rang.
Mittelalter trifft Virtual Reality: Kloster Memleben
Das Kloster Memleben, einst ein spirituelles Zentrum und Machtort des Mittelalters, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Gegründet im 10. Jahrhundert, war es eng mit den Ottonen verbunden, besonders mit Heinrich I. und Otto I., die beide hier starben. Als Benediktinerkloster spielte Memleben eine Schlüsselrolle im religiösen und politischen Leben des Reiches. Heute sind von der einst prächtigen Anlage nur noch Teile erhalten, die dennoch die Bedeutung des Ortes spürbar machen. Die Ruinen und das Museum laden dazu ein, in die mittelalterliche Welt einzutauchen und die Geschichte lebendig werden zu lassen.
Tolle Führungen zu einer Vielzahl spannender Themen, interessante Ausstellungen zum Klosterleben, ein gemütliches Klostercafé und ein historischer Klostergarten machen den Besuch im Kloster Memleben zu einem echten Erlebnis. Mit dem eigenen Handy oder Leihgerät können Kinder die Klostergebäude virtuell erforschen. Hier kommt jeder auf seine Kosten.
Zurückhaltende Schönheit: Kloster Zscheiplitz
Hoch über dem Saale-Unstrut-Tal liegt das Kloster Zscheiplitz, ein stiller Zeuge mittelalterlicher Geschichte. Im 12. Jahrhundert als Augustiner-Chorherrenstift gegründet, diente es einst als geistiges und landwirtschaftliches Zentrum der Region. Heute ist vor allem die romanische Klosterkirche erhalten, die mit ihrer schlichten Schönheit beeindruckt und Besucher in eine längst vergangene Zeit versetzt. Zscheiplitz ist mehr als nur ein historischer Ort, es ist ein kultureller Schatz, der die besondere Verbindung von Geschichte, Landschaft und Spiritualität eindrucksvoll erlebbar macht.
Kultur- und Bildungsstätte Kloster Posa e.V.
Idyllisch auf einer Anhöhe bei Zeitz gelegen, blickt das Kloster Posa auf eine fast 1.000-jährige Geschichte zurück. Im 10. Jahrhundert als Benediktinerkloster gegründet, war es lange ein geistliches und kulturelles Zentrum der Region. Doch die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen: Während der Reformation wurde das Kloster aufgelöst und die Gebäude verfielen nach und nach. Heute zeugen nur noch Ruinen von der einstigen Pracht. Archäologische Grabungen auf dem Gelände bringen spannende Entdeckungen zutage.
Die Location Kloster Posa lebt weiter – als kultureller Treffpunkt. Mit Kunstprojekten, Konzerten und Workshops wird die historische Stätte neu belebt und ins Hier und Jetzt geholt. Im Sommer locken das Fahrradkino und das Hofkino in die Ruine, in der Siebdruckwerkstatt können eigene kleine Kunstwerke hergestellt werden.
Recherche: MDR KULTUR, Redaktionelle Bearbeitung: Lilly Günthner, Viktoria Adler
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 24. Juli 2024 | 19:00 Uhr