Verschiedene Bilder
Im Kunstmuseum Magdeburg sind in einer neuen Ausstellung Videoarbeiten des Künstlers Jonas Englert zu sehen. Bildrechte: Elias Michael

"Looking for Humanity" Ausstellung in Magdeburg beleuchtet das Verhältnis von Macht und Kunst

16. Mai 2023, 14:28 Uhr

Im Kunstmuseum Kloster Unser lieben Frauen in Magdeburg gibt es eine neue Ausstellung mit dem Titel: "Looking for Humanity". Sie zeigt internationale Positionen aus Fotografie, Malerei und Videokunst, die sich mit dem Thema Menschlichkeit auseinandersetzen. Die Werke beziehen Stellung zu Themen wie dem Krieg in der Ukraine, der nuklearen Bedrohung durch einen Atomkrieg oder terroristischen Selbstmordattentaten. So regt die Ausstellung zum Nachdenken über politisches Handeln und die Auswirkungen von Macht an.

Auf nebeneinander gehängten Videoscreens im Kunstmuseum Kloster Unser lieben Frauen in Magdeburg sieht man, wie sich Personen des öffentlichen Lebens die Hand reichen, sich umarmen oder küssen – Berührungen als politische Geste, die der Künstler Jonas Englert allerdings als mediale Inszenierung entlarvt und damit auch den historischen Bedeutungshintergrund dekonstruiert, wie er es selbst nennt. In seinen Arbeiten gehe es darum, erklärt Englert, gegen die Idee von Geschichte als Chronologie oder bloßer Vergangenheit anzuarbeiten, gegen die Linearität von vorher und nachher.

Für den 34-Jährigen ist der Blick in die Geschichte kein nostalgischer, sondern Teil seines künstlerischen Forschens. Ihm geht es nicht um eine politische Aussage, sondern vielmehr um das Infragestellen des eigenen Standpunkts, sagt Annegret Laabs, die die Schau als Chefin des Kunstmuseums zusammengestellt hat. Der Titel der Ausstellung lautet: "Looking for Humanity".

Magdeburg zeigt Ausstellung mit politischer Kunst

Die Suche nach Menschlichkeit sei etwas, das uns alle in diesen Zeiten beschäftige, erklärt Laabs. "Das war auch der Ausgangspunkt, weshalb ich dachte, wir brauchen dringend mal eine Ausstellung, in der die Künstler aktiv werden können, die mit ihren Werken reflektieren, was in der großen Weltgeschichte passiert." So geht es in der Ausstellung letztlich immer wieder um das Verhältnis von Kunst und Leben; um politische Kunst, aber nicht als Propaganda, betont Laabs. Vielmehr möchte man die unterschiedlichen Ausdrucksformen sichtbar machen, mit denen sich die Künstler den gesellschaftlichen Brennpunkten widmen.

Eine Frauenfigur in einer Rüstung
Die kurdisch-alevitische Künstlerin Cemile Sahin ist in der Ausstellung im Magdeburger Kunstmuseum mit einer Installtion vertreten. Bildrechte: Cemile Sahin und Esther Schipper, Berlin/Paris/Seoul

Als Beispiel nennt Laabs die Videoarbeit von Nasan Tur, der damit an ermorderte Journalisten erinnert, die bei kriegerischen Auseinandersetzungen ihr Leben gelassen hätten. "Das ist eine sehr berührende Arbeit, die aus wenigen Gesten besteht. Er hat die Bilder der Journalisten genommen, sie zerknüllt mit den Händen und hinterher feinfühlig wieder auf ausgebreitet und glattgestrichen. Mehr passiert nicht in diesem gesamten Video. Und das zeigt die Möglichkeiten der Kunst, feinsinnig mit menschlichen Themen, mit Tod, Verletzungen, mit Macht und all diesen Dingen umzugehen", so die Chefin des Magdeburger Kunstmuseums.

Fotografie, Malerei und Videokunst zu Themen wie Ukraine

So hinterfragen die 14 Künstlerinnen und Künstler die Logiken und Praktiken des politischen Handelns, loten aber auch die emotionalen und ästhetischen Grenzen aus. Die 1977 in Hamburg geborene Künstlerin Johanna Diehl dokumentiert mit ihrer Fotoserie "Places of Resistance" zum Beispiel Theater oder Galerien als kulturelle Orte des Widerstands in Osteuropa und die Arbeiten von Sergey Bratkov widmen sich durchaus ironisch dem Verhältnis von Kunst und Realität in der postsowjetischen Gesellschaft. Die Fotoserie, die von ihm Kunstmuseum Magdeburg zu sehen ist, trägt den Titel "Ukraine". Zu sehen sind acht Städte des Landes, die inzwischen nicht mehr existieren würden.

Ein Friedhof
Die Ukraine ist Thema der Fotografien von Sergey Bratkov, die im Magdeburger Kunstmuseum präsentiert werden. Bildrechte: Sergej Bratkov

Ausstellung in Magdeburg regt zum Nachdenken an

Neben Video- und Fotoarbeiten gibt es aber auch Malerei und Installationen. Wie der große Käfig, den eine russische Künstlergruppe aufgebaut hat. "In diesem Käfig sitzen Kanarienvögel in Form von Videoarbeiten. Es sitzen aber auch die acht Mitglieder der Künstlergruppe Chto Delat in einem Bild und resümieren über ihre Träume von Frieden, von Vereinigung, von Macht und was eigentlich passiert", erklärt Annegret Laabs.

Von Träumen zu Albträumen ist es dabei nicht weit – auch das erkennt der Besucher, der in dieser Ausstellung durchaus gefordert wird. Wer sich darauf einlässt gewinnt etliches zum Nachdenken.

Weitere Informationen "Looking for Humanity"
vom 14. Mai bis zum 24. September 2023

Adresse:
Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg
Regierungsstraße 4-6
39104 Magdeburg

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag, von 10 bis 17 Uhr
Samstag und Sonntag, von 10 bis 18 Uhr

Redaktionelle Bearbeitung: ts, Valentina Prljic

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 16. Mai 2023 | 07:10 Uhr