Menschen stehen in einer Halle an runden Stehtischen und tauschen sich aus.
Die Ideen zu dem geplanten Wismut-Erbe-Haus sollen in einem einjährigen Forschungsprojekt von Studenten der Technischen Hochschule Lübeck entwickelt werden. Bildrechte: Kendra Busche

Gedenkort Studierende sammeln Ideen für Wismut-Erbe-Haus in Ronneburg

21. Juni 2023, 04:00 Uhr

In Ronneburg im thüringischen Landkreis Greiz soll ein Wismut-Erbe-Haus entstehen. Dafür erarbeiten Studierende aus Lübeck gemeinsam mit der Wismut Stiftung, wie künftig an den Uranbergbau und die Beseitigung seiner Folgen erinnert werden soll. Der Gedenkort soll am ehemaligen Tagebau in der Neuen Landschaft Ronneburg entstehen.

Die SDAG Wismut war in der Region um Ronneburg aber auch im Erzgebirge angesiedelt und mit rund 40. 000 Beschäftigten bis 1990 das größte Uran-Bergbau-Unternehmen weltweit. Und wenn man den Einsatz des Uran vor allem in Atomwaffen bedenkt, war sie ein Unternehmen von allerhöchster politischer Brisanz.

Rekultivierte Abraumhalde des Uranbergbaus der Wismut im Park Neue Landschaft bei Ronneburg 4 min
Bildrechte: imago images/CHROMORANGE

Erinnerungsort für die komplexe Geschichte der Wismut

Bisher wird die Erinnerung an die Wismut vor allem von den ehemaligen Bergmännern gepflegt, und für sie liegt der Fokus natürlich auf der schweren, gefährlichen Arbeit. In Bad Schlehma gibt es Besucherbergwerke und ein Museum, ähnlich in Ronneburg. Dort existiert mit dem "Objekt 90" seit 2007 auch eine moderne aber kleine Ausstellung.

Doch noch immer fehlt ein Ort, der der komplexen und hochinteressanten Wismut-Geschichte gerecht wird. Der Bund und die Länder Sachsen und Thüringen haben 2019 gemeinsam mit der Wismut Gmbh beschlossen, dass drei Erinnerungsorte entstehen sollen: in der Neuen Landschaft Ronneburg, am Schacht 371 in Bad Schlehma und nicht zuletzt als Materialsammlung im Internet.

Die Geschichte des Uranerzabbaus ist ein komplexes Thema. Zum einen ist da der Bergbau selbst, mit allem was dazu gehört: vom harten Alltag bis zu Bergmannskapelle und Kunstsammlung. Und da ist das Erbe einer schwer versehrten Region. Dafür steht Ronneburg mit der sogenannten "Neuen Landschaft". Hier weitet sich der Blick ganz wörtlich auf die Themen Sanierung, Landschaftsverbrauch, auf den Umgang mit Ressourcen und die Frage: Wie wollen wir künftig leben? Wie können wir im Angesicht dieser Wismut-Geschichte den Blick auch schärfen auf heutige Zusammenhänge.

Geschichtsträchtige Orte über Ronneburg verteilt

In Ronneburg lagen die Anlagen des Uranerzbergbaus der SDAG Wismut auf viele Quadratkilometer verstreut: Tagebau und Schachtanlagen, Abraumhalden, Aufbereitungswerk und Absetzer. Heute gibt es neben der kleinen Ausstellung im "Objekt 90" einen Tagebau-Rundweg, begehbare Landkarten und das Grubengeleucht auf der Schmirchauer Höhe, sanierte Halden, alte Fördertürme und nicht zuletzt die Markierung verschwundener Dörfer.

Für die Planungsphase des neuen Erbe-Hauses arbeitet die Wismut Stiftung mit der Technischen Hochschule Lübeck zusammen, mit dem Lehrstuhl für Freiraumplanung im städtischen Kontext. Die Entscheidung für Lübeck sei letztendlich auch deshalb gefallen, weil die Studierenden tatsächlich von außen kämen, die meisten hätten noch nie von der Geschichte des Uranbergbaus gehört, heißt es von der Stiftung. Sie würden deswegen mit einer gewissen Naivität an das Thema rangehen.

Mehrere Menschen stehen in einem Hof um eine in Mindmap zum Thema Wismut, die mit Kreide auf den Boden gemalt wurde.
Bei einem Treffen in Ronneburg sammlten die Studierenden aus Lübeck Ideen, wie der Erinnerungsort in Ronneburg aussehen könnte. Bildrechte: Kendra Busche

Angehende Architekten sammeln Ideen vor Ort

Am vergangenen Wochenende sind nun Architekturstudenten nach Ronneburg gereist. Bei dem Treffen in der Ronneburger Bogenbinderhalle zeigte sich, dass die Studierenden erst noch viel verstehen müssen. Mitarbeiter der Wismut Gmbh erklärten zum Beispiel das komplizierte Sanierungsgeschehen. Darüber hinaus gab es Treffen der Studierenden mit dem Bergbauverein, Tourismusvertretern und Bürgermeistern, mit den Organisatoren des Grünen Klassenzimmers und Ronneburger Stadtverordneten, um zu hören, was dieses zukünftige Museum noch sein könnte: Soll es ein Treffpunkt sein? Soll es ein Ort des Austausches sein, des Spielens, des Lernens? An diesem ersten Tag fand ein vorsichtiges Abtasten statt – von beiden Seiten. Hier ist wohl noch ein langer Weg zu gehen.

(Redaktionelle Bearbeitung: Cornelia Winkler)

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 21. Juni 2023 | 07:10 Uhr