Schriftstellerin Gertrude Stein
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Lesezeit | 29.01. bis 31.01. 2024 Hannelore Hoger liest "Kriege, die ich gesehen habe" von Gertrude Stein

29. Januar 2024, 04:00 Uhr

Gertrude Stein: "Kriege, die ich gesehen habe"

In "Kriege die ich gesehen habe" schildert Gertrude Stein die Ängste und Schwierigkeiten der französischen Bevölkerung von 1940 bis zur befreienden Invasion im Sommer 1944 und zieht Parallelen zu anderen Kriegen in anderen Zeiten, auch zu Kriegen, die sich "innerlich" abspielen im Prozess des eigenen Werdeganges. Gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Alice B. Toklas überstand Gertrude nicht nur die nationalsozialistische Besetzung Frankreichs, sondern konnte auch ihre wertvolle Picasso-Sammlung durch die Jahre der Bedrohung retten.

Zitat aus "Kriege, die ich gesehen habe" von Gertrude Stein Das Interessanteste an Regierungsbeamten ist, dass Sie glauben, was sie glauben sollen. Sie glauben wirklich, was sie glauben sollen. Sie glauben WIRKLICH, was sie glauben sollen. Was sehr viel mit Krieg zu tun hat und mit dem, was Kriege sind. Wirklich. Ich fragte einmal jemanden, der es wissen musste, warum Beamte in der Armee, in jedem Zweig der öffentlichen Verwaltung anscheinend nicht die Art von Urteil haben über das, was vor sich geht. Wie es der Mann von der Straße, jeder Mann, jede Frau hat. Oh, antwortete er, der Grund ist einfach. Sie sind Spezialisten. Und für einen Spezialisten ist eine Spezialität immer das Ganze. Und wenn seine Spezialität gut funktioniert, und das tut sie im Allgemeinen, dann muss alles gelingen. In der deutschen Armee nennen sie diese Spezialisten Bienen, weil man annimmt, dass sie in ihren Zellen Honig machen, Geld – oh nein, Honigseim. Und das ist es also, dass zum Krieg führt. Und dann zum Scheitern des Krieges führt …

Gertrude Stein: "Die sanfte Lena"

Das erste – von Flaubert inspirierte – veröffentlichte Buch, das Gertrude Stein 1909 auf eigene Kosten drucken ließ, war "Three Lives" (Drei Leben). Es enthält die Erzählungen "Die gute Anna", "Melanctha" und "Die sanfte Lena". In den Titelfiguren Anna und Lena spiegelt die Autorin die Haushälterin aus ihrem gemeinsamen Haushalt mit Leo Stein in Baltimore.

Der Literaturkritiker Edmund Wilson schrieb in Bezug auf die Frauenfiguren bei Stein: "Es ist bemerkenswert, wie sich die Autorin mit ihren Charakteren identifiziert. In einem Stil, der offenbar keinem anderen Romancier etwas zu schulden scheint, fängt sie Rhythmen und Akzente der Heldinnen ein. Miss Stein interessiert sich bei ihren Figuren nicht für den Gesichtspunkt der sozialen Umstände, sondern für das, was man als, repräsentativ für grundlegende Frauentypen bezeichnen könnte."

Die Schriftstellerin Gertrude Stein

Der berühmteste Satz von Gertrude Stein lautet sicher: "rose is a rose is a rose is a rose...". Die US-amerikanische Schriftstellerin, Verlegerin und Kunstsammlerin wurde 1874 in Allegheny, Pittsburgh, Pennsylvania als Kind einer deutsch-jüdischen Familie geboren. Ab 1903 lebte sie in Paris. Ihr Salon wurde zum Treffpunkt von Malern der Moderne (Matisse, Picasso) und amerikanischen Schriftstellern (John Dos Passos, Ernest Hemingway - mit dem sie eine lange Freundschaft pflegte), die sie mit ihren sprachlichen Experimenten ("Lectures in America") beeinflusste. Ihr eigener literarischer Erfolg setzte erst spät ein, was sicher auch an ihrem experimentellen Stil lag: literarische Konventionen interessierten sie nicht. Einen wichtigen Platz in ihrem Leben nahm Alice B. Toklas ein, sie war alles: Freundin, Geliebte, Muse und Sekretärin. Zu Steins Veröffentlichungen gehören u.a.: "Drei Leben" (Erzählungen, 1909), "The Making of Americans" (Roman, 1925), "Autobiographie von Alice B. Toklas" (1935) und "Picasso" (1938). Getrude Stein starb 1946 in Paris.

Gertrude Stein, gemalt von Felix Valloton, 19. Jahrhundert
Der Maler Felix Valloton porträtierte die Dichterin Gertrude Stein Bildrechte: IMAGO / agefotostock

Die Schauspielerin Hannelore Hoger

1941 in Hamburg geboren, kommt Hannelore Hoger mit 16 Jahren an die dortige Schauspielschule und hat 1961 ihr erstes festes Engagement am Theater in Ulm, wo sie mit dem jungen Peter Zadek zusammenarbeitet. Einige Jahre arbeitete sie außerdem eng mit dem Universalkünstler Alexander Kluge zusammen, mit dem sie auch liiert war. Viele Jahre verkörperte sie die Fernsehkommissarin "Bella Block". Neben vielen Theaterproduktionen und Filmrollen las sie zahlreiche Hörbuch-Produktionen ein.

Ihre Erinnerungen veröffentlichte Hoger in "Ohne Lieben trauern die Sterne", ein Buch, das sie selbst nicht Autobiografie nennt, sondern "Mitteilungen aus meinem Leben", erschienen bei Rowohlt.

Hannelore Hoger
Hannelore Hoger liest "Kriege, die ich gesehen habe" von Gertrude Stein Bildrechte: IMAGO / APress

Angaben zur Sendung

MDR KULTUR Lesezeit
29.01. - 31.01. 2024
Kriege, die ich gesehen habe
Von Gertrude Stein
Gelesen von Hannelore Hoger
(3 Folgen)
Produktion: WDR 1989

Sendung im Radio: Montag bis Freitag 9:05 Uhr
Wiederholung: Montag bis Freitag 19:05 Uhr

01.02. - 05.02. 2024
Die sanfte Lena
Von Gertrude Stein
Gelesen von Thessy Kuhls
(3 Folgen)
Produktion: WDR 1994

Die Lesung "Die sanfte Lena" können wir aus lizenzrechtlichen Gründen leider nicht online stellen.

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR Lesezeit | 29. Januar 2024 | 09:05 Uhr