Zu sehen ist eine Szene aus "Das Schloss" am Staatsschauspiel Dresden: Auf der Bühne ist ein runder Bereich hell erleuchtet, in diesem Lichtkegel sind eine Frau und ein Mann, der Mann liegt am Boden, die Frau steht über ihm und hat auf beiden Seiten lange Stäbe in der Hand
In Dresden wird Kafkas Roman-Fragment in rätselhafte Bilder übersetzt. Bildrechte: Sebastian Hoppe

Verrückte Begegnungen Rund um Dresden: Sechs sehenswerte Theaterstücke im Juni

13. Juni 2024, 16:20 Uhr

Der Juni 2024 bietet viele beeindruckende Theater-Erlebnisse: In Dresden wird ein Kafka-Text so inszeniert, wie der rätselhafte Autor es verdient. An der Semperoper wird die berühmteste Liebesgeschichte mit überraschenden Beziehungen getanzt. Und an der Bürgerbühne und auf der Felsenbühne Rathen gibt es verführerische Deals. Hier unsere Tipps mit Adressen und Terminen:

Hinweis: Diese Übersicht wird immer zu Beginn eines neuen Monats aktualisiert.

Kafkas "Das Schloss" am Staatsschauspiel Dresden

Ein Landvermesser kommt in einen kleinen Ort, ein Dorf neben einem Schloss. Er scheint einen klaren Auftrag zu haben, doch er schafft es nicht, in das Schloss vorzudringen – die Bürokratie macht jedes Vorwärtskommen unmöglich. K., so wird der Landvermesser genannt, muss warten und sich mit der seltsamen Dorfgemeinschaft arrangieren. In Dresden hat der aus Russland stammende Regisseur Maxim Didenko das Romanfragment "Das Schloss" von Franz Kafka auf der Bühne des Dresdner Staatsschauspiels in rätselhafte Bilder übersetzt – und MDR KULTUR-Kritiker Matthias Schmidt ist begeistert: "Ohne Zweifel großes Theater, das die vielen Deutungsmöglichkeiten dieses Kafka-Textes in faszinierende Bilder und Stimmungen übersetzt." Über der Bühne spannt sich eine Kuppel voller Sterne. Darunter stehen Kastenbauten und ein rätselhafter Wachturm. Es könnte eine dystopische Zukunft oder eine Parabel für unsere Gegenwart sein. In dieser Szenerie spielt das Ensemble mit höchster Konzentration und in Kostümen, die von Folklore bis Futurismus reichen. "Nach diesem Abend weiß man wieder, was das Wort kafkaesk bedeutet", so Schmidt.

Weitere Informationen "Das Schloss" nach Franz Kafka

Adresse:
Schauspielhaus
Theaterstraße 2
01067 Dresden

Dauer: 180 Minuten, eine Pause

Termine:
1. Juni, 19:30 Uhr
6. Juni, 19:30 Uhr
20. Juni, 19:30 Uhr

Oper in Rathen: "Der Freischütz" auf der Felsenbühne

Es gibt kaum einen besseren Ort für diese Oper als die Felsenbühne in Rathen: "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber ist eines der wichtigsten Stücke der deutschen Musikgeschichte und spielt auch mit dem deutschen Mythenschatz: Um seine geliebte Agathe heiraten zu dürfen (womit auch Besitz von Wald verbunden ist), muss Max beim Schützenfest unbedingt mit einem Probeschuss überzeugen. Da er leider kein guter Schütze, schließt er einen teuflischen Pakt. Die Szene in der Wolfsschlucht, wo er ein Ritual für Kugeln vollzieht, die immer treffen, überzeugt mit ihrer Gestaltung schon im Theater, aber noch mehr vor den realen Felsen.

Doch auch darüber hinaus kann die Inszenierung von Manfred Schöbel überzeugen. Abgesehen von einer modern-unheimlichen Teufelsgestalt folgt der Regisseur dem klassischen Setting, in dem er sich auf die Entwicklung und die Sorgen der Figuren konzentriert. Musikalisch bieten die Elblandphilharmonie und das Ensemble alles, was dafür nötig ist, zeigt sich zum Beispiel der Kritiker Wolfgang Quellmaiz in den "Dresdner Neuesten Nachrichten" überzeugt. Eine letzte Möglichkeit in diesem Jahr, Open-Air-Theater zu feiern, bevor der Herbst beginnt.

Zwei Menschen stehen von er einer Metall-Schüssel. Einer hält etwas kleines in die Höhe.
Legendär ist die Szene, in der Max die Teufelskugeln gießt. Bildrechte: Martin Förster

Weitere Informationen "Der Freischütz"
Romantische Oper von Carl Maria von Weber

Adresse:
Felsenbühne
Amselgrund
01824 Rathen

Dauer: 165 Minuten, eine Pause

Termine:
7. Juni, 19:30 Uhr
8. Juni, 19:30 Uhr
9. Juni, 17 Uhr

Tanz-Show in Dresden: "Happy Hype" im Festspielhaus Hellerau

Es ist erstaunlich, wie leicht Bühnen geschaffen werden können: Eine Menge steht im Kreis, ein Mensch tritt in die Mitte und beginnt zu tanzen. Das Genfer Kollektiv Ouinch Ouinch hat sich von dieser Tradition des Krump (einer besonders expressiven Tanzrichtung, die in afroamerikanischen Communities entstanden ist) inspirieren lassen zur Show "Happy Hype". DJ Mulah steht an den blinkenden Turntables und liefert die Beats. Die fünf Tänzer*innen werfen sich in ausgefallene und ausdrucksstarke Kostüme. Ihre Tanznummern erzählen kleine Geschichten, leben von Sehnsucht und subversiver Energie – mit der sie auch das Publikum anstecken wollen, das um sie herum steht.

Weitere Informationen "Happy Hype"
Tanz-Show von Ouinch Ouinch x Mulah

Adresse:
Kulturgarten im Festspielhaus Hellerau
Karl-Liebknecht-Straße 56
01109 Dresden

Dauer: 50 Minuten

Termine:
14. Juni, 20:30 Uhr
15. Juni, 20:30 Uhr

Straßenkunst-Festival in Dresden: Schaubudensommer in der Neustadt

Der Sommer kommt, die Tage werden länger. Das hebt die Stimmung: nicht mehr im Dunkeln aufstehen und im Dunklen wieder von der Arbeit kommen. Die sonnigen Nachmittage und lauen Abende laden zum Verweilen ein. Das ist auch der Grundgedanke des Schaubudensommers. An drei Nachmittagen von Dienstag bis Donnerstag bevölkern Straßenkünstlerinnen und -künstler die Hauptstraße, die von der Dresdner Neustadt zur Altstadt führt. Mit kleinen Nummern und Projekten holen sie die Menschen aus ihrem Alltag, laden sie in andere Welten ein und lassen sie den Sommer mal anders erleben.

Auf einer Grünfläche mit Bäumen stehen und sitzen zahlreiche Menschen und schauen zwei Schauspielern in einer großen Holzkiste zu.
Auf der Straße am Goldenen Reiter in Dresden gibt es im Juni kleine Theatermomente zu erleben. Bildrechte: André Wirsig

Weitere Informationen Schaubudensommer
Internationales Sommerfestival für Straßenkunst

Adresse:
Hauptstraße, 01097 Dresden

Termine:
25. Juni, zwischen 14 und 22 Uhr
26. Juni, zwischen 14 und 22 Uhr
27. Juni, zwischen 14 und 22 Uhr

Performance in Dresden: "Peer Gynt" an der Bürgerbühne

Vielleicht wusste Peer einfach nicht mehr, wohin er in seinem Leben wollte, und schlug deswegen vollkommen über die Stränge? Er lässt seine Mutter ohne Ausweg auf dem Dach zurück und entführt eine Braut von ihrer Hochzeit. Vor dem Zorn der Dorfgemeinschaft flieht er, gerät mit mythischen Kräften in Konflikt und wird schließlich unglücklich reich. Unglücklich, weil er sich auf seiner Reise trotzdem nicht selbst finden konnte – so die tragische Geschichte von Peer Gynt. Im Zeitalter des Internets ist das vielleicht noch schlimmer, wo uns angeblich unbedingt Erstrebenswertes permanent vor Augen geführt wird.

An der Bürgerbühne in Dresden wurde das Drama von Henrik Ibsen mit diesem Gedanken und mit zehn jungen Menschen neu interpretiert. Die Jugendlichen streiten sich um die Hauptrolle, finden verschiedene Aspekte des "nordischen Fausts", singen hinreißend Lieder und gehen dabei immer der Frage nach "Wer bin ich?". Kritiker Torsten Klaus zeigte sich in den "Dresdner Neuesten Nachrichten" überzeugt von der Sinnsuche.

Zahlreiche Menchen in übergroßen Pullovern, bunten Hosen und Röcken stehen auf einer Bühne, zwei spielen stehend Cello.
Die Laien-Inszenierung "Peer Gynt" überzeugt auch mit ihrer Musikalität. Bildrechte: Sebastian Hoppe

Weitere Informationen "Peer Gynt"
eine Produktion der Bürgerbühne mit Dresdner Jugendlichen auf einem Trip in den Sozialen Medien nach Henrik Ibsen

Adresse:
Kleines Haus
Glacisstraße 28
01099 Dresden

Dauer: 120 Minuten, keine Pause

Termine:
9. Juni, 19 Uhr

Tanztheater in Dresden: "Romeo und Julia" an der Semperoper

Sie sind vermutlich das berühmteste Liebespaar der westlichen Kulturgeschichte: Romeo und Julia. Auf einem Fest verlieben sie sich Hals über Kopf, obwohl ihre Familien verfeindet sind. Deswegen ist diese Beziehung von Anfang dem Untergang geweiht. Der russische Komponist Sergej Prokofjew hat diese Geschichte meisterhaft in Musik übersetzt, die bei der Sächsischen Staatskapelle in den besten Händen ist. Die ist erfahren in der romantischen Musik und legt unter Dirigent Benjamin Pope unterschiedliche Ebenen der Musik frei, wie Kritiker Boris Michael Gruhl bemerkt.

Die Choreografie von David Dawson zu dieser Ballettmusik folgt zwischen kalten Betonwänden der bekannten Geschichte, aber konzentriert sich auf bemerkenswerte Weise und Dank eines wunderbaren Ensembles auf die Feinheiten der Gefühlsebene, die sich auch jenseits der Beziehung von Julia und Romeo zeigt, beispielsweise in der nicht in gleicher Weise erwiderten Zuneigung von Mercutio für seinen Freund Romeo. "Eine Versöhnung der verfeindeten Familien, wie im ursprünglichen Libretto vorgesehen, gibt es nicht. Und doch, der Tanz mit seinen so vielen Facetten der wortlosen Sprache, im Zusammenklang mit der genialen Musik, macht es möglich bei aller Tragik, Momente von schönster Poesie zu erleben", schreibt Gruhl bei "Tanznetz".

Eine Person in schwarzem Anzug zielt mit einer Pistole auf eine Personengruppe in hellen leichten Anzügen, im Hintergrunde sind mehrere Menschen in kämpfenden Bewegungen zu sehen.
Für seinen Romeo opfert sich Mercutio. Bildrechte: Jubal Battisti

Weitere Informationen "Romeo und Julia"
Ballett von David Dawson mit Musik von Sergej Prokofjew

Adresse:
Semperoper Dresden
Theaterplatz 2
01067 Dresden

Dauer: 175 Minuten, zwei Pausen

Termine:
28. Juni, 19 Uhr
30. Juni, 18 Uhr

Kabarett in Dresden: "Verweile doch, noch bin ich schön" an der Herkuleskeule

Seit 1987 prägt Birgit Schaller das Programm an der Dresdner Herkuleskeule. Zum dritten Mal tritt sie nun in einem Solo auf die Bühne und lässt die Geschichten vom Ende der DDR, der Wende und alles, was folgte Revue passieren – immer mit dem gewissen scharfen Blick in Richtung der mächtigen Männer. Birgit Schaller, die für die Show "Verweile doch, noch bin ich schön" mit ihrem Mann Wolfgang Schaller zusammenarbeitete, hinterfragt so auch Zukunftsvisionen für unsere Zeit.

Dabei überzeugt die Bühnenkünstlerin mit ihrer Vielseitigkeit, mit der sie Kabarettnummern, Songs und kurze Spielszenen aneinanderreiht. "Das abendfüllende Programm der frechen Ulknudel, beeindruckenden Diseuse und anrührenden Charakterspielerin Birgit Schaller macht großen Spaß und fordert das Publikum auch, denn es lässt uns mit seinem bissigen, nie verletzenden Humor und den bohrenden Fragen zu Gegenwart und Zukunft tief in die Seelen dieses genreprägenden Künstlerpaares blicken. Es gibt genügend Schenkelklopfer-Nummern, von Barbie-Parodie bis Henne, von Hilde im Amazon-Rausch bis zu einem bekannten Milva-Lied in der Männervariante", schreibt Kritiker Andreas Schwarze in den "Dresdner Neuesten Nachrichten".

Weitere Informationen "Verweile doch, noch bin ich schön"
Eine Kabarettshow über Liebe und Leben mit Birgit Schaller und ihren Musikkomödianten

Adresse:
Die Herkuleskeule
Schloßstraße 2
01067 Dresden

Termine:
13. Juni, 19:30 Uhr
27. Juni, 19:30 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 06. Mai 2024 | 08:40 Uhr

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