Tanzdarbietung auf einer Bühne
Bildrechte: AKC

Feste im Theater Leipzig und Halle: Acht Theater-Highlights im Juni 2024

13. Juni 2024, 16:11 Uhr

In einem beeindruckenden Open-air-Spektakel zu seinem 70. Geburtstag erweckt das Puppentheater Halle "Gullivers Reisen" zum Leben. Im Leipziger Westflügel gibt es beim Festival "Twist it!" ebenfalls herausragendes Puppentheater zu sehen. Sie können aber auch "Doktor Schiwago" als Musical erleben, internationale Ballett-Ensemble beim Festival "Leipzig tanzt", ein bemerkeswertes Laientheaterfestival oder die Vision von Leipzig als smart city. Hier unsere Tipps mit Adressen und Terminen:

Hinweis: Diese Übersicht wird immer zu Beginn eines neuen Monats aktualisiert.

Theater-Spektakel in Halle: Festwoche "Gulliver" des Puppentheaters

Das Puppentheater in Halle ist eine Institution mit Kultstatus. Seit 70 Jahren begeistert sie Klein und Groß, überrascht mit allen möglichen Formen des Figurentheaters – kleine Stabpuppen, große Handpuppen; Puppen, die tanzen und singen. Das Jubiläum des beliebten Hauses wird daher auch mit einem gigantischen Spektakel gefeiert. Eröffnet wird die Festwoche von der international gefeierten Gruppe Plasticiens Volants, die beeindruckende Gestalten über Markt und Hallmarkt schweben lassen wird. Außerdem zeigen sie die Hauptfigur der kommenden Tage: einen riesigen Gulliver, dem verrückten Reisenden aus den Romanen von Jonathan Swift.

Vier Stationen können Puppentheaterfans in den folgenden Tagen erleben: Im Hof des Saline-Museums warten die Bewohnerinnen und Bewohner der Insel Liliput in Form kleiner Puppen. Im Hof der Franckeschen Stiftungen laden Ensemble-Mitglieder von Neuem Theater und Puppentheater ins Land der Riesen. Das Ballett zeigt die edlen Wesen der Houyhnhnms im Graben der Moritzburg. Und die Staatskapelle spielt auf dem Salzgrafenplatz die Musik zu den Fliegenden Inseln. Abgeschlossen wird die Festwoche mit der Show "Upside Down" des Theaters Titanick, das für riesige Bühnenmaschinen bekannt ist und gefeiert wird.

Eine Person arbeitet an der übergroßen, menschlichen Hand.
Für die Festwoche entsteht eine riesige Puppe. Bildrechte: Plasticiens Volants

Weitere Informationen Die Festwoche "Gulliver" findet vom 15. bis 22. Juni 2024 statt.

Show von Plasticiens Volants
auf Markt und Hallmarkt
06108 Halle (Saale)

Termine:
15. Juni, ab 19:30 Uhr
16. Juni, ab 16 Uhr

Gulliver im Lande Liliput
im Hof des Saline-Museums
Mansfelder Straße 52
06108 Halle (Saale)

Gulliver im Land der Riesen
im Lindenhof der Franckeschen Stiftungen
Franckeplatz 1
06110 Halle

Gulliver und die Pferdemenschen
im Graben der Moritzburg
Friedemann-Bach-Platz 5
06108 Halle (Saale)

Gulliver und die fliegenden Inseln
auf dem Salzgrafenplatz
06108 Halle (Saale)

Termine:
Alle vier Shows werden am 19., 20. und 21. Juni, jeweils 19 und 21 Uhr gespielt.

"Upside Down"
im Hof des Saline-Museums
Mansfelder Straße 52
06108 Halle (Saale)

Termine:
22. Juni, 21:30 Uhr

Musical in Leipzig: "Doktor Schiwago" an der Musikalischen Komödie

Seit seinem Erscheinen ist der Roman "Doktor Schiwago" von Boris Pasternak Kult: Vor der Kulisse der Oktoberrevolution und des Bürgerkriegs in Russland am Beginn des 20. Jahrhunderts wird hier eine Liebesgeschichte erzählt, die unter den politischen Wirren der Zeit leidet. Juri wird von der Roten Armee gezwungen, als Arzt zu arbeiten. Immer wieder begegnet er dabei der Krankenschwester Lara, in die er sich verliebt, obwohl beide anderweitig vergeben sind. Lucy Simon hat die Geschichte in ein Musical verwandelt, wobei sie auch auf Melodien der berühmten Verfilmung zurückgreift.

Für den Kritiker Peter Korfmacher von der "Leipziger Volkszeitung" ist das großes Musical-Kino, weil "diese Partitur virtuos die Klaviatur der großen Gefühle bedient. Apart harmonisiert, gekonnt rhythmisiert, mit perfektem Timing, betörenden Klangwirkungen, klug eingesetztem Lokalkolorit, das auf die Balalaika ebenso wenig verzichtet wie auf den Bajan, bleibt sie zwar dienendes Element, aber das tut diesem Theater mit Musik wenig Abbruch." Hinzu kommt, dass Cusch Jung das musical-erfahrene Ensemble der Musikalischen Komödie in Leipzig filmreif inszeniert. Korfmacher verspricht ein emotionales Theatererlebnis.

Eine Gruppe Menschen schwenkt rote Fahnen auf einer Bühne.
Mit großen Effekten und Gefühlen wird das Leben des Doktor Schiwago in Leipzig erzählt. Bildrechte: Ida Zenna

Weitere Informationen "Doktor Schiwago"
Musical nach dem Roman von Boris Pasternak

Adresse:
Musikalische Komödie
Dreilindenstraße 30
04177 Leipzig

Dauer: 210 Minuten, eine Pause

Termine:
7. Juni, 19:30 Uhr
8. Juni, 19 Uhr
9. Juni, 15 Uhr

Audio-Walk in Leipzig: "Daten sind auch nur Menschen"

Manchmal hat man das Gefühl, man lebe schon in der Zukunft (zugegeben: in Deutschland seltener als an anderen Orten): Alles ist vernetzt. Die Menschen zahlen mit ihren Uhren und Bewegungsmuster werden aufgezeichnet, um beispielsweise Staus vorherzusagen. Diese Fortschritte sollen für sogenannte Smart Cities genutzt werden, also Städte, die effektiver wirtschaften dank zahlreicher Daten und digitaler Anwendungen. Der Stadtrundgang "Daten sind auch nur Menschen" will diese Vision spürbar machen. Kleine Menschengruppen bewegen sich auf einer Route durch die Stadt und können mit Smartphones und Kopfhörern, mit Klang und Augmented Reality einen Blick in die mögliche Zukunft eines smarten Leipzigs werfen. Die Produktion der Leipziger Gruppe Studio Urbanistan will zeigen, welche Chancen in der datenreichen Zukunft liegen können und welche Gefahren es zu beachten gilt.

Weitere Informationen "Daten sind auch nur Menschen"
Performativer AR-Walk von Studio Urbanistan und Atelier Polza

Treffpunkt:
Schauspiel Leipzig
Bosestraße 1
04109 Leipzig

Dauer: 80 Minuten

Termine:
am 4., 5., 8. und 12. Juni,
jeweils ab 16.45 Uhr, 17 Uhr, 19.15 Uhr und 19:30 Uhr

Schauspiel in Leipzig: "Die Bridgetower-Sonate" in der Diskothek

Es hätte ein Denkmal für ihn sein können, eine Möglichkeit die Zeit zu überdauern. Doch ein Federstrich genügte und statt von der Bridgetower-Sonate sprechen heute alle Beethoven-Fans von der Kreutzer-Sonate. Am Schauspiel Leipzig zeigen die Autorin Amanda Wilkin und der Regisseur Adewale Teodros Adebisi, wie diese Umbenennung geschehen sein könnte. In dem neuen Stück "Die Bridgetower-Sonate" ist zu erleben, wie der damals schon erfolgreiche Komponist Ludwig van Beethoven mit dem Schwarzen Violin-Virtuosen George Bridgetower bekannt gemacht wurde.

Die Bekanntschaft ist eine historische Wahrheit, die in der Inszenierung auch angedeutet wird, doch die Ausstattung und die Inszenierung weist darüber hinaus: "Wilkin geht es offenkundig um mehr, als dem Violinisten ein Denkmal zu setzen, und Regisseur Adewale Teodros Adebisi malt diese Facetten auf der Bühne treffend aus. Es geht um Strukturen, Stereotype und Abhängigkeiten, die im Kern fortdauern, obwohl sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen radikal geändert haben", schreibt er Kritiker Dimo Rieß in der "Leipziger Volkszeitung". Der Abend wird auch getragen von Wenzel Banneyer und Selam Tadese, die die beiden Musik-Genies mit unterschiedlichen, feinen Nuancen spielen.

Auf einem leuchtenden Boden in weiß und pink stehen sich zwischen zwei Wänden zwei Personen gegenüber, drei Personen im Hintergrund schauen sie dabei an.
Die Begegnung von Komponist Beethoven und dem Violinisten Bridgetower so wie sie gewesen sein könnte. Bildrechte: Rolf Arnold

Weitere Informationen "Die Bridgetower-Sonate" von Amanda Wilkin

Adresse:
Diskothek
Bosestraße/Ecke Dittrichring
04109 Leipzig

Dauer: 100 Minuten, keine Pause

Termine:
15. Juni, 20 Uhr

Oper in Halle: "Albert Herring" von Benjamin Britten

Was verbirgt sich hinter der Maske der Tugend? – diese Frage scheint der Komponist Benjamin Britten mit seiner komischen Oper "Albert Herring" zu stellen. In einer kleinen Gemeinde wird verzweifelt ein tugendhafter Maikönig gesucht und schließlich der junge Albert Herring gekrönt, der unter der strengen Kontrolle seiner Mutter aufwächst. Doch dann entdeckt er das wilde Leben in seiner Stadt.

Regisseurin Karolina Sofulak inszeniert die moderne Oper als eine verrückte Show: Das kleine Orchester, das jeder Figur einen eigenen wiedererkennbaren Sound gibt, sitzt mit weißen Strohhüten auf der Bühne. Das Ensemble ist ebenfalls in Schwarz-Weiß gekleidet und ganz bleich geschminkt. Mit kantigen Bewegungen, fast als Karikaturen, bewegen sie sich über die Bühne. MDR KLASSIK-Kritikerin Susann Krieger ist von der Produktion vollends überzeugt – sowohl von der musikalischen Leistung der Staatskapelle und der Oper Halle als auch von der zeitgemäßen sowie zeitkritischen Inszenierung: "Der Abend in Halle kommt leichtfüßig und scheinbar mühelos daher, bohrt sich aber tief, direkt und hart in die menschliche Seele hinein. Eine wirklich große musikalische und darstellerische Leistung aller einzelnen Solistinnen und Solisten sowie eine bewundernswerte Ensembleleistung."

Weitere Informationen "Albert Herring"
Komische Oper von Benjamin Britten

Adresse:
Opernhaus
Universitätsring 24
06108 Halle (Saale)

Dauer: 145 Minuten, eine Pause

Termine:
8. Juni, 19:30 Uhr
16. Juni, 18 Uhr

Tanz in Leipzig: Das Festival "Leipzig tanzt"

Eine neue Ära am Leipziger Ballett wirft ihre Schatten voraus: Nach 15 Jahren unter der Leitung von Mario Schröder wird Rémy Fichet der Chef der Compagnie – ohne sie komplett umzukrempeln. Für das Festival "Leipzig tanzt" hat er nun internationale und regionale Produktionen eingeladen. Edward Clug (der auch seinen Blick auf den "Kleinen Prinzen" in Leipzig vorgestellt hat) ist mit dem Staatsballett Maribor zu Gast und erzählt die Geschichte von Peer Gynt, der zu Hause verbrannte Erde hinterlässt und als Sklavenhändler reich wird, aber nicht glücklich. Ein "Meisterwerk" meint Kritikerin Marlies Strech bei "Tanznetz".

Die Ivona Dance Company hinterfragt in ihrer parodistischen Performance "Selective Breeding" die Praktiken des Züchtens. Der legendäre Choreograf Akram Khan bringt eine Version des Dschungelbuchs mit, das nach einer Katastrophe in einer verlassenen Stadt spielt. Kritikerin Edith Wolf Perez zeigt sich von dem Gesamtkunstwerk ganz verzaubert.

Ein Mann schaut erstaunt auf eine Personen mit weißem Geweih und einer Art weißen Krücken.
Peer Gynt wird bei Edward Clug von einem mythischen Hirsch begleitet. Bildrechte: Slowenisches Nationalballett Maribor

Die mixed-abled Forward Dance Company aus Leipzig zeigt ihren Zugang zum Klassiker "Schwanensee". Darin setzen sie sich kritisch mit dem starren Körperbild im Ballett auseinander. Kritiker Torben Ibs freut sich auf "Tanznetz", dass die Gruppe ihren eigenen Stil gefunden hat, der vor allem von einem achtsamen Umgang lebt – von dem Menschen auch jenseits des harten Ballettgeschäfts lernen können. Passend dazu zeigen die Gastgeber an der Leipziger Oper "Tschaikowsky" und Mario Schröders jüngste Arbeit "Giselle". Das Ballett der Musikalischen Komödie tanzt im Kunstkraftwerk zu den Klängen Bachs und dazu passenden 360-Grad-Projektionen. Das Festival wird von mehreren Begegnungsformaten und Partys begleitet.

Weitere Informationen Das Festival "Leipzig tanzt" findet vom 21. bis zum 26. Juni statt.

Mehr Informationen auf den Seiten der Oper Leipzig

Laientheater in Leipzig: Festival "Clubfusion"

Sie haben in den vergangenen 15 Jahren massiv an Bedeutung gewonnen: sogenannte Spielclubs. Am Anfang waren sie vor allem pädagogische Beschäftigung für junges Publikum. Doch inzwischen sind sie eine Möglichkeit, um Theater zu einem Ort für gesellschaftliche Themen und Vielfalt zu machen. Hier spielen Menschen mit und ohne Behinderung, jung und alt, Queere oder Schulangestellte. Im Rahmen des Festivals Clubfusion stellen die Clubs des Leipziger Schauspiels, des Theaters der Jungen Welt und der Leipziger Oper ihre Produktionen vor. Da gibt es eine wilde Party, ein Kriminalstück oder eine Reise in die Zukunft. Die beste Gelegenheit, um die Spielfreude von Amateurschaulspielenden zu erleben.

Weitere Informationen Das Festival "Clubfusion" findet vom 31. Mai bis zum 9. Juni statt.

Mehr Informationen gibt es auf der Webseite des Festivals.

Figurentheater in Leipzig: Festival "Twist it!"

Puppen können eigentlich alles, das beweist einmal mehr das Festival "Twist it!" des Leipziger Theaterzentrums Westflügel. Bei der ersten Ausgabe im vergangenen Jahr durften die Figuren tanzen, dieses Mal dürfen sie singen. In "Hymns from the Red Book" scheint ein Chor mit einer alten Liedersammlung zu verschmelzen – so wird das Gesangsbuch lebendig und die Sängerinnen selbst zu Objekten.

"Godzilla Tribute Band" erzählt mit kleinen Gegenständen auf einem Tisch von einer Punkband nach der Apokalypse.

Winnie Luzie Burz setzt sich in "Maria & Myselfies" mit Darstellungen der Mutter Gottes auseinander und lässt die Bilder plastisch werden. Und natürlich darf auch das am Westflügel verortete Duo Wilde und Vogel nicht fehlen, die in ihren Stücken immer mit Musik arbeiten und gleich zwei ihrer Produktionen zeigen.

Zwei Personen agieren theatralisch hinter einem Tisch, auf dem verschiedene kleine Gegenstände stehen, und werden dabei von Scheinwerfern schwach angestrahlt.
Mit kleinen Figuren wird die Geschichte der "Godzilla Tribute Band" erzählt. Bildrechte: Gregor Salobir

Weitere Informationen Das Festival "Twist it!" findet vom 5. bis zum 9. Juni statt.

Mehr Informationen gibt es auf der Seite des Theaterzentrums Westflügel.

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 04. März 2024 | 08:40 Uhr

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