Ein Polizist sitzt vor einem Laptop und macht Social Media Arbeit. Man sieht die Logos von Twitter und Facebook um ihn herum.
Bildrechte: MDR/MEDIEN360G

Vernetzt bis in den letzten Winkel So arbeitet die Polizei auf Social Media

14. Mai 2020, 13:18 Uhr

In den sozialen Netzwerken finden sich viele Accounts von Dienststellen der Polizei. Viele der 216 Polizeibehörden und zugehöriger Institutionen betreiben gleich mehrere Kanäle. Eine einheitliche Strategie lässt sich nicht erkennen.

Dein Freund und Helfer im Netz

In Deutschland gibt es 216 Polizeibehörden und Institutionen, die auf Social Media insgesamt 368 offizielle Kanäle betreiben. Ihre Anzahl stieg in den letzten Jahren stetig an (Stand unserer Zählung: 23. März 2020).

Insgesamt finden sich in Deutschland 163 Polizei-Profile auf Twitter, 142 Accounts auf Facebook und 43 offizielle Kanäle auf Instagram. Immerhin 14 Kanäle sind auf YouTube vorhanden. Auf Xing, Linkedin, Snapchat, Periscope und sogar Pinterest werden in Summe sechs Profile betrieben. Wer sich etwa für Infografiken und Präsentationen des Bundeskriminalamtes interessiert, wird bei Pinterest fündig.

Bei den Nutzerzahlen stehen 3.225.000 Follower auf Twitter rund 3.245.000 Abonnenten auf Facebook gegenüber, und das obwohl auf Facebook insgesamt weniger Kanäle zu finden sind. Das spricht für die anhaltende Bedeutung und Verbreitung der Plattform aus Sicht der Polizei. Auf Instagram kommen immerhin noch 646.788 Follower zusammen. Die rund 80.500 Abonnenten auf YouTube fallen dagegen kaum noch ins Gewicht, wenn man in den Dimensionen des Internets denkt.

Wer macht was auf welchem Kanal?

Stilisierter Polizist mit Telefonhörer am Schreibtisch. Dazu der Schriftzug: Hier spricht die Polizei 2 min
Bildrechte: MDR/MEDIEN360G
2 min

Über die eigene Arbeit zu informieren, ist eine der Aufgaben der Polizei. Dazu gehören Pressemitteilungen, Pressestatements und manchmal Pressekonferenzen. Die sozialen Medien haben die klassische Pressearbeit verändert.

Do 09.04.2020 11:13Uhr 01:30 min

https://www.mdr.de/medien360g/medienwissen/animation-pressearbeit-polizei-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Die Art und Weise, wie die Polizei-Kanäle auf Twitter, Facebook und Instagram befüllt werden, ist vielfältig. So ist von Bundesland zu Bundesland verschieden, welche Regionen die einzelnen Accounts bedienen. Die Kanäle der Polizei Sachsen und Thüringen sind zum Beispiel auf Facebook, Instagram und Twitter in den jeweiligen Bundesländern zentral zusammengefasst. Dagegen betreiben in Sachsen-Anhalt jede der regionalen Polizeiinspektionen einen eigenen Kanal auf Twitter. Dafür tritt auch die Polizei Sachsen-Anhalt auf anderen Plattformen, wie Instagram und YouTube mit zentral organisierten Kanälen auf.

Mit Blick auf die Zahl der Twitter-Accounts wirkt es, als ob jede Polizeidienststelle dort einen eigenen Kanal bespiele. Das stimmt aber nicht. Denn dazwischen sind auch solche Profile wie ein Kanal der Polizei-Fachhochschule Brandenburg zu finden, den Studierende im Rahmen ihrer Studienarbeit betreiben.

Berlin mit den meisten Nutzerzahlen

Die Stadt Berlin ist auf Twitter, gemessen an den Nutzerzahlen, am erfolgreichsten. Allerdings, und damit liegen die Berliner auch an der Spitze, unterhalten die Beamten der Hauptstadt gleich vier offizielle Twitter-Kanäle (gut zu erkennen am blauen Häkchen), den der Bundespolizei Berlin nicht mitgezählt. Und sie sind zusätzlich noch auf Facebook, Instagram und mit jeweils einem kleinen Kanal auch auf YouTube und (als einzige) auf Snapchat aktiv.

Übersicht der größten Accounts oder Kanäle der Polizei auf Twitter und Facebook.
Bildrechte: MDR/MEDIEN360G

Die Beamten der Hauptstadt bemühen sich auf ihren Social-Media-Kanälen um Bürgernähe und Transparenz. Dabei unterhält die Berliner Polizei neben deutschsprachigen Kanälen auch einen ausschließlich fremdsprachigen Twitter-Kanal. Hier wechseln sich Tweets in englischer Sprache mit Inhalten auf beispielsweise Polnisch und auch Spanisch ab, je nach Notwendigkeit. In der Praxis werden übersetzte Inhalte normalerweis direkt neben den deutschsprachigen Postings in der Timeline von den Beamten der Social-Media-Teams ausgespielt.

Durch die Aufstellung eines hauptamtlichen Social-Media-Teams, ist die Polizei Berlin in der Lage, eine hohe Anzahl von Postings am Tag zu teilen und zu moderieren.

Einen Vorteil, den ihre Münchner Kollegen, die auf Twitter ebenfalls sehr erfolgreich sind, teilen. Große Aufmerksamkeit gewann die Münchner Polizei bundesweit unter anderem durch die Verbreitung der Lageberichte und Hinweise, die sie während des Amoklaufs in München im Juli 2016 in den "sozialen Kommunikationskanälen" teilten. Solche Ereignisse haben auch dazu beigetragen, dass die Polizei sich generell heute im Netz verstärkt engagiert. Eine Mischung aus vielfältigen und detaillierten Einsatz- und Lageberichten, praktischen Hinweisen und auch eher nüchternen Presseinformationen sind seither auf vielen Kanälen der Polizeien zu finden.

Instagram für die Nachwuchsgewinnung

Instagram ist eine Plattform, die sehr von Bildern und effektvollen Videos lebt. Hier finden sich weniger Lageberichte und Pressemitteilungen. Die PR-Arbeit, die Nähe zum Bürger und das Recruiting (Karrierearbeit und Nachwuchsförderung) stehen im Vordergrund. Die Bundespolizei betreibt seit 2016 einen Kanal auf Instagram, der allein der Nachwuchsgewinnung dient. Die Mischung aus Bildern und Videos, die die Ausbildung und den Alltag der Beamtinnen und Beamten der Bundespolizei oft in Hochglanzoptik in Szene setzen, brachte dem Kanal bereits über 111.000 Abonnenten.

Übersicht der größten Accounts oder Kanäle der Polizei auf Instagram und YouTube.
Bildrechte: MDR/MEDIEN360G

Die Postings der Polizeidienststellen auf Facebook bieten dagegen häufig eine Mischung aus Inhalten, die auch auf Twitter zu finden sind, also offiziellen Mitteilung, sowie Bildern und Videos, die man auch auf Instagram vermuten würde. Die Polizei München unterhält mit rund 266.000 Abonnenten den größten Kanal auf Facebook. Neben Presseberichten, Fahndungsaufrufen und Lageberichten bestimmen hier auch Hinweise zu Veranstaltungen und Bilder aus dem Dienstalltag den Charakter des Profils. Auf Instagram sind die Münchner ebenfalls mit immerhin knapp 34.000 Abonnenten vertreten.

Reichweite ist nicht alles

Abseits der Ballungszentren finden sich in den sozialen Netzwerken auch viele kleine und regionale Kanäle von Polizeidienststellen. "Mit großen Accounts oder zentral gesteuerten Kanälen kann man Menschen in der Breite erreichen. Das ist vielleicht auch eher was für so urban geprägte Gegenden", sagt Eric Wallis, PR- und Kampagnen-Berater aus Hamburg, arbeitet u.a. für Greenpeace Deutschland.

Viele der ländlichen oder regionalen Polizei-Accounts halten oft nur eine kleine Followerschaft auf Twitter, weswegen es auch wenig Sinn macht, allein die Zahlen der Accounts zur Bewertung heranzuziehen. Auf Facebook und Instagram glänzen dagegen einige regionale Kanäle wie die Polizei Vorpommern-Greifswald mit einer verhältnismäßig guten Reichweite, nicht zuletzt dank aussagekräftiger Bilder und einer starken lokalen Identifikation, wie sie auch die Beamten der Region Emsland in Niedersachsen gern beweisen.

Das liege auch daran, dass Beamte in den ländlicheren Regionen die Bürger oft näher stehen und wüssten, welche Probleme und Sorgen den Alltag ausmachen, meint Eric Wallis. "In einer Region wie Mecklenburg-Vorpommern haben viele Menschen bereits Angehörige und Freunde durch Verkehrsunfälle verloren. Da wird von der Polizei darüber gepostet und das schreckt die Leute ab." Gleichzeitig verschaffe eine solche Strategie auf Social Media sensiblen Themen angemessene Aufmerksamkeit, so Wallis.

Es sei schnell zu merken, wer die Aufgabe "Social Media" ernst nimmt und "Bock" darauf habe, meint der Social-Media-Experte. Sei die Motivation und auch die Erlaubnis der Führungsetagen vorhanden, auch Geschichten aus der täglichen Arbeit mit den Menschen zu teilen, würden die Postings kreativer, die Inhalte vielfältiger und die Diskussionen oft auch konstruktiver. So entstandene Inhalte können schnell viral gehen.

"Am Ende steht und fällt es mit den Leuten hinter den Accounts", sagt Eric Wallis. Vieles hänge vor allem davon ab, wie die Beamten selbst zu ihrer Arbeit stehen - und welche Möglichkeiten ihnen von den Vorgesetzten eingeräumt werden.

Ergänzung: Im ursprünglichen Artikel schrieben wir, dass Dienststellen der Polizei Sachsen-Anhalt nur auf Twitter vertreten wäre. Dies ist nicht korrekt. Seit August 2017 pflegt die Fachhochschule der Polizei Sachsen-Anhalt einen Facebook-Account. Ferner betreibt die Polizei Sachsen-Anhalt auf Instagram seit März und auf YouTube seit April 2020 zentral organisierte Kanäle. Wir haben alle Angaben im Text ergänzt und Zahlen korrigiert. (Stand 14.05.2020)