Vier Briefkästen stehen nebeneinander - einer ist geschlossen. 2 min
Auf dem Land fehlt es teilweise an Post-Filialen. Mehr dazu im Video. Bildrechte: MDR/MDR Data

Infrastruktur Wo es in Mitteldeutschland trotz Gesetz keine Postfiliale mehr gibt

17. September 2024, 05:00 Uhr

Ab einer bestimmten Gemeindegröße muss die Deutsche Post dort eine Filiale betreiben. An rund 140 Orten wird diese Vorgabe jedoch nicht eingehalten. Auch einige mitteldeutsche Gemeinden sind betroffen.

Porträt David Wünschel
Bildrechte: David Wünschel

Wenn die Einwohnerinnen und Einwohner von Dohna ein Paket abgeben oder abholen wollen, müssen sie einige Kilometer ins benachbarte Heidenau zur nächsten Postfiliale fahren. Dohna ist eine 6.000-Einwohner-Stadt südlich von Dresden. Laut Postgesetz muss es in jeder Gemeinde mit mehr als 2.000 Einwohnern eine Filiale geben. Also eigentlich auch in Dohna.

Aber statt einer Filiale gab es hier bis vor Kurzem nur eine automatisierte Poststation. Und nachdem die Bäckerei, auf deren Gelände die Station stand, Insolvenz anmeldete, wurde auch die Poststation wieder abmontiert. "Für die Bürgerinnen und Bürger hier im Ort ist das schwierig", sagt Bürgermeister Ralf Müller. "In der Regel bringen jetzt die die Post mit, die in einem Nachbarort arbeiten."

16 Gemeinden in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind betroffen

Rund 13.000 Filialen betreibt die Deutsche Post, viele davon in Bäckereien, Kiosken oder bei anderen Einzelhändlern. Trotzdem fällt es der Post mancherorts schwer, ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen.

Wie sich die Lage der Postfilialen in Sachsen-Anhalt darstellt, erfahren Sie im Audio:

Ein Mann verlässt eine Postfiliale 1 min
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1 min

Die Deutsche Post betreibt in Sachsen-Anhalt weniger Filialen als sie müsste. Das geht aus einem Bericht der Bundesnetzagentur hervor. Demnach gab es im Juli fünf unbesetzte Pflichtstandorte. Mehr dazu im Audio.

MDR SACHSEN-ANHALT Mi 11.09.2024 10:00Uhr 00:40 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/audio-post-filialen-fehlen-100.html

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Zusätzlich zu der 2.000-Einwohner-Regel darf auch in Gemeinden mit mehr als 4.000 Einwohnern die Entfernung zur nächsten Filiale in zusammenhängenden Wohngebieten nicht mehr als zwei Kilometer betragen. Laut einem Bericht der Bundesnetzagentur fehlten im Juli bundesweit 141 Filialen. In Mitteldeutschland waren 16 Gemeinden betroffen, außer Dohna beispielsweise Stadtroda in Thüringen und Gerbstedt in Sachsen-Anhalt.

Vor allem der ländliche Strukturwandel macht der Deutschen Post zu schaffen. Findet sich nach der Schließung eines Geschäfts kein neuer Partner, bleibt der Standort unbesetzt.

Ein Sprecher der Deutschen Post sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass die Eröffnung neuer Filialen "gerade in ländlichen Regionen mit schwacher Einzelhandelsinfrastruktur eine große Herausforderung" sei. Dennoch arbeite man "mit Hochdruck und in enger Abstimmung mit den Bürgermeistern vor Ort" daran, die Versorgung an allen Pflichtstandorten sicherzustellen.

Andere Bundesländer stehen noch schlechter da

In anderen Bundesländern fehlen noch mehr Filialen als in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die meisten unbesetzten Pflichtstandorte gab es zum Stichtag 1. Juli in Nordrhein-Westfalen (24) und Bayern (23). Berücksichtigt man die Einwohnerzahl, stehen Mecklenburg-Vorpommern (9) und Rheinland-Pfalz (16) am schlechtesten da. Die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg und auch das Saarland sind jedoch voll versorgt.

Mit dem Jahreswechsel treten neue Regelungen des Postgesetzes in Kraft, die das Problem zumindest teilweise entschärfen dürften. Dann darf die Deutsche Post unter bestimmten Umständen statt einer Filiale auch eine automatisierte Poststation an einem Pflichtstandort betreiben.

An solchen Stationen können Briefmarken gekauft sowie Pakete frankiert und abgegeben werden, außerdem kann man sich mancherorts per Videoschalte beraten lassen. Die Automaten bieten also fast alle Dienstleistungen, die auch in Filialen möglich sind. An 27 der 141 unbesetzten Pflichtstandorte gibt es bereits solche Poststationen.

In Dohna seien die Erfahrungen damit gemischt ausgefallen, sagt Bürgermeister Müller. Die Poststation an der Bäckerei sei zwar rund um die Uhr geöffnet gewesen, aber einige ältere Menschen hätten sich damit nicht zurechtgefunden. "Sie sind es nicht gewohnt, an das Display zu gehen", sagt Müller.

Dohna: Hoffnung auf eine neue Poststation

Die Hoffnung auf eine eigene Filiale in Dohna hat er derweil schon fast aufgegeben: Von den Einzelhändlern im Ort sei wegen der angeblich niedrigen Provision keiner dazu bereit, einen Post-Standort bei sich zu eröffnen. Außerdem schlage es sich einigen Einzelhändlern zufolge negativ auf das Kerngeschäft nieder, wenn man sich um die vielen neuen Kunden kümmern müsse.

Stattdessen will Müller die Deutsche Post nun überzeugen, eine neue Poststation im Ort zu montieren – damit die Einwohner von Dohna ihre Pakete nicht mehr im Nachbarort abholen müssen.

MDR (David Wünschel)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 11. September 2024 | 10:00 Uhr

17 Kommentare

part vor 3 Wochen

Auf dem Land wird es immer ärger und karger, keine Einkaufsmöglichkeiten außer Verkaufswagen und Sparkassenwagen, keine Kneipe, ein Kulturhaus, das wenig genutzt wird und die Poststelle musste als erstes weichen. Der Bus fährt auch nicht immer und zum Doc ist es etwas weiter geworden. Aber nach der neuen Grundsteuerreform dürfen jetzt fiktive Mondpreise angesetzt werden durch das Finanzamt, auch wenn die nahen Windkraftanlagen die Immobilienpreise noch mehr drücken und niemand mehr eine ältere Immobilie erwerben möchte. Förderung durch Verzicht auf Gewerbesteuer oder Ähnliches und Subventionierung würden dem Problem wahrscheinlich entgegenstehen.

Huxley vor 3 Wochen

Wenn das einfache Volk, wer auch immer das sein soll, den Postfilialen die Tür einrennen würde, dann gäbe es die dank entsprechendem Umsatz überall.
Wo aber kaum noch Umsatz gemacht wird, da merkt es der Großteil der Menschen gar nicht, dass die Filiale überhaupt weg ist.

Die Zukunft ist digital und dementsprechend wird sich das Filialnetz weiter ausdünnen und vermutlich wird dann auch das Gesetz angepasst werden.

Huxley vor 3 Wochen

Was wollen sie uns jetzt sagen? Dass es schon zuviel verlangt ist allgemein übliche Kulturtechniken zu beherrschen und Gegenstände zu besitzen um diese nutzen zu können?
Vielleicht hinkt deswegen der Mobilfunkausbau in Mitteldeutschland hinterher, weil so viele Menschen überhaupt gar kein Smartphone haben?

Angeblich ist man doch dank DDR Sozialisation in Mitteldeutschland besonders eng im zwischenmenschlichen Bereich. Da wird schon einer die Postapp installieren und konfigurieren können.

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