Ein Wanderer schaut auf einen Moorteich.
Statt auf Wintersport sollte in den mitteldeutschen Gebirgen auf alternativen Tourismus gesetzt werden, finden die MDRfragt-Teilnehmenden. Bildrechte: IMAGO / Thomas Eisenhuth

MDRfragt Wintersportgebiete: Mehrheit wünscht sich Förderung von schneeunabhängigem Tourismus

06. Februar 2023, 05:00 Uhr

Weil es in Erzgebirge, Harz und Thüringer Wald immer weniger schneit, wünschen sich die MDRfragt-Teilnehmenden, dass alternative Tourismusformen gefördert werden. Das ist das Ergebnis der nicht repräsentativen, aber gewichteten Befragung des Meinungsbarometers. Rund 24.000 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben dabei ihre Meinung geäußert.

In den klassischen Wintersportregionen sollte der Fokus künftig stärker auf den Ausbau alternativer Urlaubsangebote gelegt werden, um sie auch ohne Schnee attraktiv zu machen – das finden knapp zwei Drittel der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer. Nur ein sehr kleiner Teil findet, dass lieber weiter in den Ausbau der Infrastruktur für den Wintersport bzw. den Winterurlaub investiert werden sollte. Ein Viertel spricht sich dafür aus, beide Tourismusformen gleichermaßen zu fördern.

Warum sie für ein Umdenken beim Thema Tourismus sind, erklären die MDRfragt-Teilnehmenden in den Kommentaren:

Ich finde es bei diesen Wetterbedingungen fürchterlich, dass in den Skigebieten Wasser entnommen wird, um Schnee zu machen, von dem benötigten Strom ganz zu schweigen. Das passt einfach nicht in das ökologische Bild, das wir haben.

Cordelia, 48 Jahre, Landkreis Leipzig

Ich staune über die Realitätsverweigerung vieler für den Tourismus Verantwortlicher. Man fordert den weiteren Ausbau von Liften, Pisten, Beschneiungsanlagen. Und weil man die dafür nötigen Gelder selbst nicht hat, möge es Fördermittel schneien. Der Steuerzahler möge also für eine seit Langem verfehlte Strukturpolitik geradestehen.

Wolfgang, 66 Jahre, Gotha

Einige MDRfragt-Mitglieder machen Vorschläge, was sie sich statt Wintersport in den Mittelgebirgen vorstellen könnten:

Man sollte eher auf Radsport, wie Downhill-Fahren setzen. Dazu braucht es keinen Schnee.

Christian, 37 Jahre, Jerichower Land

In den Regionen könnte man sich am Bayrischen Wald oder dem Schwarzwald orientieren: Wellnesshotels, Sport und Freizeitanlagen.

Sylvia, 73 Jahre, Chemnitz

Im Thüringer Wald läßt sich, auch ohne Veranstaltungen, Kunstschnee etc. die Natur wunderbar genießen. Wir sollten die Natur überhaupt mit aller Kraft bewahren.

Kathrin, 57 Jahre, Vogtlandkreis
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Das Erste Mi 08.02.2023 13:40Uhr 01:08 min

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Weitere Förderung von Profi-Wettkampfstätten gewünscht

Auch, wenn sich die Mehrheit dafür ausspricht, für die hiesigen Mittelgebirge lieber auf alternative Urlaubskonzepte ohne Schnee zu setzen: Anlagen und Wettkampfstätten für den professionellen Wintersport sollten trotzdem weiterhin gefördert werden. Das finden 61 Prozent der MDRfragt-Teilnehmenden. Ein Drittel spricht sich dagegen aus.

Besonders die MDRfragt-Mitglieder aus dem Erzgebirgskreis und der Region Thüringer Wald, in denen bekannte Wettkampfstätten liegen, sind dafür, dass diese auch künftig weiter gefördert werden.

Große Sorge wegen weniger Schnee

Über den Jahreswechsel und vor allem Anfang dieses Jahres war in den deutschen Mittelgebirgen in vielen Orten kein Skibetrieb möglich, weil es zu warm war und auch der Kunstschnee weggetaut ist. Die mittelfristigen Prognosen deuten auf einen weiteren Temperaturanstieg hin. Das könnte für die hiesigen Winterurlaubsregionen problematisch werden.

Diese Entwicklung lässt nur wenige MDRfragt-Teilnehmende unbesorgt sein. Der deutlichen Mehrheit – 83 Prozent – bereitet sie dagegen Sorgen. Vor allem die möglichen wirtschaftlichen und touristischen Folgen für die Region finden viele problematisch. Aber auch der Klimawandel an sich ist in den Augen der Befragten besorgniserregend.

Diagramm: Konkrete Sorgen
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Oberhof: Hoffnung auf positive Folgen der Weltmeisterschaften

Von der diesjährigen Rodel- und Biathlon-Weltmeisterschaft werden Oberhof und der Thüringer Wald nachhaltig profitieren, glaubt die Mehrheit der Befragungsteilnehmenden. So gehen 68 Prozent davon aus, dass das Bild von Oberhof durch die Sportevents positiv beeinflusst wird, 67 Prozent halten das auch für den Tourismus im Thüringer Wald für wahrscheinlich. So gut wie niemand geht von negativen Auswirkungen aus.

Mehrheit sieht Fördergelder in Oberhof gut investiert

In den vergangenen Jahren sind mehr als 80 Millionen Euro an Fördermitteln in die Infrastruktur von Oberhof gesteckt worden, um die Voraussetzungen für die Austragung der Weltmeisterschaften zu schaffen und den Tourismus anzukurbeln. Mehr als die Hälfte der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer findet, das ist gut angelegtes Steuergeld. Gut ein Drittel sieht das jedoch nicht so.

Jeder Zweite sieht Oberhof als Urlaubsziel

Rund die Hälfte der MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer könnte es sich vorstellen, ihren Urlaub in Oberhof zu verbringen. Am ehesten würden sie das im Frühling oder Herbst (33 Prozent) bzw. im Sommer (26 Prozent) tun. Für einen Winterurlaub würden 15 Prozent der Befragungsteilnehmenden Oberhof in Betracht ziehen. Für rund ein Drittel ist Oberhof kein mögliches Urlaubsziel.

Über MDRfragt

MDRfragt ist eine Plattform für Online-Befragungen, mit der die Menschen in Mitteldeutschland regelmäßig ihre Meinung zu aktuellen Themen äußern können. Ob Tempolimit, Braunkohle-Aus oder Breitbandausbau – Ihre Meinung zu gesellschaftlich relevanten Themen findet hier einen besonderen Platz. Teilnehmen kann jeder, der seinen Wohnsitz in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen hat und mindestens 16 Jahre alt ist.

Über diese Befragung Die Befragung vom 27.01. - 31.01.2023 stand unter der Überschrift:

Wintersport in Mitteldeutschland – Wirtschaftsboom oder Auslaufmodell?

Insgesamt sind bei MDRfragt 64.637 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 01.02.2023, 13 Uhr).

24.017 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 254 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 3.159 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 10.062 Teilnehmende
65+: 10.542 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 12.285 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 5.752 (24 Prozent)
Thüringen: 5.980 (25 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 10.581 (44 Prozent)
Männlich: 13.377 (56 Prozent)
Divers: 59 (0,2 Prozent)

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.

Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Fakt ist! | 06. Februar 2023 | 22:10 Uhr