Luftaufnahme von Windturbinen und landwirtschaftlichen Feldern.
Während des Betriebs von Windrädern entsteht kein Feinstaub. Bildrechte: IMAGO/imagebroker

Erneuerbare Energien Windräder verursachen keinen Feinstaub

15. Oktober 2024, 13:23 Uhr

Windräder sollen umweltschonend Energie produzieren. Regelmäßig wird aber genau das in Frage gestellt. MDR AKTUELL-Hörer Michael Normann fragt etwa, ob durch den Abrieb der Rotoren von Windkraftanlagen schädlicher Feinstaub entsteht.

Beim Betrieb von Windrädern entsteht tatsächlich Abrieb – und zwar an den Kanten der Rotorblätter, erklärt Niels Ludwig vom Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme. Der Experte spricht von Erosion, die in der Regel durch Staub oder Regentropfen ausgelöst wird. "Das Rotorblatt dreht sich relativ schnell. Die Blattspitze hat eine Geschwindigkeit von 300 Kilometer pro Stunde. Die auftreffenden Regentropfen waschen den Lack praktisch ab.“

Bei den abgewaschenen Partikeln handelt es sich aber nicht um Feinstaub, sondern um Mikroplastik, sagt Ludwig. Worin der Unterschied besteht, erklärt Wolfram Axthelm, Geschäftsführer des Bundesverbands Windenergie (BWE). "Feinstaub sind Teilchen, die unter zehn Mikrometer groß sind, also im 0,00-Millimeter-Bereich. Die kann man gar nicht sehen. Das, was bei Rotorblättern entstehen kann, ist sogenannter Partikelabrieb." Dieser sei sichtbar und somit kein Feinstaub, sagt Axthelm.

Produktion und Abbau der Rotorblätter verursacht Feinstaub

Feinstaub entsteht grundsätzlich nur bei der Produktion der Rotorblätter und wenn diese nach circa 20 bis 25 Jahren Laufzeit wieder abgebaut und zerteilt werden. Denn die GFK- und CFK-Kunststoffe, die beispielsweise beim Zersägen für den Feinstaub sorgen, befinden sich im Inneren der Rotorblätter, weiß Ludwig, der selbst 30 Jahre lang solche Rotorblätter gefertigt hat. "Im Betrieb werden diese Teile nicht erodiert, weil ja der Erosionsschutzlack seine Wirkung zeigt. Und selbst wenn er aberodiert ist nach ein paar Jahren, wird er durch Wartung und Instandsetzung aufgewertet."

Fraunhofer-Institut schätzt Abrieb auf 170 Tonnen pro Jahr

Für die Betreiber der Windräder ist es sehr wichtig, solche Schäden möglichst schnell zu beheben, denn je größer der Mikroplastik-Abrieb ist, desto weniger effizient arbeiten die Anlagen. Das Fraunhofer-Institut geht davon aus, dass die Windräder in Deutschland pro Jahr zusammen etwa 170 Tonnen Abrieb produzieren, der Bundesverband Windenergie spricht von maximal 78 Tonnen. Beide Werte liegen deutlich unter dem, was in anderen Bereichen anfällt – darauf verweist BWE-Chef Axthelm: "Wenn man weiß, dass allein der Abrieb bei Schuhsolen etwa 9.000 Tonnen sind oder der Abrieb von Autoreifen 102.000 Tonnen, dann sieht man, dass die Relation sehr unterschiedlich sein kann."

Bleibt noch die Frage, wie gefährlich dieser Abrieb ist. Windrad-Experte Ludwig schätzt, dass die Mikroplastik-Partikel in einem Radius von etwa 100 Meter rund um das jeweilige Windrad zu Boden fallen. Aufgrund ihrer Größe könnten sie zwar nicht in die Lunge geraten, aber zum Beispiel über Tiere in die Nahrungskette des Menschen. Wie gesundheitsschädlich diese Teilchen sind, dazu gebe es noch keine gesicherten Daten.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Oktober 2024 | 06:23 Uhr

63 Kommentare

Denkschnecke vor 24 Wochen

@faultier: Dafür brauche ich wirklich kein "Umweltamt Bayern", da male ich mir einfach ein rechtwinkliges Dreieck auf die Zeitungsecke und erinnere mich, wie man den Tangens berechnet. 1400 m wäre ein Sonnenstand von 5,3° zur Waagerechten. Ich gebe zu, kurz vor Sonnenuntergang reicht der Schatten (in der norddeutschen Tiefebene) theoretisch unendlich weit... aber nur ganz kurz.

Eddi58 vor 24 Wochen

@aufgedeckt
„Der Auto lag passiert auf Wasserfarben 🙋‍♀️“

Ohne @Peters Antwort hätte ich Ihren Beitrag überhaupt nicht verstanden. Autolacke auf der Basis von Wasserfarben?🤷‍♂️
Geht es ein wenig konkreter?

Atze71 vor 24 Wochen

@gurk ... die Dinger sind 260 Meter hoch. Was sind da 10 Meter um das Windrad? Der Abrieb fällt nicht einfach herunter. Ups ... da ist ja noch Wind der das schön verteilt.

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