Verteidigung Deutschland startet Projekt für Luftverteidigungs-Schutzschirm

13. Oktober 2022, 11:04 Uhr

Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat sich die Einschätzung der Sicherheitslage in Europa grundlegend verändert. Vor allem bei der Luftverteidigung wurden Defizite und "Fähigkeitslücken" ausgemacht, die jetzt geschlossen werden sollen – wie genau ist aber noch offen.

Deutschland hat mit anderen Staaten ein Projekt zum Aufbau eines europäischen Luftverteidigungssystems gestartet. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht unterzeichnete am Donnerstag am Rande des Nato-Treffens in Brüssel eine Erklärung zur "European Sky Shield Initiative".

"Es sind bedrohliche, es sind herausfordernde Zeiten", sagte die SPD-Politikerin. Hintergrund ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, der die Sicherheitslage in Europa nach Einschätzung der Nato fundamental verändert hat und zusätzliche Anstrengungen auch bei der Luftverteidigung nötig macht. Bislang war Raketenabwehr in Europa vor allem auf mögliche Bedrohungen aus dem Iran ausgerichtet. Nun jedoch sollen Lücken im derzeitigen Schutzschirm geschlossen werden.

Defizite bei den bisherigen System

Defizite gibt es beispielsweise im Bereich ballistischer Raketen, die auf ihrer Flugbahn große Höhen erreichen können, aber auch bei der Abwehr von Drohnen und Marschflugkörpern. 

Beteiligt an dem Projekt sind bislang neben Deutschland noch 14 andere Staaten, darunter Großbritannien, die Slowakei, Norwegen, Lettland, Ungarn, Bulgarien, Belgien, Tschechien, Finnland, Litauen, die Niederlande, Rumänien und Slowenien sowie nach Angaben von Diplomaten auch Estland.

Die neue Initiative hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Ende August angekündigt. Er sagte dazu, dass eine europäische Luftverteidigung weniger koste und leistungsfähiger sei, als eigene Systeme eines jeden Landes.

"Fähigkeitslücke" bei der Bundeswehr

Im Rahmen der neuen Initiative sollen nun unter anderem neue Waffensysteme gekauft werden, die dann zusammen möglichst günstig ein großes Gebiet abdecken können.

Derzeit hat Deutschland für die Bekämpfung von Flugzeugen und Hubschraubern die für einen Abschuss von der Schulter aus entwickelte Luftabwehrrakete "Stinger", die aber in größeren Stückzahlen auch an die Ukraine abgegeben wurden.

Auf mittlere Distanz wirkt das größere Patriot-System. Dafür hat Deutschland aktuell noch zwölf Abschussanlagen, was allerdings für den Schutz des ganzen Landes nicht reicht. Und für die Abwehr von ballistischen Raketen in großen Höhen wird der Bundeswehr derzeit sogar eine "Fähigkeitslücke" bescheinigt.

Israelisches Arrow-3-System im Gespräch

Als wahrscheinlich gilt bei der Bundeswehr nun unter anderem die Anschaffung des israelischen Systems Arrow 3 – die höchste Stufe von Israels mehrstufiger Raketenabwehr. Es kann Ziele in mehr als 100 Kilometern Höhe zerstören. Damit vergrößert sich auch die am Boden geschützte Fläche. Zudem ist der Kauf weiterer Patriot- und Iris-T-Systeme im Gespräch. 

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Das hochmoderne Iris-T-System, das Deutschland gerade an die Ukraine geliefert hat, nutzt die Bundeswehr selbst noch nicht. "Es ist wichtig, dass es jetzt schnell geht in Bezug auf die Beschaffung von Patriots, von Iris-T und natürlich in Bezug auf ein darüber hinausgehendes Verteidigungssystems", sagte Lambrecht. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.

dpa/AFP (ksc)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 13. Oktober 2022 | 09:30 Uhr

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