Rauchende Schornsteine über einem Ort.
Nicht nur aus Kostengründen wird sich beim Heizen künftig einiges ändern. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / avanti

Klima- und Energiekrise Gasheizung, Öl oder Wärmepumpe – was uns in Zukunft wärmt

05. August 2022, 18:24 Uhr

Eigentlich hatte die Bundesregierung beschlossen, ab 2024 keine Gasheizungen mehr in Neubauten zu genehmigen. Für Ölheizungen wurde festgelegt, dass sie ab 2026 nicht mehr installiert werden dürfen. Doch inzwischen ist klar: Ein generelles Verbot wird es nicht geben. Wie das Heizen in Zukunft funktionieren könnte, verrät Andreas Röber, Energieberater und Landesinnungsmeister für Heizungen.

Portrait-Bild von Uli Wittstock
Bildrechte: Uli Wittstock/Matthias Piekacz

Dass die Politik nicht lernfähig sei, wird oft behauptet, stimmt aber nicht immer, denn mitunter zeigt sich schnell, dass ein Beschluss, kaum am Kabinettstisch entschieden, nicht mal die Halbwertzeit einer Schlagzeile erreicht. Auf die klare Botschaft, ab dem Jahr 2024 keine Gasheizungen in Neubauten zu genehmigen, folgte alsbald eine Richtigstellung, denn so eindeutig wird die Regelung wohl nicht ausfallen.

Das wundert auch nicht, sagt Andreas Röber, Landesinnungsmeister für den Fachbereich Heizung, Sanitär, Klima: "Wir haben in Deutschland eines der am besten ausgebauten Gasnetze der Welt. Das würde ja bedeuten, dass man eine teure Investition totlegt." Dazu werde es nicht kommen. Dennoch werde sich für Besitzer von Gasheizungen in Zukunft einiges ändern.

Gasheizung kein Auslaufmodell

Die Bundesregierung sieht vor, dass ab 2024 jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Das sei mit Gasheizungen grundsätzlich möglich, erklärt Andreas Röber, der auch Energieberater ist: "Wenn ich eine Gastherme in einem Einfamilienhaus betreibe, kann ich mir auch überlegen, eine Solarthermieanlage aufs Dach zu setzen, das bringt mindestens 20 Prozent Energieeinsparung."

Zudem sei es heute schon möglich, Biogas zuzukaufen. Zwar wird das bislang nur von wenigen Anbietern bundesweit zur Verfügung gestellt, doch das werde sich ändern. Und auch grüner Wasserstoff könnte beim Heizen eine Rolle spielen: "Wasserstofftechnologie ist jetzt aktuell in aller Munde. Es wird in naher Zukunft in das Gasnetz auch bis zu 20 Prozent Wasserstoff eingespeist werden können, ohne dass die aktuelle Gerätegeneration irgendeinen Schaden nimmt."

Heizen mit Bio-Öl

Ebenfalls weit verbreitet sind noch immer Ölheizungen. Auch deren Zukunft galt eigentlich schon als besiegelt, denn ab dem Jahr 2026 sollten sie nicht mehr neu zugelassen werden. Doch auch hier wird die Regelung, ähnlich wie bei der Gasheizung, weniger scharf ausfallen. Denn es gilt letztendlich der Blick auf die Gesamtenergiebilanz des Hauses, so Andreas Röber: "Ich kann über einen Anteil von Bioheizöl meine Bilanz verbessern, am besten im Zusammenspiel mit der Gebäudetechnik wie zum Beispiel einer thermischen Solaranlage."

Pellets werden in einen Pelletsofen geschüttet.
Pelletheizungen haben ihren wirtschaftlichen Vorteil eingebüßt. Bildrechte: IMAGO / Action Pictures

Vor allem im ländlichen Raum, wo es genügend Platz gibt, sind Pelletheizungen häufiger zu finden. Bislang gilt die Pelletheizung als klimaneutral, denn das CO2, das durch die Verbrennung entweicht, ist ja zuvor von dem Holz gebunden worden. Doch inzwischen ändere sich diese Sichtweise, auch mit Blick auf den schlechten Zustand der Wälder: "Wir brauchen die Wälder, um unsere Luft rein zu halten und nicht, um sie abzuholzen und dann anschließend Hackschnitzel oder Pellets daraus machen." Zudem biete sich kein wirtschaftlicher Vorteil mehr, da die Preise für Hackschnitzel oder Pellets mit Öl und Gas gleichgezogen hätten. Und es gebe ein weiteres Problem, so Andreas Röber. "Die Anlagentechnik ist deutlich aufwendiger, dadurch störungsanfälliger und erfordert also mehr Wartung."

Kamin und Kachelofen – romantisch, aber energetisch unsinnig

Mit Blick auf die aktuellen Debatten um Energiepreise und drohenden Gasmangel glaubt so mancher, mit Brikett oder Kaminholz über den Winter zu kommen. Andreas Röber ist Ingenieur und räumt ein, dass mit einem Kamin eine gewisse Romantik verbunden sei, das aber sei auch der einzige Vorteil. Energetisch sind sowohl Kamin als auch Kachelofen unrentabel: "Wir reden hier von einer Wärmewirkung von 35 Prozent. Das heißt 65 Prozent der Wärme geht über den Schornstein nach draußen. Das ist alles andere als effektiv." Hinzu kommt, dass die Feinstaubwerte sich im kritischen Bereich bewegenx. Die Folge: Bis 2024 müssen alle Kamine umgerüstet sein, ansonsten droht die Stilllegung.

Hört man derzeit so manche politische Äußerung, könnte man meinen, dass die Wärmepumpe der energiepolitische Königsweg für Deutschland sei. Dem widerspricht Obermeister Andreas Röber allerdings vehement. Denn eigentlich seien Wärmepumpen nur in Neubauten sinnvoll einzusetzen: "Nur dann kann man die nachgeschaltete Heizungsanlage exakt auf die Wärmepumpe auslegen und entsprechend montieren. Bei einer Sanierung muss man sehr, sehr vorsichtig sein. Denn eine Wärmepumpe wird sehr schnell unwirtschaftlich."

Bei falscher Beratung und Planung könnten Betriebskosten anfallen, die ein Vielfaches über den Kosten einer Gas-Brennwertheizung liegen.

Zukunft Fernwärme?

Die Energiekosten werden sich in den nächsten Jahren stärker staffeln als bisher. Der Kleinverbraucher wird also deutlich mehr zahlen als ein Großabnehmer. Und diese Entwicklung macht eine alte Idee plötzlich wieder interessant, nämlich das Wärmenetz. Die Vorteile liegen auf der Hand, erklärt Andreas Röber: "Sie brauchen wenig Technik, deswegen ist die Installation vergleichsweise günstig und es kann wenig kaputtgehen."

Fernwärmeleitungen
Fernwärme könnte in Zukunft auch für Einfamilienhäuser eine ernsthafte Option werden. Bildrechte: IMAGO / imagebroker/puchinger

Erhebliche Kosten entstehen allerdings bei der Verlegung des Wärmenetzes, die dann natürlich auf die Netznutzer umgelegt werden und ein Vielfaches über den eigentlichen Anschlusspreisen liegen können. Gegenwärtig sei Fernwärme für Einfamilienhäuser daher noch zu teuer. "Zurzeit wird der Wärmepreis pro Kilowattstunde noch über dem liegen, was sie als Kosten für einen Gasanschluss haben oder auch mit einer Wärmepumpe veranlagen." Das allerdings könnte sich ändern, auch wenn derzeit niemand sagen kann, wie teuer das Gas wirklich wird.

Derzeit kostet eine Kilowattstunde Gas rund 15 Cent, eine Kilowattstunde Strom rund 50 Cent. Auch deshalb rät Andreas Röber von der Idee ab, mit Strom heizen zu wollen, denn beim Thema Gaspreise sei auch viel Panik im Spiel. Bevor eine Heizung erneuert wird, rät Röber, einen unabhängigen Energieberater in die Planung einzubeziehen. Nur so könnten mögliche Kostenfallen frühzeitig vermieden werden.

Gasheizung mit Biomethan und Wasserstoff

Zwar habe die Bundesregierung beschlossen, ab 2024 keine Gasheizungen in Neubauten mehr zu genehmigen, doch das beziehe sich auf den Verbrauch von Erdgas. Bereits jetzt hätten die Gasnetze einen sehr hohen regenerativen Anteil an Gas: "Das ist vor allem Biomethan, was hinzugefügt wird. Auch die Wasserstofftechnologie spielt eine Rolle", so Röber. Es werde in naher Zukunft 20 Prozent Wasserstoff in das Gasnetz eingespeist werden können, ohne dass das die aktuelle Gerätegeneration negativ beeinflusse.

Die Bundesregierung sieht vor, dass ab 2024 jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Neben Wärmepumpen können dafür nun auch Gasheizungen mit nachhaltigem Biomethan, grünem Wasserstoff oder anderen grünen Gasen genutzt werden.

Bevor Verbraucher ihre Heizungsanlage erneuern, rät Röber einen unabhängigen Energieberater in die Planung einzubeziehen. Eine Heizungsanlage verursache immer nur Kosten, weswegen es wichtig sei, die Betriebskosten möglichst gering zu halten – und das ganz unabhängig von aktuellen Preisschwankungen.

Portrait-Bild von Uli Wittstock
Bildrechte: Uli Wittstock/Matthias Piekacz

Über den Autor Geboren ist Uli Wittstock 1962 in Lutherstadt Wittenberg, aufgewachsen in Magdeburg. Nach dem Abitur hat er einen dreijährigen Ausflug ins Herz des Proletariats unternommen: Arbeit als Stahlschmelzer im VEB Schwermaschinenbaukombinat Ernst Thälmann. Anschließend studierte er evangelische Theologie.

Nach der Wende hat er sich dem Journalismus zugewendet und ist seit 1992 beim MDR. Er schreibt regelmäßig Kolumnen und Kommentare.

MDR (Uli Wittstock, Lucas Riemer)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 02. August 2022 | 13:00 Uhr

20 Kommentare

Graf von Henneberg am 07.08.2022

Mit dem kleinen Unterschied, daß ich in der warmen Stube meine warmes Essen habe. Währendem Sie wahrscheinlich erinergieeffizient im Kalten sitzen. - Was ich Ihen nicht gönne.

ElBuffo am 07.08.2022

Mal versucht 100 Zentner Briketts mit einem Trabbi zu befördern?
Von den 50 Millionen Haushalten befinden sich bestimmt die wenigsten in Bayern im kalten Gebirge?

ElBuffo am 07.08.2022

Vielleicht hat sich da innerhalb von 15 Jahre etwas weiterentwickelt. Und so wie ich die deutschen Vorgaben kenne, ist das ein Wert vergleichbar der Verbrauchsangaben von PKW. Wer die Hütte auf 27°C heizt, wird das deutlich reißen. Zusätzlich können vielleicht noch Heizungsinhaber mit Ü65 ihre Quote an solche U65 verkaufen und schon passt es wieder.

Mehr aus Sachsen-Anhalt

Im Hintergrund ist auf der linken Seite zwei Säue mit einem Feuerwehrmann, auf der rechten Seite eine Mücke. Im Vordergrund steht der Text "UPDATE, 16.04.24". 2 min
Bildrechte: MDR/IMAGO
2 min 16.04.2024 | 18:49 Uhr

Brand in Schweinemastanlage, Bahnhofsgebäude für Bitterfeld, verfrühter Mückensaison-Start: Die drei wichtigsten Themen vom 16. April aus Sachsen-Anhalt kurz und knapp. Präsentiert von Olga Patlan.

MDR S-ANHALT Di 16.04.2024 18:00Uhr 01:44 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/video-nachrichten-aktuell-sechzehnter-april-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video