Einsatz-Reaktionszeit Polizei braucht im Schnitt 15 Minuten zum Einsatzort

09. Februar 2023, 05:00 Uhr

In gefährlichen Situationen dauert es in Sachsen-Anhalt durchschnittlich eine Viertelstunde, bis die Polizei vor Ort ist. Zu lange, findet der SPD-Innenpolitiker Rüdiger Erben. Er fordert, regionale Unterschiede bei den sogenannten "Interventionszeiten" durch eine andere Personal-Verteilung bei der Polizei abzumildern.

In Sachsen-Anhalt gibt es Kritik daran, wie lange es dauert, bis die Polizei in gefährlichen Situationen am Einsatzort ist. Eine Antwort des Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten, Rüdiger Erben, hatte ergeben, dass Polizeikräfte dafür im Schnitt mehr als eine Viertelstunde brauchen. Das sei zu hoch, sagte der innenpolitische Sprecher der Fraktion, Erben, MDR SACHSEN-ANHALT. Die Zielstellung sollte Erben zufolge eher bei zwölf Minuten liegen – dieser Wert ist etwa auch für Rettungswagen als sogenannte "Hilfsfrist" festgeschrieben.

Große regionale Unterschiede

Dem Innenministerium zufolge lag die sogenannte "Interventionszeit" der Landespolizei im Jahr 2022 bei durchschnittlich 15:25 Minuten, wenn vor Ort erhebliche Gefahr bestand oder schwere Straftaten begangen wurden. Bei herkömmlichen Einsätzen brauchten die Polizeikräfte im Schnitt sogar 24:27 Minuten.

Knapp 55.000 gefährliche Einsätze als Grundlage Bei Einsätzen mit erhöhter Gefahrenlage handelt es sich dem Innenministerium zufolge um eine "gegenwärtige erhebliche Gefahr", um Straftaten von erheblicher Bedeutung, oder ein Täter ist noch vor Ort oder gerade geflüchtet. Grundlage der Zeitberechnungen waren knapp 55.000 gefährliche Einsätze und 192.000 reguläre Polizeieinsätze im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt.

Dabei gab es deutliche regionale Unterschiede: So waren die Polizistinnen und Polizisten bei gefährlichen Situationen im Saalekreis und im Altmarkkreis Salzwedel durchschnittlich in etwa 13 Minuten vor Ort, in der Börde und in Anhalt-Bitterfeld dauerte es hingegen etwa 18 Minuten. Bei herkömmlichen Einsätzen dauerte es im Saalekreis mit gut 30 Minuten am längsten, bis die Polizei eintraf. Im Altmarkkreis Salzwedel waren es im Schnitt gerade einmal 18:37 Minuten.

Man tritt auf der Stelle.

Rüdiger Erben | SPD-Landtagsabgeordneter

Erben fordert bessere Personal-Verteilung

Die durchschnittlichen Zeiten haben sich in Sachsen-Anhalt in den vergangenen Jahren nicht wesentlich verändert. "Man tritt auf der Stelle", kritisierte der SPD-Landtagsabgeordnete Erben. Er betonte, dass die benötigten Zeiten oft anders ausfielen, als man zunächst erwarten könnte. So sei die Polizei in eher dünn besiedelten Regionen wie dem Altmarkkreis Salzwedel schneller vor Ort als in bevölkerungsreicheren Gegenden. "Dort kann die Polizei noch klassisch Streife fahren", erklärte Erben.

In dichter besiedelten Regionen seien die Funkwagen hingegen häufig mit zu vielen Einsätzen beschäftigt. Nach Ansicht des SPD-Politikers ist deshalb eine bessere Personal-Zuteilung bei der Polizei nötig. Aus der Statistik könne man sehr gut ableiten, wo Streifenwagen mit jungen Polizisten besetzt werden müssten, sagte Erben.

Im Jahr 2021 hatte das Innenministerium mitgeteilt, dass die Polizei laut einer internen Zielvorgabe bei priorisierten Einsätzen in maximal 20 Minuten vor Ort sein soll.

MDR (Felix Fahnert, Marie Gundlach)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 09. Februar 2023 | 08:00 Uhr

17 Kommentare

Matthi am 10.02.2023

So wie in Sachsen-Anhalt bis Polizei eintrifft, kann man es auch in Thüringen beobachten. Je nach dem was in Erfurt los ist kann man schon beim Unfall durchschnittlich eine Stunde warten. Im Ländlichen Raum kommt es auf Tageszeit ob es Wochenende ist oder ob gerade was los ist an, dann kann es schon mal über eine Stunde dauern bis Polizei da ist und das bei Straftaten wie Schlägereien, Einbrüchen oder Schlimmeres. Ich habe schon von Polizisten gehört Zitat bis wir da sind ist alles vorbei Protokoll Schreiben abheften, wir verwalten nur noch die Kriminalität. Man kann den Polizisten/in keinen Vorwurf machen, die müssen damit auskommen was das Innenministerium an Personalplanstellen und Material bereitstellt und das hängt wiederum vom Geld ab was die Landesregierung fürs Innenministerium bereitstellt. Das mehr Polizisten in den nächsten Jahren in Pension gehen als nachkommt war schon lange abzusehen, in dem Punkt haben die Landesregierungen versagt unabhängig wer Regiert.

Reuter4774 am 09.02.2023

Die Polizei wird von Politik und Bevölkerung ständig kritisiert und bepöbelt, teils angegriffen. Aber wenn sie ( mir) helfen soll, ist auf einmal das Geschrei ( die Forderungen) groß?

Reuter4774 am 09.02.2023

Skywalker
Die meisten Einbrecher ergreifen freiwillig die Flucht, da sie leichte Beute ( ohne Anwesende) suchen. Und oftmals keine " Gewalttaten" im Sinn haben.

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