Preview MDR-Film in Schierke Warum die Brockenbahn für viele Menschen so besonders ist

Leonard Schubert
Bildrechte: MDR/Jörn Rettig

Die Preview eines MDR-Films zur Brockenbahn in Schierke hat viele Menschen berührt – und gemeinsam einen Ausschnitt Zeitgeschichte betrachten lassen. Bei der Premiere des MDR-Films war auch Intendantin Karola Wille dabei. Sie meint, genau solche Dialoge brauche die Gesellschaft.

Eine Arena mit Holzbänken und etwa 60 Zuschauern, die auf eine Leinwand schauen, von oben.
Ungefähr 60 Zuschauer waren bei der MDR-Preview zum Thema Brockenbahn in der Schierker Feuersteinarena am 10.09. anwesend. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Das Gemurmel erstirbt, die Leinwand beginnt zu leuchten, Aufregung liegt in der Luft. Mehr als 60 Menschen sind zur MDR–Preview des Films "Mit Volldampf auf den "Berg der Deutschen" – Die Brockenbahn" in die Schierker Feuersteinarena gekommen, um gemeinsam ein Stück Zeitgeschichte anzusehen. Ob Touristen, Naturschützer, Lokführer, Eisenbahnfans oder gar Menschen, die die Wiedervereinigung auf dem Brocken erlebten: Sie alle haben ganz eigene Bezüge zu dieser besonderen Bahn, die schon seit 1899 Menschen auf den Brocken bewegt.

Der Film über die Brockenbahn zum selbst anschauen:

Die Brockenbahn 45 min
Die Wachsenburg. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Zuschauer auf Holzbänken, die mit konzentrierten und bewegten Blicken auf eine Leinwand schauen.
Dirk-Uwe Günther und seine Frau (vorne im Bild) sind beim Schauen des Films sichtlich berührt. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Unter den Zuschauern ist auch Dirk-Uwe Günther. Er ist seit vielen Jahren Lokführer bei der Brockenbahn, Protagonist in dem Film und kämpfte große Teile seines Lebens für den Erhalt der Bahn. Von außen wirkt Günther auf den ersten Blick wie ein Mann, der lieber zupackt und mal einen derben Witz reißt, als große Worte verliert. Aber während der Film anfängt und die ersten Szenen mit der Bahn über die Leinwand flimmern, sieht man ihm deutlich an, wie bewegt er ist.

Die Geschichte der Bahn ist eine Geschichte der Region

Kurz vor dem 15. September, dem Tag, an dem die Brockenbahn nach der Teilung 30 Jahre lang wieder nach oben auf den Gipfel schnaufen darf, sieht man im Film noch einmal einen Abriss der langen Geschichte der Bahn. Die Anfänge und ersten Schritte des Eisenbahnbetriebs, die plötzliche Teilung und das Aus für den Verkehr, die Wiedervereinigung und die erste Fahrt auf den Gipfel. Der Brocken und seine Bahn als Sehnsuchtsort, als Ort der Teilung, als Ort der Einheit, als Ort der Freiheit.

Zuschauer auf Holzbänken, die mit konzentrierten und bewegten Blicken auf eine Leinwand schauen.
Das Publikum erlebt den Film konzentriert und mit vielen Reaktionen. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Günther erlebt all das noch einmal beim Zuschauen. Die Auseinandersetzungen mit den Naturschützern um die Zukunft der Brockenbahn, die Veränderungen des Harzes und das Sterben der Bäume, die neue Generation, die den Brocken auf ihre ganz eigene Weise entdeckt.

Auch das Publikum ist immer wieder sichtlich bewegt. An vielen Stellen wird gelacht, an anderen geschluckt. Als die erste Fahrt nach dem Fall des Grenzzauns gezeigt wird, die Plakate "Die Erstbesteiger grüßen die Erstbefahrer", haben einige eine Träne im Augenwinkel. Man spürt deutlich, wie sehr vielen Menschen hier ihre Region am Herzen liegt. Darin sind sie, trotz unterschiedlicher Ansichten und Ansätze, miteinander verbunden. Viele von ihnen haben Jahre ihres Lebens in die Entwicklung der Gegend gesteckt. Ob jung oder alt, Ost oder West, der Brocken und seine Geschichte haben unzählige Menschen geprägt.

Die Brockenbahn hat für viele Menschen eine große Bedeutung

Dirk-Uwe Günther, der sich über Jahrzehnte hinweg im Streit mit Friedhart Knolle, Umweltschützer und Sprecher des Nationalparks Harz befindet, drückt direkt nach dem Film trotz der unterschiedlichen Meinungen in wenige Worten Anerkennung und Respekt aus. Günther erklärt nachfolgend im Interview: "All die Jahre so kompakt und gut zusammengefasst zu sehen, das alles noch einmal mitzuerleben, auch den Knolle von damals nochmal zu sehen: Das hat mich sehr bewegt. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie wir damals miteinander gesprochen haben. Der Bundestag ist ein Witz dagegen. Und jetzt schauen Sie mal, was hier alles entstanden ist."

Mehrere Personen werden vor einer Leinwand, auf der MDR Sachsen-Anhalt steht, auf einer Bühne interviewed.
Dirk-Uwe Günther äußerte sich nach dem Film versöhnlich und berührt. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Gemeinsamer Austausch und Dialog bewegen

Doch nicht nur bei Dirk-Uwe Günther ist zu spüren, wie sehr Austausch und Diaolog zu Verständnis und Gemeinschaft beitragen können. Neben vielen Protagonistinnen und Protagonisten aus dem Film sind unter anderem Karola Wille, Intendantin des MDR, und Anja Walczak, Autorin des Films anwesend. Viele Anwesende nutzen die Gelegenheit, um ganz direkt mit ihnen in Austausch zu treten.

Mehrere Menschen auf einer Terrasse in intensivem Gespräch.
Anja Walczak im Gespräch mit Protagonisten und Zuschauern, sichtlich erleichtert nach der aufregenden Premiere. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Einige schildern ihre Erinnerungen und Eindrücke, bedanken sich für den Film und die respektvolle und vielschichtige Arbeit oder drücken aus, sich gewertschätzt zu fühlen. Anja Walczak erzählt, wie wertvoll sie diese direkten Rückmeldungen findet und bedankt sich bei allen Beteiligten und besonders bei den Protagonisten für ihr Vertrauen. "Mir fällt ein riesen Stein vom Herzen. Es ist so schön, wenn man merkt, dass das so ankommt, wie man es gewollt hat und dass man nicht so völlig daneben lag", erklärt sie.

Mehrere Menschen an einem Tisch in intensivem Gespräch. Darunter auch MDR-Intendantin Karola Wille.
Die Intendantin Karola Wille hörte den Menschen nach dem Film aufmerksam zu und genoss die Gespräche. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Neben dem Film geht es in den Gesprächen aber auch um den MDR als solches. Manche äußerten etwa den Wunsch, dass die Umweltthemen positiver dargestellt werden. Karola Wille hört den Menschen aufmerksam zu, lauscht Anregungen, Lob und Kritik und erklärt bestimmte Vorgehensweisen. Sie genießt die Gespräche mit den Menschen und erzählt danach, in einigen Momenten mit den Protagonisten habe sie richtig Gänsehaut gehabt. Auch ein Gespräch mit einer Familie aus Niedersachsen beeindruckte sie sehr. "Hier in der Region am Brocken erlebt man tatsächlich gelebte Wiedervereinigung", stellte sie zum Ende des Abends fest und betonte:

Wenn man auf diese Weise ins Gespräch kommt, das ist was richtig schönes. Eine Gesellschaft, die lebendig ist, die miteinander spricht, das ist gerade in den heutigen Zeiten wichtig.

Karola Wille, MDR Intendantin

MDR Preview in Schierke Im Dialog nach der Preview zur Brockenbahn

Viele Menschen sind zur MDR–Preview des Films "Mit Volldampf auf den "Berg der Deutschen" – Die Brockenbahn" in die Schierker Feuersteinarena gekommen, um gemeinsam ein Stück Zeitgeschichte anzusehen.

Zuschauer auf Holzbänken lauschen den Worten der MDR Intendantin Karola Wille, die vor einem MDR-Banner vor dem Publikum steht.
Bildrechte: MDR/Leonard Schubert
Zuschauer auf Holzbänken lauschen den Worten der MDR Intendantin Karola Wille, die vor einem MDR-Banner vor dem Publikum steht.
Bildrechte: MDR/Leonard Schubert
Mehrere Menschen an einem Tisch in intensivem Gespräch. Darunter auch MDR-Intendantin Karola Wille.
Das Ehepaar Streitenberger wünscht sich, dass am Ende von Beiträgen in Zukunft noch einmal genannt wird, von wo diese gesendet wurden, falls man den Ort verpasst hat. Frau Wille versprach, die Angelegenheit anzusprechen. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert
Ein Mann mit einem roten Funktionshirt steht erhöht am Rand einer rot ausgeleuchteten Arena und lächelt in die Kamera.
Tobias Kascha äußerte sich begeistert, dass die Preview und der Austausch in der Feuersteinarena stattfinden konnten. Er glaubt, dass das einen wichtigen Beitrag zur Gemeinschaft leistet und freut sich auf weitere Veranstaltungen. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert
Mehrere Menschen an einem Tisch in intensivem Gespräch. Darunter auch MDR-Intendantin Karola Wille.
Siegfried Schenkel und seine Lebensgefährtin bedankten sich für den Film und tauschten sich mit Frau Wille über verschiedene Erlebnisse aus. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert
Menschen zwischen Holzbänken in intensivem Gespräch.
Autorin Anja Walczak diskutiert nach dem Film angeregt mit Menschen, in diesem Augenblick mit Lokführer Siegfried Schenkel. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert
Eine Frau vor einer Leinwand, auf der MDR Sachsen-Anhalt steht, in intensivem Gespräch mit einem Mann, auf dessen T-Shirt für Erlebnisse im Harz geworben wird.
Frau Wille im Austausch mit einem Gast unmittelbar nach Filmende. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert
Mehrere Menschen an einem Tisch in intensivem Gespräch. Darunter auch die Direktorin des MDR Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt, Ines Hoge-Lorenz.
Ein Gast in angeregter Diskussion mit Ines Hoge-Lorenz, Direktorin des Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert
Mehrere Menschen auf einer Terrasse in intensivem Gespräch.
Autorin Anja Walczak im Gespräch mit Lokführer Dirk-Uwe Günther. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert
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Verschiedene Wünsche und Freude über die Zusammenkunft

Tobias Kascha, der für die Schierker Feuersteinarena verantwortlich ist, ist von dem Abend begeistert. "Es ist total wichtig, dass Menschen sich auf diese Weise austauschen, auch über unsere Region. Das fördert den Zusammenhalt und ermöglicht auch, über Neues nachzudenken. Hoffentlich gibt es das bald wieder!"

Karola Wille sagt: "Es ist gut, dass die Coronazeit hoffentlich langsam vorbei geht, und dass wir solche Veranstaltungen wieder öfter machen können. Meine nächste Station ist in Klingenthal. Ich freue mich auf all diese Abende!"

Wer den bei der Preview gezeigten Film "Mit Volldampf auf den "Berg der Deutschen" - Die Brockenbahn" (14. September 21:00 im MDR) oder den bisher nur in Ausschnitte vorgeführten Film "Unterwegs mit der Brockenbahn" (11. September um 18.15 im MDR) schon gerne vor der Fernsehausstrahlung sehen möchte, findet beide Filme online in der Mediathek.

Leonard Schubert
Bildrechte: MDR/Jörn Rettig

Über den Autor Leonard Schubert arbeitet seit Februar 2020 für MDR SACHSEN-ANHALT. Seine Interessensschwerpunkte sind Politik, Umwelt und Gesellschaft. Erste journalistische Erfahrungen sammelte er beim Charles Coleman Verlag, für das Outdoormagazin Walden und beim ZDF.

Nebenher arbeitet er an seinem Masterabschluss in Friedens- und Konfliktforschung. Über den Umweg Leipzig kam der gebürtige Kölner 2016 nach Magdeburg, wo er besonders gern im Stadtpark unterwegs ist. In seiner Freizeit steht er mit großer Leidenschaft auf den Poetryslambühnen Sachsen-Anhalts oder sitzt mit einem Eisbärbier am Lagerfeuer, irgendwo in Skandinavien.

MDR/Leonard Schubert

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 14. September 2021 | 21:00 Uhr

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