Feuerwehr zersägen einen Baum
Auch in Könnern musste die Feuerwehr nach "Zoltan" ausrücken. Bildrechte: Feuerwehr Könnern

Sturm und Dauerregen Sachsen-Anhalt: Zwei Verletzte durch Orkan "Zoltan"

22. Dezember 2023, 18:16 Uhr

Orkan "Zoltan" fegt seit Donnerstagmorgen über Sachsen-Anhalt. Zwei Menschen wurden verletzt. Überall gab es Probleme durch umgestürzte Bäume. Es kam lokal zu Stromausfällen und zu Problemen im Bahnverkehr. Die Unwetterwarnungen gelten bis Samstagfrüh. Alle Entwicklungen im Überblick.

Orkan "Zoltan" bringt seit der Nacht auf Donnerstag starken Wind und Regen nach Sachsen-Anhalt. Mehr als 300 mal mussten die Feuerwehren in ganz Sachsen-Anhalt ausrücken. Wie die Leitstellen auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT mitteilten, beschränkten sich die Einsätze in den allermeisten Fällen auf Bäume und Äste, die auf Straßen lagen. Die Wetterlage sorgte auch für Schließungen und Sperrungen.

Sturmschäden Blankenburg
Zehn Menschen mussten aus dem Gebäude gerettet werden. Bildrechte: Alexander Beck, Feuerwehr Blankenburg

Am Freitagmorgen meldete die Polizei zwei Verletzte. In Blankenburg deckte das Sturmtief ein Dach inklusive Solaranlage eines Gebäudekomplexes ab. Zehn Menschen seien gerettet worden. Sie hätten das Wohnhaus und die Werkstatt nicht mehr selbst verlassen können. Eine Frau habe einen Schock erlitten.

Zehn Autos sind laut Rettungsleitstelle Harz durch die umherfliegenden Teile beschädigt worden. Wie die Polizei Stendal mitteilte, war in Salzwedel ein Transporter durch den starken Wind von der Straße abgekommen und in Gommern (Landkreis Jerichower Land) ein Baum auf ein Auto gestürzt.

Meiste Einsätze im Harz

Im Harz gab es die meisten Einsätze. Hier musste die Feuerwehr nach Angaben der Leitstelle 67 mal ausrücken. Im Oberharz und bei Osterwieck waren die Einsatzkräfte unter anderem damit beschäftigt, Sandsäcke zu füllen und zu stapeln. Es handelte sich um Schutzmaßnahmen vor möglichen Überflutungen.

Auch im Landkreis Wittenberg hatte die Feuerwehr einiges zu tun. 52 Einsätze in Verbindung mit dem Sturm verzeichnete die Leitstelle seit Donnerstag. Doch auch hier hätte es sich auf umgestürzte Bäume und einen umgewehten städtischen Weihnachtsbaum in Pratau beschränkt, hieß es von der Feuerwehr-Leitstelle.

Alle wichtigen Updates finden Sie hier in der Übersicht:

  • Der Zugverkehr in Sachsen-Anhalt war bis zum späten Donnerstagabend wegen des Sturms beeinträchtigt. So konnten auf der Bahnstrecke Magdeburg-Halle wegen umgestürzter Bäume keine Züge fahren. Zwischen Magdeburg und Braunschweig kam es ebenfalls zu Ausfällen. Wie eine Bahnsprecherin MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte, rollte der Verkehr ab Freitagmorgen wieder. Aktuelle Fahrplaninformationen der Bahn finden Sie hier.
  • Nördlich und nordwestlich von Magdeburg kam es zu Stromausfällen. Eine Sprecherin des Energieversorgers Avacon teilte MDR SACHSEN-ANHALT mit, dass die derzeitige Witterung die Stromausfälle verursache. Zuletzt waren die Techniker im Raum Oebisfelde (Landkreis Börde) im Einsatz.
  • In Rogätz hat die Elbfähre ihren Betrieb wegen des Sturmes eingestellt.
  • Auch zwischen Ferchland und Grieben setzt die Elbfähre bis mindestens Sonnabend nicht über.
  • Der Magdeburger Weihnachtsmarkt wurde am Donnerstag vorübergehend geschlossen. Am Freitag öffnete er jedoch wieder wie gewohnt.

Kleine Häuser aus Holz stehen eng beieinander. Es befinden sich keine Menschen zwischen ihnen.
Der Weihnachtsmarkt in Magdeburg soll am Freitag ab 11 Uhr wieder öffnen – wenn das Wetter mitspielt. Bildrechte: MDR/Susanne Ahrens

  • In Querfurt im Saalekreis wurde aufgrund des Unwetters der traditionelle "Weihnachtszauber" auf der Burg abgesagt. Für den 22. und 23. Dezember rechnet der Landkreis damit, den mittelalterlichen Markt auf der Burg wieder öffnen zu können.
  • Im Landkreis Harz ist die Wietfelder Straße zwischen den Abzweigen Elend und Sorge wegen des Sturmes sicherheitshalber bis zum 26. Dezember gesperrt.
  • Der Tierpark Dessau blieb am Donnerstag zur Vorsicht geschlossen. Handwerker und Pfleger seien gut vorbereitet. Die Tiere schützten sich instinktiv in ihren Häusern und Stallungen.
  • Die Brockenbahn stellte ihren Betrieb auch am Freitag ein. Die Züge fuhren nur bis Schierke. Auch auf der Selketalbahn und der Harzquerbahn fielen am Freitag witterungsbedingt Verbindungen aus. Aktuelle Informationen dazu gibt es auf den Seiten der Harzer Schmalspurbahnen.

Hintergrund zum Orkan "Zoltan"

Seit der Nacht zum Donnerstag sind die ersten Orkanböen des Sturmtiefs "Zoltan" über den Harz gezogen. Sie fegten mit bis zu 100 Stundenkilometern über den Brocken. Ab einer Windstärke von 6 (starker Wind) bis 7 (steifer Wind) sollten Wanderungen im Wald wegen der Gefahr abbrechender Äste vermieden werden. Von einem Sturm spricht man ab Windstärke 9, das entspricht einer mittleren Wingeschwindigkeit von 75 bis 88 Kilometern in der Stunde.

Zoltan soll mehrere Tage starke Winde bringen und in höheren Lagen auch Schnee. Die amtliche Unwetterwarnung für den Oberharz (ab 1.000 Meter) aufgrund von Orkanböen der Stufe drei bis vier gilt bis Samstagmorgen 6 Uhr.

Regen lässt Flusspegel steigen

Neben dem Sturm warnt der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft wegen voraussichtlich stärkerer Regenfälle in den kommenden Tagen vor erhöhten Flusspegeln. Im Gebiet Aland und der Jeetze mit ihrem Nebenfluss Dumme sowie in der Ohre im Kreis Börde sei mit erhöhten Wasserständen zu rechnen, teilte die Behörde mit.

Im Altmarkkreis Salzwedel erreichte die Dumme am Pegel Tylsen Alarmstufe 3 von 4 erreicht. Die Hochwasserzentrale geht davon aus, dass damit vorerst der Höchststand erreicht ist. Alarmstufe 2 gilt für die Ohre bei Wolmirstedt im Landkreis Börde. Laut der Rettungsleitstelle im Harz traten auch Holtemme, Bode und Ilse über die Ufer, es gelte Hochwasserwarnstufe 2. Sandsäcke seien vorbereitet worden, aktuell sei auch ein Deichwächter im Einsatz, der die Flüsse vor Ort ablaufe.

Bei Stufe 2 richten die Kommunen einen Kontrolldienst ein. Ab Stufe 3 gibt es einen ständigen Wachdienst. Zudem werden erste Schritte zur Deichsicherung ergriffen.

Weiße Weihnachten unwahrscheinlich

Am Samstag bleibt es - wie schon am Freitag - in Sachsen-Anhalt wechselhaft mit Regen-, teilweise aber auch Schneeschauern, unterbrochen von etwas Sonne. Maximal werden sechs Grad erreicht. Der Samstag wird weniger windig als der Freitag. Am Sonntag, Heiligabend, regnet es zeitweise und die Temperatur steigt wieder.

MDR (Katharina Osterhammer, Nadine Hampel, Karin Roxer, Sebastian Gall, André Plaul, Max Hensch, Mario Köhne), dpa; zuerst veröffentlicht: 21.Dezember 2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. Dezember 2023 | 05:00 Uhr

10 Kommentare

Anita L. vor 20 Wochen

Von welchem Phänomen genau sprach denn Ihr Geographielehrer da 1975? Zugausfälle wurden auch 1975 ohne Wetter geschafft. Aber was hat das denn mit dem Klimawandel zu tun?

harzer vor 20 Wochen

Das ist normales Wetter, 1958 sind bei Uns in Hbs die Holtemme jährlich bis in unserer Unterstadt gelaufen, es war für uns sebstverständlich ! Alle Nachbarn halfen mit Eimern die Keller zu leeren. Hilfe war damals automatisch ür uns.

hilflos vor 20 Wochen

Danie, so ist es. Letztlich kann das 49€ Ticket auch bald weg, da, mangels Zuverlässigkeit der Bahn, doch wieder aufs Auto zuruckgegriffen werden muß..

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