In voller Beleuchtung strahlt der Weihnachtsbaum auf dem noch nicht eröffneten Leipziger Weihnachtsmarkt bei einem Testlauf
Leipzig musste für den Weihnachtsmarkt im letzten Jahr plötzlich 38.000 Euro an die GEMA zahlen. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jan Woitas

Vor der Adventszeit Weihnachtsmärkte: Städte kämpfen mit massiv gestiegenen Musikgebühren

19. Oktober 2023, 11:27 Uhr

Sachsens Städte haben mit den stark gestiegenen GEMA-Gebühren zu kämpfen. Für die Stadt Leipzig sind sie von 3.800 Euro auf 38.000 Euro gestiegen. Einige Städte konnten durch eine Nachprüfung eine Kostenreduktion von der GEMA erreichen. Die Stadt Zittau schränkt nun das Musikangebot für den Weihnachtsmarkt in diesem Jahr ein. Die GEMA betont, dass die Tarife in diesem Jahr nicht geändert wurden.

Die Städte in Sachsen kämpfen derzeit mit den massiv gestiegenen Musik-Gebühren für die Musikbeschallung auf den Weihnachtsmärkten. Die Gebühren müssen sie an die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, kurz GEMA genannt, abtreten.

Manche Städte beklagen eine Verzehnfachung der Gebühren. Teilweise gibt es Einschränkungen bei den Weihnachtsmärkten im Freistaat in diesem Jahr. Einige Städte konnten durch Nachverhandlungen Kosten bei der GEMA reduzieren. MDR SACHSEN hat sich in einigen Städten umgehört und mit der GEMA gesprochen.

GEMA: Tarif wurde nicht geändert

GEMA-Pressesprecherin Ursula Goebel verweist auf Nachfrage von MDR SACHSEN darauf, dass der Tarif für Stadtfeste und Weihnachtsmärkte, bei denen Musik genutzt wird, im vergangenen Jahr nicht geändert wurde. Die Musikgesellschaft habe vergangenes Jahr stichprobenartig mittels digitaler Methoden wie Satellitenaufnahmen die angegebenen Veranstaltungsflächen der Kommunen hingegen nachgeprüft.

"Bei der Nachmessung haben wir Diskrepanzen festgestellt", sagt Goebel weiter. In der Folge kam es zu dem Preisanstieg. "Für die Bemessung der Lizenzhöhe ist im Grunde nur die Veranstaltungsfläche relevant, also die Größe der gesamten Fläche des Weihnachtsmarktes. Das ist keine Neuerung. Das machen wir seit 2011", so Goebel.

Leipzig: Gebühren von 3.800 auf 38.000 Euro

Die Stadt Leipzig ärgert sich über eine Verzehnfachung der Gebühren. Für 2022 stellte die GEMA der Stadt plötzlich eine Rechnung in Höhe von 38.000 Euro aus, sagte Marktamtsleiter Walter Ebert MDR SACHSEN. Die vorherige Rechnung hatte noch bei lediglich 3.800 Euro gelegen. Die Verträge mit den Künstlerinnen und Künstlern in diesem Jahr seien jedoch schon geschlossen worden.

Der Weihnachtsmarkt werde daher in diesem Jahr wie gewohnt stattfinden. Doch für die kommenden Jahre kann Ebert das nicht garantieren. "Sollte die GEMA nicht einlenken, gibt es mehrere Möglichkeiten: Wir können GEMA-freie Musik spielen. Wir können tage- oder wochenweise das Bühnenprogramm ganz einstellen, um die Kosten zu reduzieren", so Ebert.

Zittau: Musikveranstaltungen nur an bestimmten Tagen

Die Stadt Zittau bekam für den Weihnachtsmarkt im vergangenen Jahr eine Rechnung von 4.622 Euro, bestätigte Kulturreferentin Wiepke Steudner MDR SACHSEN. In den Jahren vor der Pandemie waren 700 Euro üblich. Durch Nachverhandlungen mit der GEMA konnten Kosten reduziert werden.

Zittau zahlte für das vergangene Jahr nun 1.500 Euro. Das sei dennoch mehr als eine Verdoppelung der Gebühren. Die Stadt reagiert auf die gestiegenen Kosten: "Wir werden die Live-Musik innerhalb der Woche stark einschränken und vorwiegend auf die Wochenenden konzentrieren", kündigte Steudner an.

Bautzen: Herausforderung mit den gestiegenen Kosten umzugehen

Bautzen wurde in diesem Jahr mit einer Versechsfachung der GEMA-Gebühren überrascht. Es landete zunächst eine Rechnung in Höhe von 16.000 Euro im Rathaus. 2019 hatten die Gebühren nur 2.500 Euro betragen, erklärte Pressesprecher Peter Stange MDR SACHSEN. Auch Bautzen trat in Nachverhandlungen mit der GEMA und erreichte so eine Reduktion auf etwa 5.100 Euro. Die Kosten haben sich dennoch mehr als verdoppelt.

Für die Stadt Bautzen sei es eine Herausforderung mit den gestiegenen Kosten umzugehen, ohne die Attraktivität des Kulturangebots einzuschränken, klagt Pressesprecher Peter Stange. Dennoch könne der Bautzener Wenzelsmarkt in diesem Jahr wie gewohnt stattfinden.

Görlitz: "Haben immer einen Weg gefunden"

Auch die Stadt Görlitz verzeichnet einen Anstieg bei den GEMA-Gebühren - jedoch schon seit Längerem. Durch Härtefallanträge sei es jedoch bislang immer gelungen, die Kosten zu reduzieren, versicherte Gerd Weise von der Görlitzer Kulturservicegesellschaft. Die organisiert den Schlesischen Christkindelmarkt zu Görlitz.

Man habe Verständnis dafür, dass die GEMA Geld für die Urherberrechtler eintreibe. Dennoch müsse man darüber nachdenken, die Musik einzuschränken, wenn Kosten weiter steigen, so Weise. Er gibt sich aber optimistisch: "Bislang haben wir immer einen Weg gefunden."

Annaberg-Buchholz: "Wir waren geschockt"

Auch der Annaberger Weihnachtsmarkt ist betroffen. Nachdem die Kreisstadt vor der Pandemie 4.300 Euro an die GEMA für den Weihnachtsmarkt zahlte, waren es für 2022 dann 14.000 Euro. "Wir waren geschockt. Damit hatten wir nicht gerechnet", so Pressesprecherin Annett Flämig. Durch Nachverhandlungen wurde die Rechnung auf 8.100 Euro reduziert. Dennoch sei Annaberg-Buchholz auf Unterstüzung angewiesen, um den Weihnachtsmarkt langfristig ohne Einschränkungen anbieten zu können.

GEMA: Haben in der Kommunikation Fehler gemacht

Die GEMA äußert im Gespräch mit MDR SACHSEN Verständnis für die Situation der Kommunen. Sie habe deshalb mit den Städten Gespräche geführt und habe Einzelfalllösungen gefunden. Doch die Musikgesellschaft räumt auch Fehler ein. "In der Kommunikation dieser Abweichung haben wir einen Fehler gemacht. Wir hätten die Kundinnen und Kunden darüber informieren müssen. Das haben wir nicht gemacht", so Ursula Goebel. Man hätte vorher mit den Kommunen sprechen müssen.

Die GEMA-Gebühren gehen an die Kunstschaffenden hinter den Musikstücken, die die GEMA vertritt. Für die GEMA-Direktorin fehlen dafür Verständnis und Wertschätzung in der Öffentlichkeit. "Hinter all diesen Werken, die auf den Weihnachtsmärkten gespielt werden, stehen Musikschaffende. Musik ist ein wahnsinnig wichtiges Kulturgut", betont Goebel.

Was ist die GEMA?

  • Die "Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte" (GEMA) ist ein Verein und eine Verwertungsgesellschaft. Sie ist nach eigenen Angaben Treuhänderin von mehr als 90.000 Mitgliedern, gemeint sind Komponistinnen und Komponisten, Textdichtende, Musikverlegerinnen und -verleger sowie die Rechtsnachfolger der Genannten.
  • Die GEMA vertritt die Rechte der Mitglieder und mehr als zwei Millionen Berechtigter im Ausland, dass sie fair entlohnt werden. Speziell geht es ums Urheberrecht schöpferisch arbeitender Menschen und die Nutzung ihrer Werke national und international.
  • Auch wer Musik öffentlich nutzen will, muss sich wegen der Rechte dafür mit der GEMA befassen.
  • Der Vorläufer des Vereins wurde 1903 von Komponisten gegründet.
  • Der wirtschaftliche Verein steht unter Aufsicht des Deutschen Patent- und Markenamtes und des Bundeskartellamtes.

MDR (aln)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 17. Oktober 2023 | 11:26 Uhr

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