Fachkräfte fehlen Mehr als 60.000 Menschen im Rentenalter in Sachsen arbeiten weiter
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07. Juli 2024, 12:00 Uhr
Für viele ist die Rente das ersehnte Ende des Arbeitslebens, doch ein Teil der Bevölkerung bleibt im Job. Auch in Sachsen sind mehrere zehntausend Menschen über der Regelaltersgrenze weiterhin berufstätig. Das hat eine statistische Auswertung von Daten der Bundesagentur für Arbeit durch MDR SACHSEN ergeben. Die meisten von ihnen arbeiten in der Unternehmensorganisation, sind Kraftfahrer oder in Gesundheitsberufen. Ein Grund dafür: Sie werden gebraucht, weil es immer weniger Fachkräfte gibt.
Aktuelle Zahlen aus Sachsen zeigen: Immer mehr Rentnerinnen und Rentner arbeiten im Freistaat. Das hat eine Erhebung der Bundesarbeitsagentur ergeben. Demnach waren im Juni vergangenen Jahres in Sachsen 60.414 Frauen und Männer im Rentenalter beschäftigt. Das waren 3,4 Prozent aller 1,8 Millionen Beschäftigten in Sachsen. "In der Entwicklung zeigt sich, dass die Zahl der Senioren, die trotz Rentenansprüche arbeiten, in den vergangenen sehr kräftig gestiegen ist", heißt es von der Arbeitsagentur zu den Zahlen.
Überwiegende Mehrheit arbeitet als Minijobber
Die große Mehrheit - nämlich rund 47.500 Senioren - arbeiten als sogenannte Minijobber. "Die Gründe für die Arbeit über das Rentenalter hinaus liegen beispielsweise in der Freude an der Arbeit, dem Wunsch nach Abwechslung und sozialen Kontakten, steigende Konsumwünschen oder weil das Geld der Altersrente nicht reicht", sagte Agentur-Sprecher Frank Vollgold.
Die meisten Rentner, die noch sozialversicherungspflichtig tätig sind, arbeiten in Bürojobs, als Fahrer oder in medizinischen Berufen. Grund dafür ist laut Arbeitsagentur vor allem der Fachkräftemangel in den Branchen. Die meisten sächsischen Senioren, die über die Regelaltersgrenze hinaus sozialversicherungspflichtig arbeiten, sind in den Städten Leipzig (2.123) und Dresden (1.959) tätig.
Vielfältige Möglichkeiten für Arzt-Senioren
Dass Menschen gerade im Gesundheitswesen tätig bleiben wollen, weiß Ute Göbel nur zu gut. Seit mittlerweile 22 Jahren ist sie in Rente und hat früher als Amtsärztin und stellvertretende Leiterin beim Gesundheitsamt der Stadt Leipzig gearbeitet. Ihren Ruhestand verbringt die 85-Jährige - neben Sport, Haushalt und ihrem Enkel - als Vorsitzende der Senioren-Kommission bei der Sächsischen Landesärztekammer. Für sie ist es ein Ehrenamt, aber sie steht in Kontakt mit Kollegen im Rentenalter, die noch weiter arbeiten wollen oder ab und an auf Honorarbasis tätig sind.
Sie vermittelt auch Interessierte, die sich eine Praxisvertretung vorstellen könnten. "Stationär wollen die wenigsten wieder anfangen", berichtete sie im Gespräch mit MDR SACHSEN. Aktuell arbeite die Kommission außerdem an der Auswertung einer Befragung im Zusammenhang mit dem sogenannten Ruhestandskompass. Ein Viertel der etwa 27.000 im Freistaat registrierten Mediziner seien mittlerweile Ärzte in Rente.
Wunsch nach Kollegialität und Anerkennung
Manche Ärzte, erzählte Ute Göbel weiter, wissen jedoch auch, dass die Digitalisierung und die medizinische Weiterentwicklung sehr schnelllebig sind. Als Rentner könne man schon nach wenigen Jahren den Anschluss verlieren. Auch das Generationenthema um Kollegialität treibt die Medizinerin um: "Wir sind eine Gemeinschaft, die doch sehr ähnliche Tätigkeitsmotive hat und in ihrer lebenslangen Arbeitszeit auch so gelebt hat. Wir würden uns eben sehr freuen, dass die jungen Kollegen erkennen, dass, wenn sie mal in dem Alter sind, es ungeheuer wohltuend ist, dass man in dem Alter noch als Kollege anerkannt und empfunden wird", erläuterte sie.
Ein Viertel der Sachsen ist über 65 Jahre alt
Laut Deutscher Rentenversicherung betrug die Durchschnittsrente in Sachsen im vergangenen Jahr etwa 1.300 Euro pro Monat. Das seien 250 Euro mehr als noch vor fünf Jahren. Außerdem waren den Zahlen zufolge etwa 5.000 Menschen weniger Rentenempfänger als noch 2019. Insgesamt sind laut Angaben des Statistischen Landesamtes mehr als eine Million Sachsen 65 Jahre und älter. Damit macht diese Gruppe knapp 27 Prozent der Gesamtbevölkerung in Sachsen aus.
ElBuffo vor 13 Wochen
Genau dafür gibt es ja die Rente. Und wer länger kann und will, soll es eben tun. Und dabei am Ende auch irgendwie etwas von seinem Einsatz haben.
In dem Artikel geht es wohl auch nur um die Regelaltersrentner. Hinzu kommen dann wohl noch diejenigen, die schon vorher "aufhören" und nur noch für den Rest arbeiten gehen. Lohnt sich ja auch. 1000€ Rente kosten weniger Steuern als 1000€ Arbeitseinkommen und die 1.320€ Werbungskostenpauschale sind eben eine Pauschale. Über die SV-Abgaben freuen sich dann auch alle anderen Rentner, die nicht weiter arbeiten gehen. Sollten also alle zufrieden sein.
Anni22 vor 13 Wochen
Hm könnte man ja mal nach Rentenhöhe aufschlüsseln, sprich wer hat wie viel Rente als Paar oder Alleine und wie viel Prozent gehen davon arbeiten. Wie sieht das bei Pensionären aus? Eins steht aber fest, nicht jeder wird im hohen Alter noch fit genug sein, um zu arbeiten. Auch deshalb wohl eher Minijob, weil eher durchzuhalten. Da sich der Renteneintritt ja eh schon auf die 67 Jahre zubewegt, werden viele Renter einfach auch nicht mehr arbeitsfähig sein.
Micha R vor 13 Wochen
@ Aufmerksamer Beobachter
Der rüstige Arzt mit 70+ ist doch nicht representativ.
Das hat es früher nicht gegeben!
Sicher ist der rüstige Arzt nicht repreentativ.
Allerdings betrug das Renteneintrittsalter nach Einführung der gesetzlichen Rentenversicherung viele Jahre bei 70Jahren!