Weihnachtsmann
Noch sind es 100 Tage bis zur Bescherung. Die Vorbereitungen laufen aber längst Hochtouren. Bildrechte: imago images/YAY Images

Weihnachten kommt 100 Tage bis Heiligabend: Männelmacher, Stollenbäcker und Gänsemäster arbeiten unter Hochdruck

15. September 2022, 18:10 Uhr

In 100 Tagen ist Heiligabend. Während in den Geschäften schon die Weihnachtsleckereien nahe der Kassen platziert werden, läuft die Mast der Festtagsbraten noch einige Wochen. Trotz des Dürresommers soll es bei den Weihnachtsbäumen aus sächsischen Staatswäldern keine Engpässe geben. Bei den Männelmachern fliegen die Hobelspäne bis in den Dezember. In Burgstädt öffnet - nur aus Spaß - schon am Wochenende ein Weihnachtsmarkt.

Rund 3,5 Tonnen Stollenkonfekt werden jeden Tag in Radebeul bei Dresden hergestellt. Das geht seit Monaten so. Die Nachfrage bei der Sächsische und Dresdner Back- und Süßwaren GmbH ist ungebrochen, sagt Geschäftsführer Karl-Heinz Hartmann. Jetzt nach dem Weihnachtsgeschäft zu fragen, findet er fast etwas spät. Der Hersteller von Konfekt, Stollen und der im Osten bekannten Nudossi-Nugatcremé macht seine Verträge mit dem Handel schon Anfang des Jahres. Jetzt werde noch produziert und ausgeliefert - deutschlandweit, aber auch nach England und Nordamerika. Steigende Preise - etwa für Butter, Zucker, Energie oder Verpackungsmittel - muss der Hersteller nun selbst schlucken.

Engpässe gibt es laut Hartmann noch keine. Öle und Fette - also die Geschmacksträger der Süßwaren - waren im Frühjahr zeitweise knapp. Das Unternehmen habe sich aber immer alle Zutaten besorgen können. Durch die Größe werde international eingekauft. Besonders Unternehmen aus der Türkei hätten sich als zuverlässige Lieferanten erwiesen, betont Hartmann.

Männelmacher blicken optimistisch auf Weihnachtssaison

Voller Zuversicht blicken die Kunsthandwerker und Holzspielzeugmacher im Erzgebirge auf die diesjährige Weihnachtssaison. Die Geschäfte laufen durchweg gut, die Nachfrage ist auf Vor-Corona-Niveau, sagte Frederic Günther, Geschäftsführer des Verbands Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller. Viele Betriebe könnten die Vorbestellungen kaum abarbeiten. Die Erzeugnisse fürs Weihnachtsgeschäft befänden sich in der Auslieferung, dennoch werde bis kurz vor dem Fest produziert. Der Verbandschef rechnet fest damit, dass es wieder echte Weihnachtsmärkte in Sachsen geben werde. Auch der Fachhandel, der in den vergangenen zwei Jahren wegen pandemiebedingter Ladenschließungen schwächelte, habe kräftig geordert. 80 Prozent der erzgebirgischen Volkskunst werde im Inland verkauft. "Unsere Produkte stehen für Hoffnung und Wohlfühlen", sagt Frederic Günther. Deshalb würden sie auch unsicheren Zeiten gekauft - vor allem von vielen Sammlern.

Steigende Energie-, Lohn- und Rohstoffkosten sorgen aber für durchschnittliche Preissteigerungen von zehn bis 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so Günther. Schwierigkeiten hätten die Kunsthandwerker und Spielzeugmacher bei der Holzbeschaffung: Sperrholz aus Birke für Schwibbögen und vorgetrocknete Fichte, Esche oder Buche seien nicht immer in gewohnten Mengen verfügbar. Stromfresser seien Schwibbögen übrigens nicht, betont Günther. Schon lange würden diese mit energiesparenden Leuchten ausgestattet. Er ist sich sicher, dass die Erzgebirger auch in diesem Jahr nicht auf illuminierte Fenster in der Adventszeit verzichten werden.

20.000 Weihnachtsbäume aus Landesforst

Trotz des trockenen Sommers muss auch in diesem Jahr niemand Sorge haben, dass es keine sächsischen Weihnachtsbäume geben könnte. Ein Sprecher des staatlichen Sachsenforsts sagte, man biete jährlich bis zu 20.000 Weihnachtsbäume zum Kauf an - fertig zum Transport oder zum Selberschlagen. Bei Interesse können auch höher gewachsene Bäume erworben werden, etwa von Städten, Gemeinden und Unternehmen für Weihnachtsmärkte.

Das Angebot, aber auch die Vorlieben der Interessenten schwankten in den unterschiedlichen Regionen und Forstbezirken in Sachsen. "Der Klassiker unter den Weihnachtbäumen ist bei uns die Blaufichte - auch Stechfichte genannt, aber auch verschiedene Tannenarten - zum Beispiel Nordmann-Tanne, Colorado-Tanne und Edel-Tanne - erfreuen sich großer Beliebtheit aufgrund der intensiven Nadelfarben und des wohltuenden Citrus-Dufts", so Sachsenforst-Sprecher Renke Coordes. Ferner werde auch die heimische Gemeine Fichte noch als Weihnachtsbaum genutzt. "Sofern sie weiterhin auf Nachfrage stößt, wird sie auch nicht als Weihnachtsbaum aus Sachsen verschwinden."

Sachsenforst: Junge Bäume werden nicht gewässert

Der größte Teil der Weihnachtbäume bei Sachsenforst wächst in speziellen Weihnachtsbaumkulturen, unter anderem auf Flächen unter Hochspannungsleitungen, unter denen keine hohen Bäume wachsen können. Die heißen, trockenen Sommer der Jahre 2018 bis 2020 und 2022 seien an den Weihnachtsbäumen nicht spurlos vorübergegangen, so Coordes. "Insbesondere frisch gepflanzte Bäume sind häufig vertrocknet." Ältere, bereits angewachsene Bäume hätten die Dürre besser überstanden.

Einschränkungen im Angebot an Weihnachtsbäumen von Sachsenforst sind zunächst nicht zu erwarten.

Renke Coordes Sprecher von Sachsenforst

Die Qualität der Bäume leide aber, wenn sie durch Trockenheit nicht die volle Nadelpracht ausbilden können oder Nadeln sich verfärben. Eine Bewässerung der Weihnachtsbäume im sächsischen Staatswald erfolge dennoch nicht.

Weihnachtsbaum-Plantage
Weihnachtsbäume werden von Sachsenforst auf gesonderten Flächen gezogen. Bildrechte: PantherMedia/Michał Barański

Gänse zwischen vier und fünf Kilo besonders begehrt

Für viele Familien in Sachsen ist und bleibt ein Weihnachtsfest ohne Festbraten undenkbar. Klassiker auf den Tafeln sind noch immer Gänse, Enten und Puten. Wer es exotischer mag, könne auch Perlhühner zubereiten, sagt Daniel Schneider vom Geflügelhof Schneider in Chemnitz-Röhrsdorf. Die ersten Gänse verkauft der Familienbetrieb im November zum Martinstag. Für Weihnachten werde das Geflügel jedoch erst ab 19. Dezember geschlachtet und frisch ab Hof vermarktet. Daniel Schneider betreibt den Geflügelhof in dritter Generation und weiß, der Sachse will für Weihnachten eine Gans mit einem Gewicht von vier bis fünf Kilogramm. "Aber auch sechs Kilogramm sind kein Problem", sagt er. Der Geflügelhof setze insbesondere auf Stammkunden.

Dresdner Unternehmer wollen erneut virtuellen Weihnachtsmarkt öffnen

Die Macher von Dresden-Onlineshop.de wollen auch in diesem Jahr ab November wieder einen virtuellen Weihnachtsmarkt anbieten. In den vergangenen beiden Jahren hatten die Unternehmer Johannes Rasch und Leopold Eißner für Aufmerksamkeit gesorgt, weil sie Handwerkern und Händlern vor dem Hintergrund ausgefallener Weihnachtsmärkte eine Verkaufsplattform im Internet zur Verfügung gestellt hatten.

Der Verkauf von Stollen, insbesondere an Firmenkunden, laufe bereits seit August, so Eißner. Viele Kunden hätten Sorge vor steigenden Preisen geäußert. Ausgeliefert werde das Weihnachtsgebäck allerdings erst ab Spätherbst. Der Online-Händler sagt, über das gesamte Sortiment gesehen, seien die Preise der Hersteller im Vergleich zum Vorjahr rund zehn Prozent gestiegen.

Nur aus Spaß: Am Wochenende wieder erster Weihnachtsmarkt in Burgstädt

Wer es gar nicht mehr erwarten kann, sollte sich am Wochenende auf dem Weg nach Burgstädt machen. Dort eröffnet wieder Sachsens erster Weihnachtsmarkt, den Veranstalter Jürgen Hoffmann seit Jahren schon als satirische Antwort auf den jährlich immer früher beginnenden Konsumrausch verstanden wissen will. Neu sei dieses Jahr, dass eine "Stollenmajestät" gewählt wird, weil es auch einen traditionellen Stollenanschnitt gibt. "Das wird der regionale Burgstädter Stollen vom Bäcker von nebenan", so Hoffmann. Auch jede Menge Glühwein soll ausgeschenkt werden.

MDR (lam)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 15. September 2022 | 10:30 Uhr

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