Gesundheitssystem Mediziner protestieren vor dem Thüringer Landtag

01. November 2023, 16:18 Uhr

In Erfurt zogen am Mittwoch Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten und Apotheker mit Plakaten und Transparenten vor den Landtag. Sie protestierten vor allem gegen die Gesundheitspolitik des Bundes und sehen die ambulante Versorgung gefährdet.

Hunderte Freiberufler und Angestellte aus dem Gesundheitswesen haben am Mittwoch in Erfurt demonstriert. Vor dem Thüringer Landtag versammelten sich nach Polizeiangaben bis zu 500 Menschen. Apotheker und deren Beschäftigte waren ebenso darunter wie Ärzte, Psychotherapeuten und Zahnärzte.

Die Kundgebung richtete sich gegen die Gesundheitspolitik vor allem des Bundes. Das deutsche Gesundheitssystem sei chronisch unterfinanziert und überreguliert, erklärten verschiedene Redner. Viele Arztpraxen stünden vor dem Kollaps, hieß es auf Schildern der Demonstranten.

Kritik an Gesundheitsminister Lauterbach

Die Demonstranten kritisierten weiter, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu stark auf die Unterstützung von Kliniken fixiert sei und dabei den ambulanten Versorgungsbereich vergesse. Sie forderten ein klares Bekenntnis zur ambulanten Versorgung. Auch Psychotherapeuten und Apotheker beklagten Sparrunden. Letztere hatten bereits in den vergangenen Monaten immer wieder mit Protesten auf ihre Situation aufmerksam gemacht.

Gefordert wurden unter anderem bessere Honorare, weniger Bürokratie und mehr Studien- sowie Ausbildungsplätze für den Nachwuchs in Heilberufen. Wegen der Demo blieben am Mittwoch viele Apotheken und Praxen geschlossen oder waren nur bis zur Mittagszeit geöffnet.

Hausärztechef: Schwierige Lage in Ostthüringen

Bereits vor der Kundgebung hatte der Vorsitzende des Thüringer Hausärzteverbandes, Ulf Zitterbart, gesagt, in Ostthüringen lasse sich bereits erleben, welche Folgen es habe, wenn Menschen verzweifelt nach ärztlicher Hilfe suchten, aber gleichzeitig Mediziner fehlten.

"Wo sonst Hilfe geleistet wird, erfolgen nun Notversorgung, rettungsdienstliche Einsätze oder Zuweisung in überfüllte Krankenhäuser." Nötig sei unter anderem eine stärkere Förderung von ambulanten Praxis-Teams.

In Thüringen fehlen Apotheker

Andreas Ettel vom Thüringer Apothekerverband sagte im Vorfeld, im Freistaat fehlten jährlich 150 Apotheker. Ausgebildet werden an der Universität Jena pro Jahr aber nur rund 60. Das reiche nicht für die 499 Apotheken in Thüringen. Das Gesundheitssystem sei in den vergangenen Jahren nur kaputtgespart worden, so Ettel.

Im aktuellen Koalitionsvertrag der Bundesregierung stehe, dass der medizinische Sektor gestärkt werden soll. Die Vergütung in den Apotheken und Praxen sei in den vorigen zehn Jahren aber gleich geblieben - trotz steigender Lohnkosten für die Mitarbeiter oder höherer Betriebskosten.

Diese Meldung zum Hören im Nachrichtenüberblick aus Thüringen:

MDR (sar/cfr/kabe)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 01. November 2023 | 19:00 Uhr

6 Kommentare

emlo am 02.11.2023

Na immerhin befasst sich die Ampel aber mit einer Krankenhausreform und einer Abschaffung der Fallpauschalen. Die Vorgängerregierungen mit Gesundheitsministern von FDP und CDU haben das nicht getan. Insofern ist Ihr Vorwurf an die "Ampel" ziemlich daneben.

Kleingartenzwerg am 02.11.2023

Bevor sich die Ampel mit Welt- bzw. Außenpolitik beschäftigt sollte sie sich zuerst um Probleme im eigenen Land kümmern. Das Gesundheitswesen, Krankenversicherung und alles war peripher dazu gehört ist seit Jahren eine "Großbaustelle" an der nur verschlimmbessert wird.

pepe79 am 01.11.2023

Mehr Medizinstudienplätze fordern die verschiedenen Jahrgänge der Medizinstudenten an der Uni Jena schon srit locker 20 Jahren. Passiert ist nix! Dazu müssrn ebenfalls die Räumlichkeiten für die Lehrer (Hörsäle, Seminar und Praktikumsräume) erweitert werden und es bedarf mehr Lehrpersonal, Ärzte die am UKJ abet in der Lehre zätog sind bekommen einen feuchten Händedruck und müssen die in der Zeit in der Klinik liegen gebliebene Arbeit danach machen, was zu Überstunden führt. Ob die bezahlt werden, meist wohl nicht. Eine elektronische Arbeitszeiterfassung (wo man problemlos die Stunden für die Lehre mit erfassen könnte) existiert an der Uniklinik nicht, ebensowenig ausgleichsfrei für Sonntagsarbeit der Ärzte. Da wirds nix mit mehr Personal und mehr Studenten

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