Schulstoff nachholen Nach Corona-Schuljahr: Immer mehr Thüringer Schüler brauchen Nachhilfe
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08. Juli 2022, 18:50 Uhr
Die Nachfrage nach Nachhilfe war in diesem Schuljahr in Thüringen offenbar sehr hoch. Das geht aus einer Umfrage von MDR THÜRINGEN hervor. Besonders auffällig sei der gestiegene Bedarf bei Grundschülern.
Es hapert beim Lesen und Schreiben. Das "Abacus-Nachhilfe Institut" mit Zweigstellen in Erfurt, Weimar, Meiningen oder Bad Salzungen hat in diesem Jahr nach eigenen Angaben erheblich mehr Zweitklässler unterrichtet als vor Corona. Diese Kinder hätten gerade ihr erstes normales Schuljahr erlebt. Aber auch mehr Erstklässler brauchen Nachhilfe, weil viele von Ihnen wegen Kita-Ausfall keine Vorschulstunden hatten.
Nachhilfe für Thüringer Schüler: Probleme, den Stift richtig zu halten
Dazu kommen Probleme mit der Feinmotorik - also damit, etwa den Stift richtig zu halten. Diese Erfahrung haben das "Lernstudio Nordhausen" und die "Nachhilfe in Suhl" gemacht. Das Schreiben-Lernen sei im Home-Schooling zu kurz gekommen. Um zu zeigen, wie der Stift angesetzt wird, brauche es die Hilfe eines Menschen vor Ort. Auch der Anbieter "Studienkreis" in Gera hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben einen deutlichen Zuwachs an Grundschülern verzeichnet.
Mehr Hilfe beim Sprachunterricht als in Naturwissenschaften
Auch der Anbieter "Schülerhilfe" gibt an, dass der allgemein erhöhte Bedarf nach dem coronabedingten Unterrichtsausfall bisher nicht abgeklungen sei. Im Lernstudio Nordhausen liegt die Zahl der Nachhilfeschüler aktuell bei 180. Vor Corona waren es durchschnittlich 30 Kinder weniger. In Suhl hat sich der Bedarf außerdem verändert. Während früher vor allem die Fächer Mathe, Physik und Chemie im Fokus standen, würde jetzt vermehrt auch Deutsch-, Englisch- und Französisch-Nachhilfe nachgefragt.
Gymnasiasten geben Nachilfe in Sonneberg
Auch das Nachhilfe-Projekt "Schüler helfen Schülern" der gemeinnützigen Sibylle-Abel-Stiftung in Sonneberg hat das ganze Schuljahr über konstant um die 50 Kinder betreut.
Bei dem Projekt bekommen Kinder aus Familien, die sich keine Nachhilfe leisten können, kostenlosen Unterricht. Das Angebot wurde ursprünglich ins Leben gerufen, um Corona-Lernlücken in den Kernfächern Mathematik, Deutsch und Englisch zu schließen. Unterrichtet werden die Kinder von Gymnasiasten. Wegen der konstanten Nachfrage, soll das Projekt im nächsten Schuljahr fortgeführt werden.
Nachhilfelehrer fehlen
Die Personaldecke ist der Umfrage nach fast überall dünn. In Nordhausen fehlten Studierende der FH, von denen viele nach der Coronazeit nicht zurückgekommen seien. Das Abacus-Nachhilfe Institut, das in diesem Jahr in Thüringen zwischen 200 und 250 Schüler betreut hat, kann die Nachfrage wegen fehlender Lehrkräfte stellenweise nicht ganz abdecken, hieß es.
MDR (ifl)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 08. Juli 2022 | 18:50 Uhr
Freies Moria am 09.07.2022
Das Thaff gibt Auskunft über freie Lehrerstellen.
Die werden jetzt wohl privatwirtschaftlich besetzt.
Wie in Dritte Welt Ländern, wo Privatschulen erforderlich sind um wenigstens den wohlhabenden Familien Bildung zu verschaffen.
Armes Deutschland, kleines Fuchs auf Baum...
Atheist am 09.07.2022
Schon vor Corona war auf dem Zeugnis statt Noten meines Enkels in Thüringen zu lesen „Unterricht wurde nicht erteilt - ja wo soll den das wissen herkommen?
Gibt es nur noch Wissen für privilegierte und sogenannte Bedürftige?
Milo am 09.07.2022
Ja, aus unserem Bekanntenkreis habe ich auch bereits gehört, dass immer mehr Kinder jetzt Nachhilfe benötigen, bei denen es vor den Schulschließungen nicht notwendig war.
Wir haben ab dem Herbst ein Schulkind und vonseiten der zukünftigen Klassenlehrerin wurde uns schon gesagt, dass auch im kommenden Herbst Homeschooling zu befürchten sei. Einerseits wegen der Corona-Varianten (Luftfilter gibt es noch immer nicht flächendeckend), andererseits weil die Schule bei einem ev. Gasmangel nicht anders zu beheizen sei. Auch von vielen Eltern wurden hier Bedenken geäußert.
@ MDR-Team: Mich würde mal interessieren, ob es eigentlich in Thüringen einen Plan dafür gibt, wie der Unterricht bei einem ev. Gasmangel im Herbst ablaufen wird? Intessant wäre dafür natürlich auch, wie viele Schulen und Kitas in Thüringen überhaupt mit Gas geheizt werden?