Chronik Schäden von Hunderten Millionen Euro: Das Jahrhundert-Hochwasser 2013 in Thüringen
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29. Mai 2023, 10:00 Uhr
Überflutete Innenstädte, braune Brühe in Kellern und Parks. Ein Stadion, das wie ein Schwimmbad aussieht. Die Schäden des Jahrhunderthochwassers 2013 werden auf Hunderte Millionen beziffert. Ein Rückblick.
Der Mai 2013 ist kühl und feucht. Die Böden sind bereits gesättigt und die Flüsse gut gefüllt. Am Pfingstwochenende regnet es andauernd bis zu 20 Liter. Eine Woche später, am Sonntag, 26. Mai, beginnt es wieder kräftig und anhaltend zu regnen - mit kleinen Unterbrechungen bis zum 3. Juni. Die Niederschläge summieren sich am Ende auf bis zu 325 Millimeter. Das ist die Hälfte, was es sonst in einem Jahr in Thüringen regnet. Eine verheerende Flutkatastrophe nimmt ihren Lauf.
Land unter an Ilm, Gera und Unstrut
So hoch war die Ilm noch nie, 98,4 cm werden am 1. Juni 2013 in Mellingen gemessen, da ist das Ilmtal bei Bad Berka schon überschwemmt. Der Hang an der Bundesstraße B87 rutscht ab. Große gesunde Bäume können sich in dem aufgeweichten Boden nicht mehr halten und stürzen auf die Straße.
Goethes Gartenhaus in Weimar steht am See. Ein ähnliches Bild zeigt sich an der Gera in Erfurt. Die idyllisch gelegene Gartenanlage im Stadtteil Hochheim ist komplett geflutet. Gartenbesitzer werden mit Booten gerettet. Zum Schluss geht auch das nicht mehr, ein Hubschrauber kommt zum Einsatz. Der Pegel zeigt 199 cm.
Rekordwerte an Saale - Bleilochtalsperre dosiert abgelassen
Im Westen Thüringens haben die Pegelstände ihren Höhepunkt fast überschritten. Jetzt macht das immer wieder nachdrückende Grundwasser Probleme. Die Feuerwehren pumpen, pumpen, pumpen. Mit Sorge blicken die Experten auf die Saale, die nähert sich neuen Rekorden. Am 2. Juni werden in Rothenstein bei Jena 291 cm gemessen. Etwa 20 Kilometer weiter in Camburg sind es 310 cm. Luftbilder zeigen das überflutete Ernst-Abbe Sportfeld in Jena.
Die Talsperren der Saalekaskade dienen normalerweise dem Hochwasserschutz, doch am 3. Juni ist die Bleilochtalsperre voll. Wasser muss dosiert abgelassen werden.
Vom Flüsschen zum reißenden Strom, die Pleiße
Etwa 90 Kilometer lang ist die Pleiße. In Thüringen fließt sie auch durchs Altenburger Land. In Gößnitz kann man normalerweise durch die Pleiße durchwaten. Doch am 2. Juni schwillt der Fluss auf 172 cm an. Bis zum 4. Juni gilt der Ausnahmezustand. Auch die Weiße Elster wird zum Problem. In Greiz wird die Innenstadt geflutet. Katastrophenalarm. In Gera-Langenberg zeigt der Pegel am 3. Juni 569 cm, nur 1954 war das Wasser höher. Der Hofwiesenpark, 2007 zur Bundesgartenschau aufwändig neu gestaltet, steht unter Wasser. Auch das MDR THÜRINGEN-Regionalstudio ist betroffen. In der Bergschule muss eine Notunterkunft eingerichtet werden.
Millionenschäden - Millionenhilfe
Die Experten der Landesanstalt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz stufen die Ereignisse als Jahrhunderthochwasser ein. Landesweit werden Schäden in Höhe von 450 Millionen Euro registriert.
In der Stadt Jena kommen 5,3 Millionen Euro zusammen. Allein die Schäden am Erst-Abbe-Sportfeld summieren sich auf 200.000 Euro. Dennoch: im Vergleich zu unseren mitteldeutschen Nachbarn kommt Thüringen glimpflich davon. Nur sechs Minuten braucht der Thüringer Landtag am 12. Juli, um den Fluthilfe-Fonds zu beschließen. Knapp 300 Millionen Euro werden bereitgestellt.
Außerdem wird ein Landesprogramm für Hochwasserschutz erstellt. Es sieht unter anderem vor, Überschwemmungsgebiete auszuweiten, eine bessere Vorsorge vor Starkregen und das Rückverlegen von Deichen vor.
MDR (rom)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 29. Mai 2023 | 19:00 Uhr