Vor 1989 höchster Zensor DDR-Vizekulturminister und Thüringer Abgeordneter: Klaus Höpcke gestorben

17. Oktober 2023, 06:22 Uhr

Der Thüringer PDS-Politiker und DDR-Vizekulturminister Klaus Höpcke ist verstorben. Er war jahrelang Fraktionsvorsitzender der Linken im Thüringer Landtag. In der DDR war er praktisch höchster staatlicher Zensor.

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Der ehemalige Thüringer Landtagsabgeordnete und stellvertretende DDR-Kulturminister Klaus Höpcke ist tot. Wie die Linke-Fraktion im Landtag mitteilte, starb Höpcke am Samstag in Berlin kurz vor seinem 90. Geburtstag. Von 1990 bis 1999 habe er sich als Vorsitzender der damaligen Fraktion Linke Liste/PDS Achtung und Respekt unter Kolleginnen und Kollegen erarbeitet, hieß es von der Fraktion.

Klaus Höpcke, PDS-Landtagsabgeordneter in Thüringen von 1990 bis 1999, aufgenommen am 20.1.2004 in der Gesprächsrunde "Der Rote Bock" der Tageszeitung "Neues Deutschland"(ND)
Klaus Höpcke verstarb am Samstag im Alter von 89 in Berlin. Bildrechte: picture-alliance / ZB

Und das trotz seiner vorhergehenden politischen Verantwortung in der DDR, als er unter anderem stellvertretender Kulturminister war. Er habe sich dafür engagiert, dass die Lebensleistung der ehemaligen DDR-Bürger in ganz Deutschland anerkannt wird.

Höpcke war de facto höchster staatlicher Zensor in der DDR

Höpcke wurde 1933 in Cuxhaven geboren, hatte später in der DDR Journalistik studiert. Er war Mitglied der Staatspartei SED und arbeitete in den 60er und 70er-Jahren als Journalist beim SED-Zentralorgan "Neues Deutschland".

Von 1973 bis 1989 war er als stellvertretender DDR-Minister für Kultur und Leiter der Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel praktisch höchster staatlicher Zensor. Er entschied darüber, ob systemkritische Bücher in der DDR erscheinen durften oder nicht und agierte hier teils auch gegen die Linie der Hardliner unter den SED-Funktionären.

Disziplinarverfahren und Maßregelung gegen ihn als Vize-Kulturminister

Die Druckerlaubnis für Volker Brauns "Hinze-Kunze-Roman" brachte ihm nach Angaben der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ein Disziplinarverfahren ein. Auf seine Zustimmung zu einer Resolution der Schriftstellervereinigung PEN zur Freilassung des Dichters und späteren tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Havel im März 1989 folgte eine Maßregelung.

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MDR (kw/jn)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 16. Oktober 2023 | 19:00 Uhr

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