Die Imbiss- und Raststättenbetreiberin Christina Wagner steht am 25.04.2016 in Rodaborn (Thüringen) an einer Autobahnraststätte an der A9 (Berlin-Nürnberg).
Christina Wagner 2016 vor ihrer Raststätte in Rodaborn. Bildrechte: picture alliance / Andreas Hummel/dpa-Zentralbild/dpa | Andreas Hummel

Verkauf über den Zaun A9-Parkplatz Rodaborn: "Bratwurst-Rebellin" gibt auf

15. Juni 2023, 11:05 Uhr

Thüringens "Bratwurst-Rebellin" hat offenbar aufgegeben. Nach jahrelangem Rechtsstreit bleibt auf dem A9-Parkplatz Rodaborn der Rost kalt. Die Autobahnraststätte, die keine sein darf, steht für viel Geld zum Verkauf.

Nach jahrelangem Rechtsstreit mit dem Bund und der Justiz hat die Thüringer "Bratwurst-Rebellin" offenbar aufgegeben. Trotz eines Verbots hatte Christina Wagner auf dem A9-Parkplatz Rodaborn im Saale-Orla-Kreis weiterhin Bratwürste an Reisende verkauft.

Jetzt bleibt der Rost kalt, Wagners Lokal - Deutschlands älteste Autobahnraststätte aus dem Jahr 1928 - steht zum Verkauf. Beim Verkaufsportal Kleinanzeigen.de wird das fast 100 Jahre alte Gebäude samt großem Grundstück für 420.000 Euro angeboten.

Eine Immobilienanzeige im Internet.
Die Immobilienanzeige ist mit "Küss mich wach" überschrieben, die bereits am 4. Juni ins Portal eingestellt wurde. Bildrechte: Kleinanzeigen.de

Raststätte Rodaborn ohne Konzession und Parkplatz-Zugang

2009 hatte Christina Wagner mit ihrem Mann die Raststätte vom Bund erworben, um ein Ausflugslokal zu betreiben. Dabei ignorierten sie einen Hinweis, wonach es keinen Kontakt zum Autobahnparkplatz gibt. Auch eine Konzession war nicht im Kauf inbegriffen.

Weil ihr der Zugang zum Parkplatz durch einen zwei Meter hohen Zaun verwehrt war, begann Wagner, Bratwürste und Kaffee über den Zaun hinweg an Autofahrer zu verkaufen.

Ein Zaun steht zwischen Parkplatz an der Bundesautobahn A 9 und ehemaliger Raststätte. Verkauft wird trotzdem, über den Zaun, zum Beispiel eine der besten Thüringer Rostbratwürste.
Durch den Zaun oder drüberweg: Christina Wagner verkaufte weiter ihre Waren. Bildrechte: IMAGO / Hohlfeld

Jahrelanger Rechtsstreit um Bratwurst-Verkauf an A9

Immer wieder verlor Wagner vor Gericht, auch eine Sondererlaubnis blieb ihr verwehrt. Grund: Die Verkehrssicherheit sei gefährdet, da im Bereich des Imbisses Autofahrer noch mit relativ hoher Geschwindigkeit beim Einfahren in den Parkplatz unterwegs seien und insbesondere herumlaufende Kinder in Gefahr seien, angefahren zu werden.

Nun sei sie mit ihren Kräften am Ende, sagte die "Bratwurst-Rebellin" der "Ostthüringer Zeitung". Die Raststätte samt gut 4.500 Quadratmeter großem Grundstück steht nun als "Unikat" und "hochinteressanter Gebäudekomplex" zum Verkauf.

MDR (fhe/dvs)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 15. Juni 2023 | 19:00 Uhr

45 Kommentare

Berliner In Thueringen vor 45 Wochen

"Bratwurstrebellin gibt auf"
Szenen aus der Provinz!

Die Tatsache, dass die Besitzerin jetzt ihre Immobilie für 420.000 zum Verkauf stellt, lässt aber eine gewisse Realitätsferne vermuten. Was soll man mit diesem Haus anfangen?

Beim Kauf hätte die Frau besser die Hinweise und Verträge gründlich lesen sollen, denn manche auf den ersten Blick gute Idee (Regionale Küche an der Autobahn), stellt sich oft als unter den realen Gegebenheiten als unwirtschaftlich heraus.

Was den Zaun betrifft: Seit den 2000ern werden Parkplätze immer mit Zäunen vom Umland abgegrenzt. Das hat gute Gründe und wer die Autobahnparkplätze aus den 90ern noch kennt, weis warum!

Fakt vor 46 Wochen

@Tashina:

Da die Konzession wohl vertraglich ausgeschlossen war, hätte man sie wohl auch nicht wiedererlangen können. Einem Unternehmer oder hier einer Unternehmerin traut man eigentlich zu, dass sie Verträge, die sie eingeht auch liest und versteht, was hier offenbar nicht der Fall war. Das Ganze war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Tashina vor 46 Wochen

@Fact
Sie hat sich getraut und ist, klar, auch das Risiko eingegangen, zu scheitern. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Sie hat es versucht und wollte ihren Traum verwirklichen. Vielleicht hätte man die Konzession wieder erlangen können, wenn da nicht die schon oft erwähnte Lobby nicht wäre. Mutige Frau! Es gibt in diesem Land zu viele, die sich versorgen lassen und sich nichts zutrauen.

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