Auto Winterreifen in Thüringen werden deutlich teurer

21. Oktober 2022, 14:25 Uhr

Bis zu 40 Prozent mehr müssen Autobesitzer in diesem Herbst für neue Winterreifen bezahlen. Vor allem Premiumprodukte werden teurer. Händler rechnen aber nicht damit, dass Kunden auf günstigere Modelle umsteigen.

Hochbetrieb im Premio-Reifencenter in Gera-Bieblach. Die Kunden bringen ihre Autos für den Wechsel auf die Winterreifen. Zwanzig Minuten brauchen die Monteure. In dieser Zeit bauen sie die Sommerräder ab, bereiten die Winterräder vor und montieren sie. Dann sind die Autos bereit für die kalte Jahreszeit.

Die meisten Sommerräder lagern bis zum nächsten Einsatz direkt beim Reifenservice. Bei Premio in Gera sind das etwa 800 Räder. Damit beim Einlagern nichts schief geht, bekommen die Räder einen QR-Code mit allen wichtigen Daten wie Profiltiefe und Alter der Reifen. Das spart Zeit, wenn der nächste Saisonwechsel ansteht.

Neue Reifen deutlich teurer

Für viele Kunden kam mit dem Termin für den Reifenwechsel aber erst einmal ein Schock. Wer neue Reifen braucht, muss in diesem Jahr tiefer in die Tasche greifen. Während das Vergleichsportal Check24 von etwa 20 Prozent höheren Preisen spricht, sind es nach Angaben von Reifenhändlern teilweise sogar bis zu 40 Prozent.

Vor allem für Premiumprodukte, und die werden nach Angaben des Bundesverbandes für den Reifenhandel von den Herstellern nun auch vorrangig produziert, da hier die Margen am größten sind. Mit ihren Preissteigerungen geben die Hersteller nach eigenen Angaben die gestiegenen Kosten für die Rohstoffe an die Kunden weiter.

Die bezogen sie bis Anfang des Jahres aus Russland und der Ukraine. Mit dem Kriegsbeginn mussten sie sich für Ruß oder Synthetik-Kautschuk andere Lieferanten suchen. Und auch die Energie für die Herstellung der Reifen ist teurer geworden.

Längere Wartezeiten für Käufer

Käufer vor allem von preisgünstigen Reifenmodellen müssen sich also auf längere Wartezeiten einstellen. Die Händler rechnen aber nicht damit, dass Kunden auf günstigere Modelle umsteigen. Die Reifengrößen seien von den Herstellern vorgeschrieben, damit hätten die Autobesitzer nur wenige Wahlmöglichkeiten.

Auch längere Nutzungszeiten für die Reifen scheiden aus Sicherheitsgründen aus. Der ADAC geht davon aus, dass die Autofahrer trotz der höheren Preise rechtzeitig auf neue Reifen umsteigen. Der Automobilclub empfiehlt eine Mindestprofiltiefe von vier Millimetern, gesetzlich vorgeschrieben sind 1,6 Millimeter.

Runderneuerte Reifen als Alternative?

Eine Alternative könnten etwa runderneuerte Reifen sein. Dafür kaufen Firmen benutzte Reifen auf, entfernen den abgefahrenen Belag und tragen auf der sogenannten Karkasse eine neue Laufflächenmischung auf. Vor allem bei Lastwagen oder bei Linienbussen kommen solche Reifen zum Einsatz.

In Eisenberg tauschen die Monteure bei Reifen-Müller gerade bei einem Linienbus die Hinterräder aus. Vier runderneuerte Pneus (Luftreifen) kommen zum Einsatz. Im Stammsitz der Reifenkette gibt es dafür sogar eine eigene Produktionsabteilung.

Es gibt günstige Neureifen, die nicht mehr kosten, als die runderneuerten.

Michael Thiem, Filialleiter bei Reifen-Müller in Eisenberg

"Bei Pkws spielen runderneuerte Reifen keine Rolle", sagt Filialleiter Michael Thiem. "Das liegt daran, dass es günstige Neureifen gibt, die nicht mehr kosten als die runderneuerten." Nach Angaben des Reifen-Branchenverbandes sind die runderneuerten Exemplare den neuen gegenüber gleichwertig und deshalb auch eine nachhaltige Alternative, die sich jedoch bis jetzt nicht durchsetzen konnte. Das sieht auch der ADAC so.

Automobilclub skeptisch bei Einsatz von Allwetterreifen

Beim Automobilclub ist man auch skeptisch, was den Einsatz von Allwetterreifen in Thüringen betrifft. Zwar könnten Wenigfahrer damit Geld sparen, wenn sie nicht zweimal im Jahr zum Reifenwechsel müssten. Allerdings seien die Ganzjahresexemplare nur in Regionen ohne plötzliche Kälteeinbrüche zu empfehlen.

Für die meisten Autobesitzer bleibt da wohl nur Eines: Zähne zusammenbeißen und hoffen, dass die neuen teuren Reifen möglichst lange halten. Bis jetzt merken die Reifenhändler in Thüringen jedenfalls noch keine Kaufzurückhaltung.

MDR (jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 19. Oktober 2022 | 19:00 Uhr

6 Kommentare

camper21 am 20.10.2022

Der erste Absatz sagt es schon, vor allem Premiumreifen werden teurer, Händler rechnen aber nicht damit, daß Kunden auf günstigere Modelle umsteigen.

Copper am 20.10.2022

Hab gerade Premium Allwetterreifen aufziehen lassen, man hat uns schließlich versprochen das wegen den Klimawandel eh kein Winter mehr zu erwarten ist. Nehme immer die Testgewinner von ADAC und Auto Bild. Kosten seit Jahren das Gleiche. Maximale Preistoleranz ist da weniger als 5%. Klar sind sie vielleicht nicht auch ganz genauso gut wie der beste Premium Winterreifen aber auch nicht viel schlechter als Durchschnitts Winterreifen. Das diese ja sooo schlecht sind ist eine alte Mär die man dauernd weiter erzählt damit das Geschäft angekurbelt wird.

pepe79 am 20.10.2022

Was hat das jetzt mit steigenden Reifenpreisen zu tun? Die gehören zur Verkehrssicherheit und sind nicht nur ein unnützer Gimick wie getunte Auspuffanlagen.

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