Nahost-Konflikt Nach Waffenruhe: Schwere Kämpfe im Süden Gazas
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02. Dezember 2023, 14:16 Uhr
Das israelische Militär hat in der Nacht Ziele der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen angegriffen. Israelische Medien berichteten von schweren Kämpfen im südlichen Teil des abgeriegelten Gebiets. Die Kämpfe hätten sich auf die Gegend um Chan Junis konzentriert.
- In der Nacht zu Samstag hat die israelische Armee nach eigenen Angaben mehr als 50 Ziele bombardiert.
- Israel sei außerdem aus dem Nachbarland Libanon beschossen worden - und startete daraufhin einen Gegenangriff.
- Am Freitag endete die siebentägige Waffenruhe zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas.
Verhandlungen über erneute Feuerpause abgebrochen
Die israelische Regierung hat eine Blockade in den Verhandlungen über eine erneute Feuerpause im Nahost-Krieg beklagt und seine Unterhändler zurück nach Israel beordert. Die Gespräche in Katar befänden sich in einer "Sackgasse", erklärte das Büro von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu am Samstag. Der Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad, David Barnea, habe daher auf Anweisung des Ministerpräsidenten sein Verhandlungsteam aus Doha abgezogen.
Eine Delegation des israelischen Geheimdienstes Mossad verhandelte einem Insider zufolge mit katarischen Unterhändlern über eine weitere Feuerpause. Die Gespräche in Doha gingen auch um die Freilassung von weiteren Geiseln, bei denen es sich nicht nur - wie bisher - um Frauen und Kinder handeln solle.
Israel: Mehr als 400 Ziele angegriffen
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben Ziele der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen angegriffen. Wie die Armee am Samstagmorgen mitteilte, sind im Verlauf des vergangenen Tages im gesamten Gazastreifen mehr als 400 "Terrorziele" angegriffen worden.
Im Verlauf der Nacht zum Samstag hätten Kampfflugzeuge in der Gegend der Stadt Chan Junis im Süden des abgeriegelten Küstengebiets mehr als 50 Ziele bombardiert. Die eigenen Truppen hätten zudem Terroristen und Infrastruktur der islamistischen Hamas in der Gegend von Beit Lahia mit Panzern und gezielten Luftanschlägen attackiert, hieß es weiter.
Israelische Marineeinheiten hätten ferner in der Nacht militärische Ziele der Hamas im Hafen von Chan Junis sowie in Deir al-Balah mit Präzisionsmunition angegriffen, hieß es. Dabei sei Infrastruktur und Ausrüstung der Marine-Streitkräfte der Terrororganistion getroffen worden.
Mindestens 193 Palästinenser sind nach palästinensischen Angaben seit dem Ende der Feuerpause am Freitagmorgen ums Leben gekommen. 650 Menschen seien verletzt worden, teilt ein Sprecher der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen mit.
Israel: Erneut Geschosse aus dem Libanon
Israel ist nach eigenen Angaben erneut aus dem nördlichen Nachbarland Libanon beschossen worden. Die israelische Armee gab am Samstagmorgen bekannt, dass die eigene Artillerie in Reaktion darauf das Gebiet angegriffen habe, von wo aus die Geschosse Richtung Israel abgefeuert worden seien. Ein israelisches Kampfflugzeug habe das Ziel im Libanon getroffen, hieß es. Zu möglichen Opfern gab es keine Angaben.
Erst am Vortag hatte es an der Grenze zwischen den beiden Ländern wieder Gefechte gegeben. Die vom Iran unterstütze Hisbollah-Miliz griff dabei nach eigenen Angaben mehrfach israelische Stellungen nahe der Grenze an. Bei einem Gegenangriff Israels wurden nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen ein Hisbollah-Mitglied sowie dessen Mutter getötet. Das israelische Militär hatte mitgeteilt, eine "Terrorzelle" im Libanon angegriffen zu haben. Seit Beginn des Gaza-Kriegs kam es auch an Israels Nordgrenze immer wieder zu Angriffen mit Toten.
Die Berichterstattung aus dem Gazastreifen ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige Journalistinnen und Journalisten vor Ort sind. Informationen zu den Kampfhandlungen kommen vor allem von der israelischen Regierung und von der im Gazastreifen herrschenden Terrororganisation Hamas, die nur schwer überprüft werden können.
Siebentägige Waffenruhe ist vorbei
Am Freitagmorgen war eine siebentägige Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ausgelaufen, die für die Freilassung von Geiseln der Hamas sowie für Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen genutzt worden war. Israel und die Hamas machen sich gegenseitig dafür verantwortlich, dass die Feuerpause nicht verlängert wurde. Nach Angaben von US-Außenminister Antony Blinken arbeiten die Vereinigten Staaten, Ägypten und Katar daran, eine erneute Feuerpause zu vermitteln.
Am 7. Oktober waren hunderte Hamas-Kämpfer nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden etwa 1.200 Menschen in Israel getötet und etwa 240 Menschen als Geiseln verschleppt.
Israel griff daraufhin Hamas-Ziele im Gazastreifen an. Nach Angaben der Terror-Organisation Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem mehr als 15.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet.
MDR AKTUELL (dpa/AFP)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 02. Dezember 2023 | 10:00 Uhr