Menschen blasen Luftballons auf 4 min
Audio: Lachgas als Partydroge wird schnell gefährlich für Herz und Hirn. Bildrechte: imago images / Hollandse Hoogte

Legale Droge Immer mehr Länder verbieten Lachgas – Deutschland setzt auf Prävention

25. Oktober 2023, 11:38 Uhr

In vielen Ländern in Europa ist Lachgas bereits verboten– in Deutschland jedoch nicht. Hier setzt man auf Aufklärung statt auf Verbot. Doch die Droge, die an vielen Stellen legal erworben werden kann, hat gesundheitsschädigende Nebenwirkungen.

Sie müssen nicht lange suchen: Im Internet kann man einen Lachgaszylinder für 30 Euro kaufen. Auch manche Drogerien haben die vermeintlich risikoarme Substanz im Angebot, meistens als Sahnekapsel für Sahnespender. In Köln verkauft ein Kioskbetreiber "mittlerweile mehrere Kartons pro Woche". Das sagt er der Bildzeitung. In einer Umfrage in Frankfurt am Main bei den 15- bis 18-Jährigen gab ein Sechstel an, schon einmal Lachgas probiert zu haben.

Wie kann es dann sein, dass Lachgas in Großbritannien verboten wird? Dass Dänemark und Frankreich darüber nachdenken? Und dass es seit Anfang dieses Jahres in den Niederlanden – dem Drogenparadies Europas – ein Lachgasverbot gibt?

Ungesunder Konsum für Herz und Hirn

Das Zeug habe es in sich, sagt Marc Pestotnik der Berliner Fachstelle für Suchtprävention: "Lachgas als Substanz besitzt kein hohes Suchtpotenzial doch Schadenspotenzial. Das heißt: Konsum ist nicht gesund und kann schon beim ersten Konsum zu Nebenwirkungen wie Herzbeschwerden oder Ohnmacht führen. Wenn häufig konsumiert wird, kann es auch zu Herz- und Hirnschädigungen kommen."

Die jungen Konsumenten nehmen Lachgas nicht direkt ein. Es wird etwa aus Luftballons inhaliert und hat einen Rausch von wenigen Minuten zur Folge. Das Problem ist, dass ein Rausch manchmal nicht reicht. Rumen, ein 19-jähriger Niederländer, hat manchmal bis zu 100 Mal am Tag inhaliert: "Es macht dich glücklich. Es gibt einem ein gutes Gefühl. Wenn man bereits glücklich ist, wird man noch glücklicher."

Doch die Kombination von Lachgas und Autofahren kann tödlich sein. In den Niederlanden wurden innerhalb von drei Jahren 63 tödliche Unfälle auf Lachgas zurückgeführt. Auch in Großbritannien gab es verheerende Unfälle.

Lachgas als Partydroge

Menschen blasen Luftballons auf
Als Lachgas in den Niederlanden noch nicht verboten war, wurde es auf offener Straße konsumiert. Bildrechte: imago images / Hollandse Hoogte

Aber das Problem ist noch großer: Wer Lachgas nutzt, lähmt seine Nerven. Genau deshalb setzen Zahnärztinnen und Zahnärzte gut dosiert Lachgas ein, wenn Menschen Angst vor einer Behandlung haben. Wird es aber als Partydroge inhaliert, kann es zu Lähmungen führen. Wie bei Rumen: "Ich konnte nicht einmal mehr meine Kleidung anziehen. Kein Gleichgewicht mehr in meinen Beinen. Es hat nicht funktioniert."

Und dann gibt es noch ein weiteres Problem: Die Millionen gebrauchten Kartuschen dürfen wegen Explosions- und Brandgefahr nicht im Restmüll entsorgt werden. Sie müssen in einer speziellen Anlage aufwendig zerlegt werden.

Prävention statt Verbot

Grund genug für die Behörden in immer mehr Ländern ein Lachgasverbot einzuführen. Obwohl dieser Konsument nicht beeindruckt ist: "Am Ende des Tages werde ich es trotzdem tun", sagt er bei Sky News. "Offensichtlich schade ich niemandem. Ich mache es nur zum Spaß", meint der Konsument weiter.

Einige Experten sowie Steve Rolles sind sogar gegen ein Verbot: "Kriminalisieren ist schädlich für junge Leute. Dabei handelt es sich doch um ein Gesundheitsproblem. Da müssen wir ansetzen."

Wenn man das so hört, ist Deutschland mit Aufklärung statt Verbot von Lachgas sogar auf dem richtigen Weg. Suchtprävention für junge Menschen sei das Wichtigste, sagt Marc Pestotnik der Berliner Fachstelle für Suchtprävention: "Zum einen, dass junge Menschen informiert Entscheidungen treffen können und zum anderen, dass Anreize für den Konsum auch reduziert werden. Es sollte keine Konsumanreize wie Geschmacksrichtung oder Werbung für Partykonsum geben."

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 25. Oktober 2023 | 06:20 Uhr

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