Verschiedene Packungen des Abnehmmittels Wegovy
Abnehmen mit Medikamenten wie Wegovy ist nicht unumstritten. Bildrechte: picture alliance/dpa

Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft Abnehmspritze Wegovy wegen starker Nebenwirkungen

14. Juli 2023, 12:58 Uhr

Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Einfach einmal pro Woche ein kleine Spritze setzen und schon geht das Abnehmen wie von selbst. Prominenten wie Tesla-Chef Elon Musk soll die Abnehmspritze "Wegovy" schon geholfen haben, Gewicht zu verlieren. Doch wegen der teils schweren Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen oder sogar Selbstmordgedanken prüft nun die Europäische Arzneimittelagentur dieses und ähnliche Medikamente.

Der Sicherheitsausschuss der Europäischen Arzneimittelagentur EMA hat mit der Überprüfung mehrerer Abnehmmedikamente begonnen. Konkret gehe es um die Mittel "Ozempic", "Wegovy" und "Saxenda", erklärte die Behörde. Sie sollen bei Patienten zu teils schweren Nebenwirkungen bis hin zu Selbstmordgedanken und Gedanken an Selbstverletzung geführt haben. Die Überprüfung soll der EMA zufolge voraussichtlich im November abgeschlossen sein.

Umstrittenes Mittel zum Abnehmen

"Wegovy" ist zur Behandlung von Adiposita, also krankhaftem Übergewicht, seit Anfang 2022 in der EU zugelassen. Das Medikament soll zusammen mit einer Diät und Bewegung bei Gewichtsverlust und Gewichtskontrolle helfen. Es enthält wie das ähnliche Medikament "Ozempic" den Wirkstoff Semaglutid. Dieser wirkt auf Rezeptoren im Gehirn, zügelt den Appetit und fördert das Sättigungsgefühl.

Wer übergewichtig oder adipös ist, kann Studien zufolge mit der Abnehmspritze innerhalb von anderthalb Jahren bis zu 15 Prozent des Körpergewichts verlieren. Patienten berichten nach der Einnahme aber immer wieder von teils schweren Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung.

"Wegovy" auch bald in Deutschland verfügbar

Wie Novo Nordisk, der dänische Hersteller von "Wegovy" mitteilte, ist das Mittel bald in Deutschland erhältlich. Eine Sprecherin erklärte, das Medikament werde voraussichtlich ab kommender Woche in den pharmazeutischen Großhandel gelangen. Apotheken könnten es dann dort bestellen. Die Sprecherin sagte: "Wir gehen davon aus, dass Wegovy ab Ende Juli in den Apotheken verfügbar sein wird."

Preis niedriger, aber trotzdem verschreibungspflichtig

Der Apothekenabgabepreis für die Anfangsdosis für mindestens vier Wochen beläuft sich den Angaben zufolge auf 171,92 Euro. Die höchste Erhaltungsdosis von 2,4 mg, die einmal wöchentlich gespritzt wird, kostet 301,91 Euro für vier Wochen. Die Therapie dürfte damit monatlich knapp 328 Euro kosten.

Der Preis liegt damit deutlich niedriger als in den USA: Dort hat Wegovy einen Listenpreis von 1.350 US-Dollar, das sind umgerechnet knapp über 1.200 Euro pro Monat.

Ärzte können nach Angaben von Novo Nordisk das Mittel ab dem 17. Juli indikationsgerecht für Adipositas-Patienten verschreiben. In Deutschland sind Medikamente zur Gewichtsregulierung von der Erstattung durch die gesetzlichen Krankenkassen ausgeschlossen. Das bedeutet: Wer einen Arzt findet, der "Wegovy" verschreibt, muss es selbst bezahlen.

Hype dank US-Prominenter

In den USA ist die Diskussion um die Abnehmspritze groß. Sie soll bereits Prominenten wie Tesla-Chef Elon Musk und Reality-Star Kim Kardashian beim Abnehmen geholfen haben. Die Nachfrage nach den frei verfügbaren Abnehmmitteln ist in den USA so hoch, dass die Hersteller teilweise bereits den Zugang für neue Patienten beschränken mussten, da es wegen der immensen Nachfrage immer wieder zu Lieferengpässen kommt.

dpa/Reuters (cga)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 10. Mai 2023 | 17:15 Uhr

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