Nordsee Etwa 500 Elektro-Autos auf brennendem Frachter

28. Juli 2023, 22:29 Uhr

Der Brand auf dem Autofrachter vor der niederländischen Küste ist etwas eingedämmt worden – möglicherweise durch die Kühlung der Seitenwände. Von einer Entwarnung will die Küstenwache jedoch noch nicht sprechen. Bergungsfachleute prüfen, ob und wann sie das Schiff betreten können. Der Reederei zufolge sind viel mehr E-Autos an Bord als bisher angegeben.

Das Feuer auf dem Autofrachter vor der niederländischen Küste hat nach Angaben der Küstenwache nachgelassen. Auf dem Schiff seien nun keine Flammen mehr zu sehen, sagte eine Sprecherin am Donnerstagabend der Deutschen Presse-Agentur. Für eine Entwarnung sei es aber zu früh. Das Feuer könne auch wieder aufflammen. Löschboote hatten die Seiten des Schiffs mit Seewasser gekühlt. Daran war auch ein deutsches Löschboot beteiligt.

Die Kühlung wurde der Küstenwache Zufolge inzwischen unterbrochen. Zu viel Seewasser auf dem Schiff könnte die Stabilität gefährden.

Rund 500 E-Autos an Bord

Entgegen bisherigen Angaben befinden sich etwa 500 elektrische Autos auf dem Frachter und damit weitaus mehr als die 25, die bisher gemeldet wurden. Das berichtete die niederländische Nachrichtenagentur ANP am Freitag. Sie beruft sich auf Angaben des Unternehmens K Line, das die "Fremantle Highway" vom japanischen Reeder gechartert hat. Auch die Reederei bestätigte die Zahl.

Unklar ist, was was für die Entwicklung des Feuers bedeutet. Die Batterien von E-Autos sind schwieriger zu löschen. Möglicherweise war auch ein E-Auto der Brandherd. Aber das ist noch nicht bestätigt.

Experten warten darauf, das Schiff zu überprüfen

Das Feuer auf dem Frachter mit rund 3.800 Autos als Ladung war in der Nacht zum Mittwoch vor der Wattenmeerinsel Ameland ausgebrochen. Fachleute gehen davon aus, dass es bis zu Monaten dauern kann. Noch immer ist es den Angaben zufolge unmöglich, dass Bergungsspezialisten die "Fremantle Highway" betreten. Zunächst wollten sie einen Plan für die Bergung erstellen.

Inzwischen wurde der Frachter an einen anderen Schlepper, die Fairplay 30, gekoppelt. Diese Notverbindung sei stärker als die bisherige, hieß es. Durch die Verbindung mit dem Schlepper wird das Schiff demnach stabil gehalten und dafür gesorgt, dass es nicht den Schiffsverkehr behindert und zu sehr abdriftet.

Umweltkatastrophe noch nicht gebannt, erste Verunreinigungen

Noch immer wird befürchtet, dass der Frachter sinkt oder auseinanderbricht. Das könnte eine enorme Katastrophe für die Nordsee bedeuten. Öl und die Ladung würden dann auch das Naturgebiet Wattenmeer gefährden.

Nach Einschätzung eines Experten vom Naturschutzbund (Nabu) ist bereits verunreinigtes Wasser in das Meer gelangt. Kim Detloff, Nabu-Meereschutzfachmann, sagte NDR Info: "Tatsächlich ist die Umweltkatastrophe jetzt schon da." Es gebe bereits kontaminiertes Lösch- und Kühlwasser. Detloff zufolge verbrennen Schadstoffe, Giftstoffe, Schwermetalle, Kunststoffe, Batterien und Öl. "Und diese Bestandteile gelangen schon jetzt über das Kühlwasser ins Ökosystem, sodass es lokal zu Verunreinigungen kommt", sagte Detloff. Das sei jedoch kein Vergleich zu dem, was drohe, wenn das Schiff sinken sollte.

Nabu-Experte sieht drei Optionen für Einsatzkräfte

Nach Ansicht von Detloff gibt es für die Einsatzkräfte zurzeit drei Optionen: Sie könnten das Schiff brennen lassen und hoffen, dass das Feuer schwächer wird. Der Frachter könne zu einem Nothafen geschleppt werden, dann gingen Löschmannschaften gegebenenfalls an Bord. Oder man lasse das Schiff gezielt auf Grund laufen, sollte es sinken. Gegenwärtig versuche man, es weiter raus auf See zu schleppen und vom Wattenmeer zu entfernen. Das sei eine Möglichkeit, um Zeit zu gewinnen.

dpa (kkö)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 28. Juli 2023 | 06:00 Uhr

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