Der ehemalige US-amerikanische Außenminister Henry Kissinger, 2014
Der ehemalige US-amerikanische Außenminister Henry Kissinger wurde 100 Jahre alt. Bildrechte: picture alliance / dpa | Britta Pedersen

Mit 100 Jahren Früherer US-Außenminister Henry Kissinger gestorben

30. November 2023, 18:35 Uhr

Er galt als Architekt der Entspannungspolitik im Kalten Krieg und kommentierte bis zuletzt das Weltgeschehen: Der frühere US-Außenminister Henry Kissinger prägte jahrzehntelang die amerikanische Politik. Jetzt ist der deutschstämmige US-Politker im Alter von 100 Jahren gestorben.

Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger ist tot. Wie seine Kommunikationsagentur mitteilte, starb der Deutsch-Amerikaner am Mittwoch in seinem Haus im US-Bundesstaat Connecticut. Kissinger wurde 100 Jahre alt. Der im fränkischen Fürth geborene Kissinger prägte über viele Jahre maßgeblich die US-Außenpolitik.

Ab 1969 war der Republikaner zunächst Sicherheitsberater von Präsident Nixon, 1973 wurde er zum Außenminister ernannt. Kissingers Politik beruhte auf dem Konzept des Gleichgewichts und zielte auf eine Entspannung im Ost-West-Konflikt. Auch nach dem Ende des Kalten Kriegs war sein Rat bei der US-Regierung gefragt. Ex-US-Präsident Donald Trump traf Kissinger gleich mehrfach.

Kissinger floh vor den Nazis

Henry Kissinger wurde am 27. Mai 1923 im bayerischen Fürth als Sohn eines jüdischen Lehrers geboren. 1938 floh die Familie vor den Nazis nach Amerika.

Henry Kissinger und Hans-Dietrich Genscher
Henry Kissinger (links) und sein westdeutscher Amtskollege Hans-Dietrich Genscher 1975 in Bonn. Bildrechte: picture-alliance/Martin Athenstädt

Im Zweiten Weltkrieg kämpfte Kissinger als US-Soldat gegen Deutschland. Seiner fränkischen Heimatstadt Fürth blieb Kissinger immer verbunden: Im hohen Alter besuchte er ein Heimspiel der SpVgg Greuther Fürth nach deren Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga.

Im Vietnamkrieg führte Kissinger mit dem kommunistischen Nordvietnam Geheimverhandlungen, die zum Waffenstillstandsabkommen und zum Abzug der US-Truppen führten. Kissinger erhielt dafür gemeinsam mit dem nordvietnamesischen Unterhändler Le Duc Tho den Friedensnobelpreis. Kissinger gab diesen zurück, nachdem das kommunistische Nordvietnam den Süden überrannt hatte.

Kritik an Kissingers Rolle im Kalten Krieg

Immer wieder sah sich Kissinger aber auch scharfer Kritik ausgesetzt. In Kissingers Amtszeit als Nixons Sicherheitsberater fällt auch die Bombardierung von Kambodscha, einem neutralen Nachbarstaat des Vietnam. Tausende kambodschanische Zivilisten kamen dabei ums Leben. Zudem soll der Geheimdienst CIA auf Kissingers Betreiben hin 1973 den Putsch gegen den sozialistischen Präsidenten von Chile, Salvador Allende unterstützt haben, weil die USA ein zweites Kuba befürchteten.

Bis zuletzt kommentierte Kissinger öffentlich die weltpolitische Lage: Er äußerte Verständnis für die Schwierigkeiten Deutschlands, seine Rolle in Europa im Zuge des Ukraine-Kriegs zu finden. Andere Aussagen Kissingers wurden als Aufforderung an die Ukraine gedeutet, die Krim und Teile des Donbass an Russland abzutreten. Kurz darauf relativierte er diese Aussagen allerdings.

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